Spielbericht: 1860 München - 1. FC Kaiserslautern 1:1

Ein Punkt, der nun veredelt werden kann

Ein Punkt, der nun veredelt werden kann


Am Montagabend wäre für den FCK mehr drin gewesen als nur ein Punkt bei 1860. Trotzdem können die Lautrer mit dem Remis besser leben, als es noch vor Kurzem der Fall gewesen wäre. Der Blick richtete sich ohnehin schon während des Spiels nach vorne.

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Es war eine seltsame Atmosphäre, die sich in der mal wieder gähnend leeren Münchner Arena (offizielle Zuschauerzahl: 17.600) zwischen der 60. und 85. Minute breitmachte. Während der 1. FC Kaiserslautern auf dem Platz das Spiel zwar dominierte, aber in dieser Spielphase kaum Torchancen generierte, stimmten Teile der rund 1.200 Gästefans den einen oder anderen Schmähgesang in Richtung des kommenden Derbygegners aus Karlsruhe an.

Auf der Gegenseite, in der Heimkurve des TSV 1860 München, machte sich nach einem zu Beginn noch halbwegs vorhandenen Support für die eigene Mannschaft und einzelnen "Scheiß FC Bayern"-Wechselgesängen mit den FCK-Fans zusehends Unmut breit, der sich vor allem an Cheftrainer Kosta Runjaic festmachte. Es schien, als hätten sich beide Seiten früh mit der Punkteteilung zufriedengegeben. Die Stimmung auf Lautrer Seite dürfte allerdings deutlich besser sein als bei den Sechzgern. Das gegen Ende der Partie deutlich vernehmbare "Kosta raus" zeugte nämlich von der x-ten Krise bei "Münchens großer Liebe".

Traurig, aber wahr: 1860 als mahnendes Beispiel für den FCK

Ohnehin entwickeln sich Reisen zu den Weiß-Blauen mittlerweile zu einem echten, abstoßenden Anschauungsunterricht, welche Entwicklung der FCK hoffentlich niemals nehmen wird. Denn bei den Löwen ist das graue Riesenstadion noch leerer, der Zuschauerschwund noch eklatanter, die Stimmung nach dem Rückzug der "Giasinga Buam" nochmals gespenstischer, die sportliche Misere noch andauernder und die Vereinspolitik, vor allem wegen Investor Hasan Ismaik, noch verworrener. Die Entlassung von Kosta Runjaic, der sich am Montagabend zunächst noch kämpferisch-optimistisch gegeben hatte, ist nur ein weiteres Kapitel in der schier endlosen Horrorshow der Giesinger: Sportdirektor Thomas Eichin wurde von Ismaiks Truppe gar nicht mehr gefragt und soll selbst vor der Entlassung stehen.

Dabei hatten die Löwen gegen den FCK zunächst deutlich besser ins Spiel gefunden und die Korkut-Elf in den ersten 20 Minuten ordentlich unter Druck gesetzt. Nicht unverdient waren die Münchner nach neun Minuten durch Ivica Olic in Führung gegangen, drängten danach auf das zweite Tor – wäre nicht Julian Pollersbeck im Weg gestanden, der Olic‘ zweiten Versuch bärenstark und unter lautem Jubel des FCK-Anhangs abwehrte. "Ich habe geguckt, was er macht und dann versucht zu reagieren. Das ist dann ganz glücklich gelaufen", sagte der gebürtige Oberbayer nach der Partie.

Nach diesem Doppel-Schock legten die Roten Teufel endlich los, unterstützt von den gut aufgelegten mitgereisten Fans, die sich hinter dem breiten "We don’t like Mondays"-Banner im Gästeblock versammelt hatten. Ihre Anfeuerungsrufe zeigten Wirkung, mehr und mehr kam der FCK nun in Tritt. "Die Brust ist breiter geworden, nach den letzten Spielen. Vor fünf, sechs Wochen weiß ich nicht, ob wir nach einem 0:1 in München weiter so den Ball laufen gelassen und die Ruhe bewahrt hätten. Wir haben ordentlich gespielt", erklärte Christoph Moritz, der kurz vor der Pause den 1:1-Ausgleich durch Zoltan Stieber vorbereitet hatte.

Osawe und Zoua haben den Siegtreffer auf dem Fuß

"Das hatten wir oft im Training geübt. Das war ein super Ball von Christoph. Ich glaube, es war ein schönes Tor", sagte der Ungar nach dem Spiel grinsend. Er sicherte seinen Farben damit einen unter dem Strich verdienten Punkt. Mit etwas mehr Glück und mehr Durchsetzungskraft wäre sogar der vierte Sieg in Folge drin gewesen. Doch Osayamen Osawe und der eingewechselte Jacques Zoua ließen in der Schlussphase zwei große Chancen ungenutzt. So ganz zufrieden zeigte sich Tayfun Korkut nach dem Spiel deshalb nicht, auch wenn er betonte, dass man mit einem Punkt leben könne – der nun aber im Derby veredelt werden müsse.

Zum gleichen Urteil kam man auch im Gästeblock, der die Mannschaft mit Applaus verabschiedete und wie schon während des Spiels auf das kommende Südwest-Derby gegen den KSC (Sonntag, 13:30 Uhr, Fritz-Walter-Stadion) einstimmte. Dass die Botschaft angekommen war, bewies Marcel Gaus. "Da ist alles gesagt. Ich weiß, was es für die Fans bedeutet. Ich bin jetzt keiner der große Reden schwingt, sondern wichtig ist, dass wir auf dem Platz Gas geben", kündigte der Außenbahnspieler an.

Mein Teufel des Tages: Zoltan Stieber hätte sich den Titel verdient, aber auch sein Vorlagengeber Christoph Moritz erwischte einen guten Tag. Doch mein Spieler des Spiels ist Julian Pollersbeck, der sein Team nicht nur im ersten Durchgang im Spiel hielt, sondern auch im weiteren Verlauf immer zur Stelle war.

Was sonst noch auffiel: Daniel Halfar ist zurück! "Eine Verletzungspause ist immer scheiße. Es freut mich umso mehr, dass ich heute wieder spielen durfte. Das ist mit das schönste Gefühl", sagte er. Dass der FCK-Kapitän allerdings nicht gleich in die Startelf rückte, sich hinten anstellen musste und erst im zweiten Durchgang eingewechselt wurde, ist auch ein Beweis für den mittlerweile stabilisierten FCK. "Die Luft wird dünner bei uns. Jeder muss sich strecken, dass er am Ende auf dem Platz steht", sagte Christoph Moritz über das Comeback des 28-Jährigen. "Wir haben jetzt oft mit der gleichen Aufstellung gespielt, trotzdem kann keiner sicher sein, dass er auf dem Platz steht."

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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