Spielbericht: 1. FC Saarbrücken - 1. FC Kaiserslautern 0:2

Derby kann nur einer: Lautern und sonst keiner!

Derby kann nur einer: Lautern und sonst keiner!


Geil, geiler, Lautern! Der 1. FC Kaiserslautern feiert gegen den 1. FC Saarbrücken hochverdient den dritten Derbysieg in diesem Jahr. Die Roten Teufel sind in allen Belangen besser - auf und neben dem Platz.

- Fotogalerie | 15. Spieltag: 1. FC Saarbrücken - 1. FC Kaiserslautern

Der Derby-Tag begann früh. Um 9:00 Uhr hatte das Fanbündnis 1. FC Kaiserslautern "Alle in Rot" zum Treffen am Bahnhofsvorplatz eingeladen, von wo man mit dem Zug gemeinsam in Richtung Saarland aufbrechen wollte. Schon anderthalb Stunden vor der Abfahrt waren dieser Aufforderung mehrere hundert Fans gefolgt, deckten sich im "12. Mann" mit Getränken ein und holten sich ihre Derbyschals ab. Auch der FCK-Mannschaftsbus wollte sich dieses Bild nicht entgehen lassen und drehte noch eine Ehrenrunde um den Bahnhof, von wo er unter großem Jubel in Richtung Auswärtsspiel verabschiedet wurde. In Saarbrücken angekommen, wartete wie angekündigt eine große Polizeipräsenz - es waren Einheiten aus gleich fünf Bundesländern im Einsatz, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. Auch die Bundespolizei war zugegen. Sie sperrte den Ludwigspark weiträumig ab, was das Parken mit dem Auto in Stadionnähe nahezu unmöglich machte. Die Anspannung im Saarland war so groß, dass Innenminister Klaus Bouillon (CDU) schließlich im Vorfeld der Partie von "zwei Sonderzügen von Chaoten" fabulierte, die aus Kaiserslautern kommen würden. Da hatte offenbar jemand - der Name legt es ja nahe - zu viel Maggi getrunken. Sogar FCS-Pressesprecher Peter Müller sah sich berufen und widersprach, erwiderte, er erwarte immer noch Menschen und "zunächst einmal Gäste". Die kamen gegen 11:30 Uhr mit einem gewaltigen "Hurra, hurra, die Lautrer, die sind da" an, mussten jedoch noch warten, bis auch der letzte Zug mit Fans angekommen war, ehe es, eskortiert von der Polizei, in Richtung Stadion ging. Rund 1.500 Fans marschierten mit, unterwegs ging es sehr stimmungsvoll zu, es wurde hier und da aber auch mehrmals fast brenzlig, weil auf dem gemeinsamen Anreiseweg die Fantrennung wie angekündigt nicht zu 100 Prozent sichergestellt werden konnte. Alles in allem blieb es aber friedlich.

"Uff die Bääm, die Pälzer kumme": Tomiak lässt die rote Wand beben

Um kurz nach 13:00 Uhr hatten direkt hinter den Trainerbänken zwei prominente Gäste Platz genommen: Die FCK-Investoren Axel Kemmler und Klaus Dienes verfolgten die Partie gemeinsam mit den FCK-Vorständen Wolfgang Erfurt und Tobias Frey sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Keßler. Als um 13:27 Uhr die Saarbrücker Mannschaft den Rasen betrat, war der Gästeblock schon rappelvoll. Ein gellendes Pfeifkonzert sollte früh deutlich machen, wer hier heute das Sagen hat. Als zwei Minuten später auch die Roten Teufel eintrafen, hallte es lauthals: "Auswärtssieg!" Rund um den Anpfiff flogen leider auch mehrfach Böller durch die Luft. Gegen 13:36 Uhr wurde es zunehmend unruhiger: Auf der Gegentribüne kam es zu vereinzelten Reibereien, weil FCK-Fans, FCS-Anhänger und Ordner aufeinandertrafen. Davon unbeeindruckt machte eine Viertelstunde vor Anpfiff ein Fan seiner Freundin am Mittelkreis noch einen Heiratsantrag. Es sollte für die beiden FCS-Fans im Nachhinein das einzig Schöne an diesem Nachmittag geblieben sein, aber dafür können sie später mal ihren Kindern vom verlorenen Derby gegen den FCK erzählen.

Als um 14:05 Uhr das Saar-Pfalz-Derby mit fünf Minuten Verspätung angepfiffen wurde, machte Saarbrücken keinen Stich mehr. Zwar war die Partie in der ersten halben Stunde allgemein von Kampf statt von spielerischer Qualität geprägt, die Roten Teufel wirkten aber griffiger und bissiger und hatten zudem (mal wieder) Schiedsrichter-Pech: Denn in der 12. Minute ließ Florian Badstübner, der 2020 auch das 1:1 am Betze gegen Mannheim gepfiffen hatte, ein Foul an Philipp Hercher im Strafraum durchgehen. Zwar kein schlimmes, doch Hercher wurde eben getroffen. Es hätte also Strafstoß geben müssen. Nicht die letzte Fehlentscheidung an diesem Tag, trotzdem muss man festhalten: Der Schiri sorgte dafür, dass das Spiel auf dem Feld insgesamt ruhig blieb und nicht wie im September gegen Mannheim eskalierte. Nach einer halben Stunde wurde Saarbrücken etwas mutiger, was Marco Antwerpen an der Seitenlinie sicht- und hörbar verärgerte. Zweimal stieß er einen lauten Schrei etwas abseits seines übrigen Trainerteams aus. Die Anspannung, sie war groß. Doch in der 32. Minute folgte dann die Erlösung: Nachdem eine Minute zuvor der gebürtige Saarländer Hendrick Zuck schon eine große Kopfballchance gehabt hatte, war es jetzt wieder Zuck, der einen Freistoß in den Strafraum schlug, wo niemand an den Ball kam, der erst am Pfosten und dann bei Boris Tomiak landete. Der Innenverteidiger bugsierte ihn mit dem Kopf in die Maschen: 1:0! Und das vor dem Saarbrücker Fußballvolk. Der Gästeblock auf der anderen Seite explodierte förmlich. Und siehe da: Auch inmitten von blau-schwarzen Schals sah man FCK-Fans aufspringen. Das tat auch die Lautrer Bank, die drei Minuten später den nächsten Schiri-Fehltritt durchleben musste: Dominik Ernst traf auf der Gegenseite nur die Beine von Daniel Hanslik, eigentlich eine Rote Karte. Er sah nur Gelb. Zumindest spielentscheidend sollte es an diesem Nachmittag nicht gewesen sein.

Redondos Blitzstart macht den Derby-Traum perfekt: Wir sind stolz auf Euch!

Kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit wurde es auf den Rängen wieder turbulent: Beide Lager zündeten fleißig Pyrotechnik, die Saarbrücker Seite provozierte, indem sie Lautrer Fanutensilien verbrannte. Auf der Haupttribüne begann ein kleines Handgemenge zweier älterer Männer, was die Ordner jedoch schnell wieder beilegen konnten. Auch in der Heimkurve knallte es später noch untereinander. Es sind gerade einmal zehn Minuten in der zweiten Halbzeit gespielt, da hätte der Derbyerfolg schon eingetütet sein können: Denn Hanslik lief alleine auf Keeper Daniel Batz zu, doch der parierte - vielleicht war Hanslik etwas zu beeindruckt vom Gästeblock, auf den er sich so freute, wie er kurz vor dem Spiel im DBB-Interview verriet. Zu diesem Zeitpunkt hatten nicht nur der FCK auf dem Platz, sondern auch die Fans der Roten Teufel das Kommando übernommen. "Oh FCK, in rot-weiß rot, bist mein Verein, bis in den Tod", hallt es von den Rängen. Und es sollte noch besser kommen: In der 65. Minute wurde der heute torlose Hanslik ausgewechselt, für ihn kam Kenny Redondo in die Partie. Und wie! Auf der rechten Außenbahn eroberte er erst selbst den Ball und drang in den Strafraum ein. Sein Versuch querzulegen, wurde zunächst geblockt, doch das eröffnete Redondo selbst eine gute Nachschussposition, was er erst nutzte und dann netzte! Jetzt kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt, jedem wurde klar: Hier brennt außer Pyro heute nichts mehr an.

Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Saarbrücken in der Folge stärker wurde, aber mehrfach im bis dato quasi noch völlig kalten und ungeprüften Matheo Raab ihren Meister fand. So etwa in der 78. Minute als er gleich doppelt, erst gegen den eingewechslten Julian Günther-Schmidt und dann gegen Adriano Grimaldi rettete. Schlag den Raab, das war gestern! Apropos eingewechselt: Das wurde in der 74. Minute auch noch Felix Götze, wie angekündigt mit Rugby-Helm. Er zeigte keinerlei Anzeichen von Nervosität und erlebte ein kurzes, ruhiges Comeback. Wobei ruhig das falsche Wort sein dürfte: Denn als der vierte Offizielle fünf Minuten Nachspielzeit anzeigte, da hielt es auf der Lautrer Bank niemanden mehr. Der mittlerweile ausgewechselte Jean Zimmer riss mehrfach die Arme hoch, forderte den Schlusspfiff. Schon vor dem Ende umarmte er seinen Chef Antwerpen innig. Um 15:59 Uhr gab es nochmal Freistoß für den FCK, doch den pfiff Badstübner gar nicht mehr erst an. AUS! Der Derbysieg war unser! Was für eine Anspannung von Fans und Mannschaft abfällt, das ist in diesem Moment greifbar. Döpper und Antwerpen feierten kurz selbst vor der Kurve, ehe die Mannschaft lange und ausgiebig ihren Derbysieg genoss. Auf der Gegenseite dagegen ein ganz anderes Bild: Minutenlang wurde der FCS ausgebuht, Mitspieler mussten Torwart Batz zurückhalten, dass er nicht auf einen Fan losging, der ihn zur Rede stellen wollte. Ach, was kann Fußball so schön sein!

Beim FCK dagegen wurde Kapitän Zimmer von den Fans auf den Zaun geholt. Wie schon vor zwei Jahren gegen Mannheim sagte dort ein Banner mehr als tausend Worte: "Der Südwesten ist für immer rot-weiß-rot!" Ihr habt diesen Worten Taten folgen lassen. Das war ein Sieg auf allen Ebenen. Jungs, wir sind stolz auf Euch!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | "Wahnsinn! Einfach geil!": Teufel feiern den Derbysieg (Der Betze brennt)
- Blick in die Kurve | Pyro, Party, Derbysieg: Rote Wand jubelt im Ludwigspark (Der Betze brennt)

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