Spielbericht: FC Ingolstadt - 1. FC Kaiserslautern 2:0

Rückschlag in Bayern

Rückschlag in Bayern


Das Spitzenspiel verloren und zurückgefallen auf den fünften Rang. Einmal mehr war es kein erfolgreicher Tag für den FCK auf bayerischem Boden. DBB-Autor paulgeht schaut auf die Partie beim vielleicht baldigen Erstligisten Ingolstadt zurück.

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Am Ende schallte ein wiederholendes „Olé Rot-Weiß“ aus der Gästekurve und spätestens da war jedem klar: Der 1. FC Kaiserslautern hat sein Auswärtsspiel in Ingolstadt verloren. Ein Rückschlag kurz vor der Winterpause im Dezember, der doch eigentlich zum „Betzember“ werden sollte. Mit dem Fangesang, der spätestens seit der Relegation 2013 für den trotzigen Stolz der FCK-Fans trotz Niederlagen und Rückschlägen steht, endete das Spitzenspiel mit einem mehr oder weniger verdienten Sieg für den Spitzenreiter aus der Donaustadt. Nach den Niederlagen in Nürnberg und Fürth gab es also auch im dritten Anlauf für den FCK in dieser Spielzeit in Bayern nichts zu holen.

Es war kein leichter Nachmittag für die mitgereisten Betze-Fans, die am Sonntagmittag aus allen Himmelrichtungen zum Ingolstädter Sportpark strömten. Ein Großteil der Anhängerschaft hatte sich in aller Frühe auf den Weg gemacht, andere verbanden das Spiel mit einem Wochenende bei den Freunden von 1860 München (inklusive Support bei deren Spiel gegen den KSC am Vortag) und brachten die „Sechzger“ im Gegenzug gleich mit. Insgesamt fanden sich so rund 3.000 Anhänger im rot-weißen Gästeblock zusammen, nachdem sie die peniblen Sicherheitskontrollen, teilweise sogar mit Überprüfung der Münzfaches im Portemonnaie überstanden hatten. Auf die Stimmung hatte das keinen Einfluss, die Gäste behielten das ganze Spiel über die Oberhand. Ebenfalls konnte daran auch das vorab auferlegte Verbot für Fanutensilien nicht viel ändern. Es durften keine Doppelhalter, Trommeln oder Schwenkfahnen mit ins Stadion genommen werden, wogegen die FCK-Fans mit einem Spruchband deutlich Stellung bezogen. Getrommelt werden konnte übrigens trotzdem: kurzerhand wurde ein Mülleimer zur Trommel umfunktioniert und fortan als Taktgeber für den Gästebereich verwendet.

Zur guten Stimmung bei den Gästen trug in der ersten Hälfte auch die sportliche Leistung der Mannschaft bei. Kosta Runjaic schickte die siegreiche Startelf vom Aue-Spiel ins Rennen, die auch gegen Ingolstadt von Beginn an dominierte. Mit schnellen Kontern und Positionswechseln machte der FCK den Schanzern das Leben schwer und bekam gleich mehrmals die Chance zur Führung. Die erste gute Möglichkeit ergab sich für Srdjan Lakic nach einer punktgenauen Flanke von Michael Schulze. Doch dem Kroaten fehlten wie so häufig zuletzt ein paar Zentimeter zum Torerfolg. Im Nachhinein steht diese Szene stellvertretend für die Rückkehr eines großen Lautrer Problems an diesem Nachmittag: die Roten Teufel machen einfach zu wenig aus den Phasen in denen sie deutlich überlegen sind. Es sind diese Momente, die in einem knappen Spiel für den Ausgang entscheidend sein können. Umso frustrierender, wenn sie nicht genutzt werden.

Spielentscheidend war auch eine Szene in der 30. Minute: Markus Karl, wieder einmal Dreh- und Angelpunkt im FCK-Spiel, legte sich den Ball zu weit vor, foulte etwas übermotiviert seinen Gegenspieler und sah die Gelbe Karte. Da sich Karl in den verbleibenden 15 Minuten bis zur Halbzeit zwei weitere gelbwürdige Fouls leistete, musste ihn Runjaic zwangsläufig zur Pause vom Feld nehmen, was sich später als dramatischer Stabilitätsverlust bemerkbar machen sollte.

Zunächst aber ging der Lautrer Fanblock angesichts der guten Leistung optimistisch in die Halbzeit, in der vor allem ein Besucher auf der Gegengerade für den entsprechenden Zeitvertreib sorgte.

Da stand doch tatsächlich ein junger Kerl, vielleicht Mitte 20, im Trikot des FC Bayern München und schwenkte munter zum Takt der donnernden Stadion-Boxen sein Ingolstadt-Fähnchen. Als ihm der gesamte Gästeblock lautstark und gestenreich mitteilte, was vom deutschen Rekordmeister zu halten ist, setzte er sich zunächst hin um wenige Momente später verschämt und unter lautem Jubel des Lautrer Anhangs seine Jacke über dem rot-blauen Hemd zu schließen. Punktsieg auf den Tribünen!

Apropos Tribüne: Angesichts des Spitzenspiels hatte man sich auf Ingolstädter Seite deutlich um eine „tolle Atmosphäre“ bemüht. Doch auch die im ganzen Stadion verteilten Fähnchen (wenigstens keine Klatschpappen), eine eher unbeholfene Choreo vor dem Anpfiff („Schon immer Schanzer“, mit den Wappen und Vereinsfarben der Vorgängerklubs MTV und ESV Ingolstadt), flankiert von einem fast schüchtern hochgehaltenen Schildchen „Herbstmeister“, und die von den zwei Stadionsprechern verbreitete Superduper-Partystimmung konnten den Eindruck nicht verhindern, dass das Publikum irgendwie deplatziert wirkte. Und das, obwohl sich immerhin 10.000 Zuschauer (eine „würdige Kulisse“, wie FCI-Coach Hasenhüttl am Samstag sagte) auf der Heimseite ins Stadion begeben hatten - gemessen am frenetischen Applaus nach Bekanntgabe der Zuschauerzahl, eine absolute Rarität. Und tatsächlich war es der erste fünfstellige Zuspruch in dieser Saison beim Spitzenreiter. Die volle Ärmlichkeit der Atmosphäre zeigte sich schon beim Einlaufen der Mannschaften. Während im Heimblock die besagte Choreographie durchgeführte wurde, dröhnte aus den Boxen eine dramatische Musik, die wahrscheinlich Spannung erzeugen sollte. Doch als diese plötzlich jäh verstummte, war es im Stadion – mit Ausnahme des Gästeblocks – still. Die Musik setzte daraufhin wieder eilig ein, um erst mit dem Anstoß endgültig auszuklingen. Es läuft einem kalt den Rücken runter, wenn man überlegt, dass diese Nicht-Atmosphäre schon bald Bundesligafußball zu sehen bekommt.

Richtig laut wurde es im Sportpark eigentlich nur zwei Mal – nämlich nach den Toren für den FCI. Ausgangspunkt war in der 52. Minute ein mit Gelb geahndetes Foulspiel von Amin Younes. Den Freistoß verwertete Lukas Hinterseer (Neffe des berühmten Hansi) zum 0:1. Nur acht Minuten später stellte der sehr kleinlich pfeifende Schiedsrichter Knut Kircher den verwarnten Younes nach einem ärgerlichen zweiten Foulspiel vom Platz. Der FCK, dem jetzt der ausgewechselte Markus Karl richtig fehlte, verlor seinen Faden daraufhin komplett und musste kurz vor Ende auch noch das 0:2 verkraften. Dominique Heintz verschätzte sich bei einem weiten Abschlag des FCI-Keepers Ramazan Özcan, woraufhin der eingewechselte Stefan Lex zum Endstand traf.

Und jetzt? Spitzenspiel verloren, um drei Plätze abgestürzt – war’s das schon mit dem goldenen „Betzember“? Die Enttäuschung kurz nach Abpfiff war gewiss groß, doch mit dem aufmunternden Applaus, den die Mannschaft zum Abschied bekam, kehrte ein bisschen Hoffnung zurück. Es bleiben vor der Winterpause immerhin noch zwei Spiele und das Gute ist: schon am Mittwoch geht es weiter. Zwar steht auch dann ein Auswärtsspiel auf bayerischem Boden an, doch mit der Unterstützung der FCK-Fans, einem Schuss Konzentration und einem kleinen Funken Glück sollte diese Aufgabe definitiv zu lösen sein. Dann muss der Gästeblock auch ganz sicher kein trotziges „Olé Rot-Weiß“ zum Ende anstimmen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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