Spielbericht: FC St. Pauli – 1. FC Kaiserslautern 1:3

The class of '93

The class of '93


Zuhause ohne Niederlage, auswärts ohne Sieg – so lautete die bisherige Saisonbilanz der Roten Teufel. Am Sonntag wurde die Negativserie in der Fremde gebrochen und der FCK konnte in Sankt Pauli den lang ersehnten Dreier klarmachen. Großen Anteil daran hatten drei Jungspunde, die sich nicht nur das Geburtsjahr, sondern auch die Tore an diesem 15. Spieltag teilten.

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„Auswärtssieg, Auswärtssieg“, schallte es in der Nachspielzeit durch den Gästeblock des frostigen Millerntor-Stadions. Welch eine Erleichterung! Am 15. Spieltag hat der 1. FC Kaiserslautern mit dem verdienten 3:1 (2:0) beim FC St. Pauli endlich seinen ersten Auswärtssieg der Saison 2014/15 eingefahren.

Nach frustrierenden fünf Unentschieden in Folge, die im Umfeld erste Unruhe aufkommen ließen, hatte Kosta Runjaic reagiert: Zwar brachte der FCK-Trainer nicht den von vielen Fans erhofften zweiten Stürmer in die Startformation, dafür aber im Mittelfeld mit Kerem Demirbay und Jean Zimmer zwei neue Offensivkräfte anstelle von Kevin Stöger und Karim Matmour. Zwei Wechsel, die sich auszahlen sollten.

Vor allem Zimmer zeigte nach zwei Monaten „Vertragsverhandlungspause“ ein starkes Startelf-Comeback und brachte die Roten Teufel schon in der ersten Halbzeit auf die Siegerstraße: Das 1:0 von Amin Younes bereitete er mustergültig vor (22.), das 2:0 erzielte er gleich selbst (30.). Für Zimmer wird St. Pauli so langsam im wahrsten Sinne des Wortes zum Freudenhaus der Liga: Im April gab der Noch-20-jährige hier sein Debüt in der Lautrer Startformation, und jetzt im Dezember sein erster Eintrag in der Torschützenliste. Bei beiden Treffern wurde aber auch deutlich, warum die Kiezkicker in der Tabelle ganz unten stehen, waren doch einige haarsträubende Abwehrfehler mit im Spiel.

Zur Halbzeitpause hatten somit nur die gut 2.000 mitgereisten FCK-Fans unter den insgesamt 23.584 Zuschauern etwas erwärmendes gesehen. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und eisigem Hamburg-Wind war das durchaus wörtlich zu nehmen, denn neben dem Torjubel half sonst nur gelegentliches Hüpfen oder vielleicht ein extra Glühwein gegen kalte Füße. Angesichts der äußeren Bedingungen sorgten dennoch beide Gruppen für ganz gute Stimmung (bei St. Pauli inklusive zwei tapferen Vorsängern im T-Shirt auf dem Zaun), auch wenn es kein Hexenkessel war. Weil das Millerntor-Stadion mal wieder eine Baustelle ist – die vierte und letzte Tribüne wird demnächst neu gebaut – fand sich ein Teil der FCK-Fans auf einer kleinen, provisorischen Stahlrohrkonstruktion im ansonsten leeren Hintertorbereich Nord wieder.

Dafür, dass es in der zweiten Halbzeit doch noch mal spannend wurde, sorgte Tobias Sippel, der eine Hereingabe nur in die Mitte wegfausten konnte und dann aus gut 20 Metern von St. Paulis Marcel Halstenberg überwunden wurde (59.). Da war sie wieder, die Angst vor dem nächsten unnötigen Unentschieden. Tatsächlich hatten die Kiezkicker jetzt Blut geleckt und setzten die zitternden Teufel gehörig unter Druck, ohne jedoch viele durchschlagende Chancen herauszuarbeiten. Und wenn doch, dann war Sippel zur Stelle. Lautern wankte, wackelte, aber fiel nicht – und wurde in der 87. Minute durch den eingewechselten Sebastian Jacob erlöst: Der aus der zweiten Mannschaft hochgezogene FCK-Angreifer ließ bei einem Konter FCSP-Verteidiger Lasse Sobiech alt aussehen und unterstrich mit seinem zweiten Saisontreffer seine Startelf-Ambitionen für eines der kommenden Spiele.

Amin Younes, Jean Zimmer und Sebastian Jacob: Die drei Torschützen vom Millerntor, alle Jahrgang 1993, stehen symbolisch für den an diesem Spieltag glänzend umgesetzten Jugendstil des 1. FC Kaiserslautern. Dazu der gleich alte Dominique Heintz sowie Willi Orban (Jahrgang 1992), die in der Innenverteidigung die Reihen dicht hielten – die „class of '93“ hatte in St. Pauli ihren großen Auftritt!

Umso größer war bei allen Beteiligten die Freude über den ersten Auswärtsdreier, dem nach zuletzt drei Remis zuhause nun auch im Fritz-Walter-Stadion mal wieder ein Sieg folgen soll. Die Gelegenheit dazu gibt es am kommenden Samstag, wenn mit Erzgebirge Aue der nächste Abstiegskandidat von den Roten Teufeln zum Duell gebeten wird. Dank der schwächelnden Konkurrenz (außer Tabellenführer Ingolstadt gewann sonst kein Team aus der oberen Tabellenhälfte) winkt dann sogar schon wieder ein Aufstiegsplatz für Jean Zimmer und Co.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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