Spielbericht: SV Sandhausen - 1. FC Kaiserslautern 1:0

Chance nicht genutzt

Chance nicht genutzt


Es sollte die Wende nach oben werden, stattdessen folgte der nächste Absturz: Nach einem spielerisch und taktisch desolaten Auftritt musste sich der 1. FC Kaiserslautern beim gefühlten Amateurverein SV Sandhausen geschlagen geben.

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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Wie Alexander Ring mit den Händen vorm Gesicht den Abpfiff erlebte, nachdem er kurz zuvor die letzte Chance auf den Ausgleich vergeben hatte, war symptomatisch für das ganze Spiel der Roten Teufel. Man konnte nicht hinschauen und wollte selbst nicht gesehen werden.

Dabei hatte sich die Mannschaft um Interimstrainer Oliver Schäfer so viel vorgenommen. Der Aufwärtstrend vom Spiel gegen Cottbus sollte in Sandhausen gefestigt werden, mit einem Sieg beim Abstiegskandidaten sollte der Sprung zurück nach oben gelingen. Auch die lange Liste der Ausfälle, die besonders im Sturm und auf der rechten Seite für Probleme sorgte, wurde im Vorfeld nicht als Ausrede herangezogen. Die Chance sollte beim Schopf ergriffen werden.

Die Unterstützung von den Tribünen stimmte jedenfalls: 9.500 Zuschauer füllten das Hardtwaldstadion, davon kamen fast 7.000 (!) aus Kaiserslautern. Dass die Stimmung trotzdem nicht gerade Maßstäbe setzte, hatte verschiedene Gründe. Die Lautrer Ultras erreichten von ihrem neuen Standort - auf der Gegengerade statt wie letzte Saison hinter dem Tor - nicht alle mitgereisten Fans und konnten erst in der zweiten Halbzeit, als der verspätete Vorsänger Sascha Kempf den Zaun erklommen hatte, auch die anderen Tribünen besser mit einbeziehen. Überhaupt ist das Sandhauser Stadion, in dem die Werbebanden teils höher sind als die Tribünen, nicht gerade stimmungsförderlich für einen großen Auswärtsmob. Und last but not least tat auch das Geschehen auf dem Rasen sein übriges.

Denn Torchancen waren akute Mangelware, stattdessen war das Spiel von vielen Fouls, Unterbrechungen und gelben Karten geprägt. Die Gastgeber versuchten ihre Außenseiterrolle mit hartem Kampf zu meistern und die Roten Teufel hielten mit gleicher Taktik dagegen. Leider ging dabei das Spielerische flöten: Immer und immer wieder waren ratlose FCK-Spieler zu sehen, die verzweifelt die Arme hoben und nach einer Anspielstation suchten. Da dies oft erfolglos endete, folgten Pässe zur Seite oder nach hinten. Nach vorne ging fast nichts. Einige Diskussionsansätze zum Spielsystem findet Ihr im Taktik-Thread von „Der Betze brennt“.

Zwei Abseitstore in der Anfangsphase und eine statistische Überlegenheit waren das einzige Resultat der Lautrer Bemühungen, zählbares gab es jedoch nur für Sandhausen: Als schon alle mit einem frustrierenden 0:0 rechneten, netzte der eingewechselte Frank Löning für die Gastgeber ein (85.). Es war bezeichnend, dass das einzige Tor des Tages ein Zufallsprodukt war und aus einem Abpraller nach Rettungsversuch von Willi Orban resultierte. Eine Nullnummer wäre das passendere Ergebnis gewesen in diesem Spiel, dem von Experten sogar das Zweitliganiveau abgesprochen wurde.

Woran hängt's? Hat die Mannschaft - immerhin die mit dem höchsten Marktwert der zweiten Liga - etwa doch nicht das Format für den Aufstieg? Gelingt es auch Oliver Schäfer nicht, das Ruder herumzureißen? Wer oder was könnte Abhilfe schaffen im Kampf gegen den Abwärtstrend?

Der Hauptentscheidungsträger im Verein äußerte sich bereits vor dem Spiel zur aktuellen Lage: Stefan Kuntz geht es „auf den Sack“, so der O-Ton im Sky-Interview, wenn im Umfeld über die offene Trainerentscheidung beim FCK diskutiert wird. Dabei hat er sich dieses Ei selbst ins Nest gelegt: Kein klares Bekenntnis zu Oliver Schäfer, keine eindeutige Festlegung auf einen neuen Trainer. Stattdessen ein Zwischending nach dem Motto: Schauen wir halt mal, was sich ergibt.

Worüber Kuntz sich vielleicht eher Gedanken machen sollte, als über die Trainerdiskussionen im Umfeld, die Medienberichte oder die angeblich anonymen Foren: In Zeiten wie diesen werden Kinder in der Schule ausgelacht, die sich als Fans des 1. FC Kaiserslautern bekennen. In Sandhausen hat nicht Stefan Kuntz verloren oder Oliver Schäfer, sondern vor allem der FCK!

Die Zwischenbilanz des FCK seit dem Doppelsieg zum Saisonauftakt ist mager: Nur ein Sieg aus den letzten fünf Spielen, ein vakanter Trainerposten, das Abrutschen auf (bestenfalls) Platz 7 - willkommen in der Krise! Ob die Roten Teufel diese Situation meistern werden, ist nicht nur von der Trainerentscheidung abhängig und schon gar nicht nur vom nächsten Spiel in Köln. Es geht um viel mehr!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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