Spielbericht: SC Freiburg - 1. FC Kaiserslautern 2:0

Ihr wolltet doch "Endspiel" spielen?

Ihr wolltet doch "Endspiel" spielen?


Im Vorfeld der Partie beim SC Freiburg sprachen die Beteiligten im Umfeld des 1. FC Kaiserslautern von einem "Abstiegsendspiel" oder "Mehr Endspiel geht nicht" (Christian Tiffert). Nun, Endspiele sind immer die letzte Möglichkeit im Fußball, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Oder es mit den Worten eines berühmten Bayern-Trainer zu sagen: "Wir bekommen Gladiolen oder wir sind tot!". Tot, also abgestiegen, sind wir gestern zwar noch nicht und soweit wird es erst sein, wenn rechnerisch nach Punkten die Bundesliga nicht mehr zu halten ist. Aber ist der Kampf noch zu gewinnen?

Wenn wir davon ausgehen, dass Endspiele auch immer mit besonderer Konzentration angegangen werden, mit höchster Vorbereitung, dem Willen und der Entschlossenheit, das allerbeste zu geben, auch wenn jeder gelaufene Meter weh tut, wenn der Kopf und die Beine schwer sind, wenn der Sieg das Überleben sichert und der Triumph über dieses eine Spiel errungen werden kann. Wenn der Sieg die Geschichte eines Vereins beeinflusst, gar neu schreibt. Wenn wir von diesen Kriterien ausgehen, dann war das am 27. Spieltag der Saison 2011/12 definitiv kein Endspiel! Es war ein weiteres Beispiel für das Auftreten einer Mannschaft, die sich vielleicht noch etwas vor macht, weiterhin Endspiele bestreiten zu dürfen. Die sich fragen muss, ob das Wort Endspiel nicht zu viel des guten ist. Habt ihr wirklich "Endspiel" gespielt?

2.500 FCK-Fans in Freiburg hatten nur im Vorfeld der Partie etwas zu lachen. Lunchpakete ließ sich der Verein einfallen, um die Fangemeinde bei Laune zu halten. Diese wurden im Sonderzug sowie an einer Autobahnraststätte verteilt. Im Gästeblock angekommen, war nicht nur die Sicht gewohnt miserabel, sondern es gab auch keine Zaunfahnenplätze und ein Megaphon war auch verboten. Die Mannschaft anzufeuern war an diesem Nachmittag auch völlig sinnlos. Dafür war der FCK einfach zu schwach und nach einer Viertelstunde wurde der Support auch gänzlich eingestellt - denn da stand es schon 2:0 für den Gastgeber. Im Gästeblock war zu diesem Zeitpunkt eigentlich jedem FCK-Fan klar, dass auch dieses Spiel verloren gehen wird.

Vorher stellte der neue Trainer Krassimir Balakov eine für die meisten Beobachter überraschende Offensive aufs Feld. Der junge Julian Derstroff sollte als einzige Spitze im Sturmzentrum auflaufen, flankiert von Kostas Fortounis und Olcay Sahan. Außerdem neu dabei war Antar Yahia für den verletzten Mathias Abel.

Auf Freiburger Seite hatte sich der Verein auch etwas einfallen lassen: Klatschpappen. Permanenter Radau von allen Tribünen, fast eine Karnevalsstimmung wie in Mainz. Und bitte liebe Freiburger: nicht in der Innenstadt im Suff einfach wegwerfen. Das ist für eine Stadt wie Freiburg unwürdig! Ökologisch entsorgen ist das Sprichwort. Und nicht wieder mitbringen zum nächsten Heimspiel! Das solltet ihr den nächsten Gästefans nicht zumuten.

Die Partie begann wieder nicht mit endspielwürdigen Einstellung, die Spieler des FCK sind dem Druck nicht gewachsen. Zwei überflüssige Fehler entschieden das Spiel frühzeitig: Rodnei bolzt in der den Gegner an, der Ball fliegt in den Lauf von Guedé, der unbedrängt einschießt - 1:0 für Freiburg (8.). Kurz darauf patzt Tobias Sippel, als er nach einem Eckball am Ball vorbeisegelt, Makiadi köpft zum 2:0-Endstand ein (15.). Und der FCK? Kam nach dem Doppelschlag besser ins Spiel als dieses längst vorentschieden war. Balakov möchte anscheinend ein schnelles Kurzpassspiel beim FCK installieren. Schade, dass Derstroff in kurz vor der Halbzeit nicht einschoss. Das hätte er sich verdient. Er war viel unterwegs und probierte auch mal eins gegen eins, aber wenn er mal durchkam fehlte immer wieder ein Partner zum Abspiel. Auch die zweite Gelegenheit der Roten Teufel hatte kurz nach der Halbzeit Derstroff, als Baumann abermals gut hielt. Aber zwei Torchancen im kompletten Spiel reichen eben nicht, um einen 0:2-Rückstand noch umzudrehen. Zu mehr war der FCK nicht im Stande. Als das Team nach Abpfiff zum kurzen Dank an den Gästeblock kam, war dieser schon halb leer.

Zwei Torchancen in 90 Minuten Bundesliga. Ist die Qualität der Mannschaft wirklich so schlecht? Der neue Trainer muss in der nächsten Woche eine Aufstellung finden, mit der er "Endspiele" bestreiten. Aufgeben gilt nicht, auch wenn die Mannschaft in der zweiten Hälfte ebenso wie (verständlicherweise) die Fans genau diesen Eindruck vermittelte. Wir können davon ausgehen, dass das Team will. Nur wie? Toll wären zwei Spitzen, Mut zur Offensive. Risiko statt Abwarten. Und auch mal wieder ein paar gelbe Karten, wenn sonst nichts hilft. Denn wir brauchen sechs Punkte aus zwei Heimspielen, um wenigstens wieder in Tuchfühlung zur Relegation zu kommen. Alles andere wird traurig enden in dieser Runde. Die Hoffnung stirbt zuletzt, selbst wenn sie wohl schon auf der Intensivstation liegt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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