Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Mainz 05 0:1

Was ist los?

Was ist los?


Es war mal wieder soweit, am 20. Spieltag der Saison 2010/11 trat im Rheinland-Pfalz-Duell die Landeshauptstadt bei der Fußballhauptstadt an. Der 1. FC Kaiserslautern hatte sich nach dem bitteren Pokalaus von Duisburg viel vorgenommen und Wiedergutmachung versprochen - doch am Ende waren es die Emporkömmlinge von Mainz 05, die ihren ersten Rückrundensieg feiern konnten.

46.649 Zuschauer hatten sich im Fritz-Walter-Stadion eingefunden, wobei insbesondere der Gästeanhang einmal mehr enttäuschte: 2.500 Fans aus Mainz füllten den Gästebereich gerade einmal zur Hälfte, sie zeigten ein paar Schwenkfahnen und zu Spielbeginn eine nette Pyroshow. Zu hören waren sie hingegen nur selten bis zur Westkurve, obwohl dort auch nicht gerade gute Stimmung herrschte. Die FCK-Fans präsentierten zahlreiche Spruchbänder, in denen sich überwiegend über den Gegner auf den Rängen lustig gemacht wurde. Unter anderem wurde 05-Torwart Christian Wetklo gehuldigt, der in der Hinrunde die schlechte Stimmung am Bruchweg kritisiert und die Atmosphäre am Betzenberg als leuchtendes Gegenbeispiel herausgehoben hatte.

FCK-Trainer Marco Kurz änderte seine Startformation nach der Pokalblamage von Duisburg gleich auf vier Positionen. Linksverteidiger Leon Jessen kam für Alexander Bugera, im Mittelfeld ersetzten Thanos Petsos und Pierre de Wit Chadli Amri und den angeschlagenen Ivo Ilicevic, und im Angriff erhielt Jimmy Hoffer den Vorzug gegenüber Adam Nemec.

Nach dem verkorksten Start ins Fußballjahr 2011 war zunächst bei beiden Teams eine gewisse Nervosität zu spüren. Den ersten Aufreger gab es nach sieben Minuten, als 05-Stürmer Adam Szalai im Strafraumduell mit Tobias Sippel zu Boden ging und liegen blieb - Auswechslung mit Verdacht auf Außenbandriss. Trotzdem spielten die Lautrer viel zu verhalten und gerieten zu allem Überfluss mit der ersten Torchance auch noch in Rückstand. Mit einer einfachen Kombination gelangten die Mainzer in den Strafraum, wo Andreas Ivanschitz auf Lewis Holtby ablegte, der zum 0:1 netzte (23.). Die größte Chance zum Ausgleich hatte Petsos, dessen Fernschuss Heinz Müller klasse parierte, ansonsten sollte bis zum Halbzeitpfiff nicht mehr viel passieren.

Zu Beginn der zweiten 45 Minuten wurde in der Westkurve ein weiteres Spruchband gezeigt: „Böller werfen nur Idioten - So bleibt Pyro ganz verboten!“ Leider gab es auf beiden Seiten je einen solchen Idioten, denn nicht nur bei den Mainzern wurde zu Spielbeginn ein Böller gezündet, sondern auch aus Block 9 flog später ein Bengalo aufs Spielfeld. Verletzt wurde bei beiden Aktionen glücklicherweise niemand, dennoch ist sowas einfach nur bescheuert und sollte von den daneben stehenden Fans umgehend sanktioniert werden...

Auch in der zweiten Halbzeit war von den Lautrern kein energisches Aufbäumen zu spüren, so dass sich auch die Stimmung nicht mehr wirklich verbesserte. Dennoch wollte der Mainzer Wetklo, mittlerweile nur noch Reservetorwart, wohl etwas Atmosphäre schnuppern und begab sich mit den anderen Ersatzspielern zum Aufwärmen direkt vor die Westkurve - eigentlich ungewöhnlich für einen Torhüter.

Die Vorentscheidung für Mainz rückte näher als der Ausgleich, doch auch die selbsternannten Europacup-Aspiranten konnten nicht wirklich überzeugen. FCK-Trainer Kurz brachte schließlich für die letzten 20 Minuten Nemec und - nach lautstarker Aufforderung des Publikums - Jan Moravek, doch auch dies sollte nichts bringen. In letzter Verzweiflung wechselte Kurz dann sogar noch Amri ein, wohl in der Hoffnung, dass der Mittelfeldspieler gegen seinen Ex-Klub eine dieser typischen Fußballgeschichten schreibt und das Spiel vielleicht noch drehen kann. Der Franco-Algerier forderte häufig den Ball, gewann dann aber keinen einzigen seiner wenigen Zweikämpfe - nach so wenigen Kurzeinsätzen hat sich wohl noch kein Spieler bei den Fans so unbeliebt gemacht wie Amri.

Dem unter besonderer Beobachtung stehenden Bald-Wolfsburger Srdjan Lakic wäre kurz vor Schluss fast doch noch der Ausgleich gelungen, sein Schuss von der Strafraumgrenze landete am Pfosten. Es blieb beim 0:1, die Mainzer konnten feiern während die Lautrer ratlos trauerten.

Was ist los mit der Elf von Marco Kurz? Waren die englischen Wochen körperlich zuviel für das junge Team? Stimmt es psychisch nicht? Wie kann der Hebel wieder umgelegt und an die Erfolge der Hinrunde angeknüpft werden? Im Moment scheint es noch keine Antwort auf diese alles entscheidende Frage zu geben.

Die Reaktionen des Publikums waren jedenfalls eindeutig. Zwar applaudierten viele Fans ihrem Team, das in dieser Saison schon so oft zu begeistern wusste und nach wie vor nicht mit den Abstiegsplätzen in Berührung kam. Doch es gab auch Wut und Enttäuschung, die sich in Pfiffen und lautstarken Appellen an die Mannschaft äußerte. Diese traute sich nach dem erneuten Trauerspiel kaum in die Kurve, zeigte dann auf Initiative Einzelner aber doch noch Mumm und stellte sich ihren Fans - auch die viel kritisierten Amri und Lakic. In einer Situation, in der man sich an jeden Strohhalm klammert, darf dies als gutes Zeichen gewertet werden. Beim kommenden Auswärtsspiel in Hoffenheim werden jedenfalls alle wieder an einem Strang ziehen, die elf Roten Teufel auf dem Platz und die mehreren tausend Fans in der Gästekurve. Der FCK hat in der Hinrunde schon einmal gezeigt, dass er sich aus einer Krise befreien kann und der Klassenerhalt mehr als nur ein Wunschtraum ist!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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