Spielbericht: Eintracht Braunschweig - 1.FC Kaiserslautern 4:1

Spielbericht: Eintracht Braunschweig - 1.FC Kaiserslautern 4:1

Liebe Lizenzspieler des 1.FC Kaiserslautern,
dieser Spielbericht ist an Euch gerichtet. Da viele von Euch ja desöfteren im Internet surfen liest vielleicht der ein oder andere, was wir Fans auf uns nehmen, nur um eine solche Leistung von Euch zu sehen.
Samstag 6 Uhr morgens: Frühes Aufstehen ist angesagt, denn der FCK hat mal wieder ein Auswärtsspiel im hohen Norden. Eintracht Braunschweig heisst der Gegner im DFB-Pokal. Ein Drittligist, das müsste ja im Rahmen des machbaren sein, dachte man, auch wenn in der Bundesliga noch null Punkte auf dem Konto stehen. Also schnell geduscht, gefrühstückt und ein paar Brote als Verpflegung für den langen Tag geschmiert, dann konnte es auch schon per Auto auf nach Kaiserslautern gehen. Nicht alleine, sondern zu viert. Denn während Euch, liebe Lizenzspieler des FCK, die Ihr ja fast alle Millionäre seid, die hohen Spritpreise nicht so sehr kümmern müssen haben wir Fans, die Schüler und Studenten, Zivil- und Wehrdienstleistenden keinen so dicken Geldbeutel. Da muss auch die 120-Kilometer-Fahrt nach Kaiserslautern finanziell einigermassen geplant werden. In der Stadt unseres Herzens angekommen warteten dann auch schon drei Busse (2mal "Generation Luzifer", 1mal Schary), um die treuesten Fans nach Niedersachsen zu bringen. Schon wieder gut 40 Euro weniger im Geldbeutel, dafür aber immerhin eine imaginäre Busfahrkarte und ein Eintrittsticket "Stehplatz unüberdacht". Auf der Fahrt gab es dann auch schon den ersten Ärger, als ein Gast in unserem Bus aus der Schweiz (kein FCK-Fan) sich am Rastplatz nicht benehmen konnte und daraufhin bis zur Heimfahrt von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde. Er hatte Ärger mit zwei türkischen Mitbürgern, wer den Streit angefangen hatte ist unklar.
Irgendwann, nachdem wir schon fast 10 Stunden unterwegs waren, kamen wir dann auch in Braunschweig an. Bereits 20 km vor den Stadtgrenzen wurden wir an der Autobahn von der Polizei erwartet, die uns fortan mit Blaulicht zum Stadion begleitete. Am Stadion angekommen wurden wir direkt hinter den Gästeblock gefahren, den wir freundlicherweise von nun an nicht mehr verlassen durften. Zum Glück ist Braunschweig nicht gerade eine Weltstadt, so dass die nicht mögliche Stadtbesichtigung noch verschmerzt werden konnte. Stattdessen warteten hinter dem Gästeblock bereits weit über 20 Kleinbusse der Polizei auf die Fans aus der Pfalz, ca. 700 waren insgesamt anwesend. Gleich wurden mal einige Fans herausgezogen, teilweise willkürlich, und wie Geiselgangster untersucht, einige erhielten auch gleich einen Platzverweis. Hierbei handelte es sich hauptsächlich um die Begleiter des unangenehm aufgefallenen Schweizers, übrigens allesamt Fans von Grashopper Zürich. Diese dürften wohl zum ersten und zum letzten Mal nach Deutschland zum Fussball gefahren sein.
Und zu guter letzt bekamen wir dann auch noch ohne Begründung unsere mitgebrachten Fahnen und Doppelhalter verboten, diese konnten nun im Bus bleiben. Schade, eigentlich hatten wir uns darauf gefreut, zum ersten Mal in dieser Saison bei einem Auswärtsspiel die Erlaubnis zum Fahnenschwenken zu bekommen. Tja, liebe Lizenzspieler des 1.FC Kaiserslautern, während Ihr gemütlich im Mannschaftsbus vom Hotel zum Stadion fahrt werden wir Fans auswärts oft wie Schwerverbrecher und wilde Tiere, jedenfalls nicht wie normale Menschen, behandelt. Nach pingeligen Einlasskontrollen von glatzköpfigen Securities, die viel eher nach "Schwerverbrecher" aussahen als wir Fans, durften wir das Stadion betreten.
Um 18:30 Uhr waren dann erstmal alle Sorgen vergessen, das Spiel begann und wir wollten Euch so gut es ging dabei unterstützen es zu gewinnen. Dies ist ja schliesslich der Grund dafür, dass wir immer wieder solche Strapazen und Schikanen auf uns nehmen. Auch wenn einige Fans leider nicht zum Mitmachen zu animieren waren, wir gaben anfangs unser Bestes. Dies kann man von Euch leider nicht behaupten, bereits in der Anfangsphase ein Lattenknaller der Regionalliga-Fussballer und dann gar das 1:0 durch unseren Ex-Stürmer Jürgen Rische. Eben dieser Rische war 1998 mit über 10 Toren ein wichtiger Spieler in unserer Meisterelf. Ja, vor gerade einmal fünf Jahren waren wir Deutscher Meister, liebe Lizenzspieler, während Ihr jetzt zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren die ersten Saisonspiele mit Tabellenplatz 18 abschliesst. Kurz nach dem Tor für Braunschweig, dass das ohnehin stimmungsvolle Stadion an der Hamburger Strasse noch lauter werden liess, erhielt dann auch noch Bill Tchato seinen zweiten Platzverweis in dieser noch jungen Saison. Wundern muss er sich jedoch nicht über Gelb-Rot, wenn man trotz Verwarnung in der gegnerischen Hälfte Kung-Fu-Sprünge macht. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, zumindest bei uns Fans. Während wir noch bis zur Halbzeit anfeuerten so gut es ging merkte man, dass die Hoffnung auf dem Spielfeld doch schon fast gestorben war. Da half auch "Kämpfen Lautern, Kämpfen" nichts mehr.
Endgültig vorbei war es dann nach 50 Minuten, als das 2:0 für Braunschweig fiel. Innerhalb von wenigen Minuten leerte sich der Gästeblock, die komplette "Generation Luzifer" und auch viele andere Fans verliessen ihn aus Protest. Draussen wurden dann Gesänge wie "Wir sind Lautrer und Ihr nicht" oder "Ausser Gerets könnt Ihr alle geh'n" angestimmt. Denn die Fans wissen sehr wohl, dass nicht unser fast schon bemitleidenswerter Trainer der Hauptschuldige an der aktuellen Situation ist, sondern Ihr, liebe FCK-Lizenzspieler. Zwar blieb noch knapp die Hälfte der Lautrer Fans im Gästeblock, dennoch scheint Ihr es ja mitbekommen zu haben. Zumindest hattet Ihr wohl eine kurze gute Phase, ausserhalb des Blocks machte jedenfalls die Nachricht vom 1:2-Anschlusstreffer durch Klose die Runde. Doch in der Schlussphase waren dann noch zwei laute, kollektive Jubelschreie aus dem Stadion zu hören, was den gerechten (!) Endstand von 4:1 für Eintracht Braunschweig bedeutete. Unter anderem erzielte Jürgen Rische sein zweites Tor. Das war allerdings das einzige was noch mitzubekommen war, selbst die Hohngesänge der heimischen Fans gingen aufgrund der ohnehin nicht mehr zu steigernden Enttäuschung zum einen Ohr hinein und zum anderen gleich wieder heraus. Apropos Hohngesänge, nicht unterschlagen sollte man die für Regionalliga-Verhältnisse sehr gute Stimmung bei den Braunschweiger Fans, die heute u.a. von ihren Freunden aus Mannheim unterstützt wurden und zu Spielbeginn daher auch eine kleine Anti-FCK-Choreo mit entsprechender Blockfahne zeigten. Waldhof spielt ja nur noch Oberliga, da fertigt man eben auch mal 'ne Choreo für einen fremden Verein an.
Richtig interessant wurde es dann nochmal nach dem Spiel, Ihr erinnert Euch, liebe Lizenzspieler des FCK? Die Fans rüttelten am Zaun zum Mannschaftsbus, welcher von dutzenden Security-Leuten sowie Polizisten in Kampfmontur und mit Pferden abgeschirmt wurde. Auch hier gab es wieder einige kleine Unruhen, dabei wollten wir Euch doch nur unsere Meinung sagen! Es dauerte jedoch eine ganze Weile, bis ein paar Spieler erschienen und die ersten marschierten auch noch schnurstracks in den Bus anstatt zu den Fans. Der erste, der sich stellte, war dann Aleksander Knavs, der erstmal dafür sorgen musste, dass die Polizei die aufgebrachten Fans überhaupt ans Absperrgitter liess. Nach und nach kamen dann auch noch andere Spieler, die meiste Mühe gaben sich jedoch leider nicht die Versager, sondern die Ersatzspieler des heutigen Tages: Markus Anfang, Halil Altintop, Thomas Riedl oder Steffen Freund, der sich sogar per GL-Megaphon an die Fans wandte und nach Entschuldigungen suchte. Nach einigen Minuten kam dann auf Initiative von Fanbetreuer "Rossi" Roßkopf und FCK-Mitarbeiter Jürgen Bühler doch noch fast die komplette Mannschaft aus dem Bus. Einige Spieler gingen zu den Fans an den Zaun, andere, wie Jose Dominguez oder Bill Tchato, hingegen blieben im Abseits stehen und schauten es sich aus der Entfernung an. Ob aus Desinteresse oder wegen mangelnden Deutschkenntnissen bleibt offen. Die eindeutige Ansage "You're shit, and you know you are" von mehreren hundert Fans beim Aussteigen aus dem Mannschaftsbus dürften jedenfalls alle Spieler verstanden haben, auch wenn sie bisher keine Lust hatten Deutsch zu lernen.
Nun wurde diskutiert, auch Rene C. Jäggi war zwischenzeitlich noch am Zaun erschienen. Mehr als die üblichen Sprüche, die wir in den letzten Jahren auch schon bei den Auswärtsspielen in Wolfsburg, Freiburg oder Teplice von Euch zu hören bekamen, hattet Ihr jedoch nicht parat. Was sollt Ihr auch schon sagen, liebe FCK-Lizenzspieler, wieder gut machen könnt Ihr das alles sowieso nur auf dem Platz. Hoffen wir, dass dies diesmal besser gelingt, und es sich im Gegensatz zu den anderen drei erwähnten "Gesprächsrunden" am Mannschaftsbus wirklich etwas ändert. In Euren Köpfen und auf dem Spielfeld. Damit wir wieder stolz sein können auf unseren 1.Fussball-Club Kaiserslautern. Wir Fans, die für diesen Verein wichtiger sind als jeder Angestellte.
Wir sind der 1.FC Kaiserslautern!
Mit teuflischen Grüssen,
ein FCK-Fan

PS: Nachdem wir 100 km weit von der Polizei unter Blaulicht quer durch Niedersachsen eskortiert wurden - wir sind ja schliesslich gemeine Fussballfans - kamen wir im Morgengrauen, nach 14 Stunden Busfahrt wieder in Kaiserslautern an. Dann noch weitere zwei Stunden im Auto heim, alle Mitfahrer zuhause abladen und todmüde und enttäuscht ins Bett fallen. Die Uhr zeigte halb 6 und der Geldbeutel war um 60 Euro leichter (ausser den Fahrtkosten musste auch noch ein Zwischenstop bei McDonalds sowie ein paar Bier im Stadion sein, um die Schmach zu ertragen). Und bei den nächsten Spielen sind wir trotzdem fast alle wieder dabei... Zeit zur Wiedergutmachung! Liebe Lizenzspieler des 1.FC Kaiserslautern.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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