Spielbericht: 1.FC Kaiserslautern - Hertha BSC 4:2

Wer zuletzt lacht...

Das Spiel gegen Hertha war mal wieder ein Schicksalsspiel für die Trainer, aber auch für die Mannschaften auf beiden Seiten. Dem Verlierer dieses Tages, soviel war schon vor dem Spiel gewiss, würden wieder einige ernste Diskussionen im Umfeld des jeweiligen Vereins bevorstehen.
Dementsprechend gab es in der Westkurve heute als Reaktion auf das abermalig erbärmliche Abschneiden der Roten Teufel am letzten Spieltag (0:4 in Rostock) eine entsprechende Choreographie: Eine Blockfahne mit dem Kopf Fritz Walters wurde hochgezogen, umrahmt von den Namen weiterer FCK-Helden wie Kuntz, Toppmöller, Hellström oder Eckel und dem Spruchband "Werdet Eurem Erbe gerecht". Leider ging die Aktion aber in die Hose, da sie bereits vor dem Einlaufen der Mannschaften von einigen übereifrigen Fans begonnen wurde und somit kein einziger Spieler etwas davon zu sehen bekam. Durch das positive Echo in zahlreichen Medien dürften einige Akteure sie immerhin noch im Nachhinein zur Kenntnis genommen haben.
Für weiteren Zündstoff bei einigen FCK-Fans, speziell bei der auch für die Choreographie verantwortlichen "Generation Luzifer", sorgte zudem der heutige Gegner: Hatten doch die Berliner Ultras "Harlekins" beim Pokalfinale auf feige Art und Weise eine der GL-Zaunfahnen gestohlen, obwohl die Hertha an diesem Tag ja bekanntlich garnicht mitspielte. Die grosse Choreo der Lautrer beim Finale, die die Berliner in diesem Ausmass in ihrem Stadion wohl nie hinkriegen werden, hatte ihnen wohl auf den Magen geschlagen. Mehr zu der Zaunfahnen-Geschichte jedoch später. Wer zuletzt lacht...
Und als ob nicht schon genug Feuer in der Luft lag waren speziell aus Block 7 und 8 vor und während dem Spiel ganz unterirdische Gesänge und Rufe zu hören, die u.a. auf Tim Wieses Aktionen beim Weiterkommen der deutschen U21-Nationalmannschaft in den Spielen gegen die Türkei gemünzt waren. Wieses misstrauischer Blick in diesen Momenten sagte zwar eigentlich schon alles aus, dennoch sollten sich viele Leute, die bei solchen Gesängen mitmachen mal Gedanken und erst danach ihren Mund auf machen. Das gleiche gilt insbesondere für die ebenfalls aufgetretenen "Sieg Heil"-Schreie bei einem der besten und bekanntesten FCK-Lieder, dem "Westkurv' Song". Die meisten Fans, die bei den erwähnten Sachen mitsingen finden dies in irgendeiner Form "lustig", einen rassistischen Hintergrund haben wohl nur wenige. Wer jedoch vor oder eben auch nach dem Spiel nochmal darüber nachdenkt und sein Gehirn einschaltet, der wird merken, dass die bei diesem Spiel gehörten Rufe weder lustig noch kreativ sind, sondern einfach nur scheisse. Das gleiche gilt übrigens für die langweiligen "Zigeuner"-Rufe, die zudem auch noch einfach nur öde und sinnlos sind. Das es noch genug andere und bessere Schmähgesänge für die Gegner gibt, bei denen dann auch mehr Fans mitmachen, das müsste eigentlich fast jedem Westkurven-Besucher bekannt sein. Abgesehen davon war die Stimmung im gesamten Stadion (33.000 Zuschauer, darunter ca. 500 Berliner) mal wieder eher wechselhaft, wie schon so oft in den letzten Spielen.
Auf dem Rasen hatte der FCK die ebenfalls abstiegsbedrohten Herthaner dann anfangs im Griff, was möglicherweise auch an einigen Umstellungen von Erik Gerets gelegen hat. So nahmen beispielsweise Steffen Freund, Jose Dominguez und Vratislav Lokvenc auf der Bank bzw. (verletzungsbedingt) auf der Tribüne Platz, während Mika Nurmela und Lincoln mal wieder von Anfang an eine Chance bekommen - beide lieferten übrigens ein gutes Spiel ab, soviel vorweg. Aus der optischen Überlegenheit konnten die Roten Teufel aber kein Kapital schlagen, Chancen waren zwar vorhanden, blieben aber zunächst Mangelware. In der 37.Minute waren dann aber einmal mehr alle guten Vorsätze über den Haufen geworfen, als Herthas Nando gegen den zu weit vorm Tor stehenden Tim Wiese keine Mühe hat und locker über ihn hinweg lupfen kann, das 0:1. Zu allem Überfluss folgte kurz vor dem Halbzeitpfiff dann auch noch das 0:2 durch ein Eigentor von Aleksander Knavs, der den Ball beim Abwehrversuch unglücklich über den erneut zu weit vorm Tor stehenden Wiese lenkte. Mit diesem Rückstand ging es dann auch in die Pause, begleitet vom vielleicht lautesten Pfeifkonzert gegen die eigene Mannschaft, das je in Kaiserslautern zu hören war. Die Berliner Fans und Spieler auf der anderen Seite hingegen waren zu diesem Zeitpunkt natürlich noch frohen Mutes. Wer zuletzt lacht...
Apropos Berliner Fans: Die "Harlekinder" präsentierten nach beiden Toren die geklaute GL-Zaunfahne in ihrem Block, die sie nach dem zweiten Tor sogar meinten zerreissen zu müssen. Damit übertrafen sie die Feigheit vom Pokalfinale noch durch ihre eigene Dummheit, denn logischerweise marschierte in der Halbzeitpause die Polizei in den Block und führte einige der Fans ab, welche per Video identifiziert werden konnten. Wer zuletzt lacht...
In der 2.Halbzeit sollte dann noch das passende Spruchband "Harlekins, wer Wind sät wird Sturm ernten" vor der Westkurve präsentiert werden, bevor es ganz ausgerollt werden konnte gelang der mit erneut gellenden Pfiffen aus der Pause zurück begrüssten Mannschaft in Person von Miroslav Klose der Anschlusstreffer zum 1:2. Anscheinend hatte sich die Mannschaft ENDLICH die Reaktion der Fans einmal zu Herzen genommen, und dies war auch gut so. Denn wenn es so weitergegangen wäre und am Ende eine 0:3- oder 0:4-Niederlage gestanden hätte, dann wäre es auf dem Betzenberg womöglich zu einem Vulkanausbruch gekommen. Dieses Gefühl hatte man zumindest zeitweise und die "Wir haben die Schnauze voll"-Gesänge aus fast der gesamten Westkurve nach dem 0:2 liessen auch nicht mehr viel Spielraum für eine weitere letzte Chance für die Spieler nach dieser Partie. Doch es sollte anders kommen!
Zwar hatten die Berliner noch vereinzelte Chancen, doch nun war der FCK am Drücker und die Spieler kämpften auch endlich wieder. Doch nicht nur das, teilweise gelangen sogar schöne Kombinationen. Der verdiente Lohn hierfür war der Ausgleichstreffer erneut durch Klose in der 69.Minute. Vorausgegangen war ein tolles spielerisches und kämpferisches Zusammenspiel u.a. von Lincoln, Tchato und Klose. Nun spielten nur noch die Roten Teufel und in der 77.Minute gelang Bill Tchato nach einem Alleingang mit perfektem Abschluss und seinem ersten Bundesliga-Tor die umjubelte Führung, die den Betzenberg nun tatsächlich beinahe in einen Vulkan verwandelte - allerdings im positiven Sinn. Der Jubel war noch nicht verklungen, da sorgte Klose mit seinem dritten Tor für die Entscheidung und liess auch nach langem mal wieder seinen berühmten Salto folgen. Das er sich danach zur Westkurve drehte und symbolisch das FCK-Wappen auf seinem Trikot küsste ist zwar nur eine Randnotiz dieses ereignisreichen Tages, aber speziell im Fall Klose erwähnenswert und wohl auch ehrlich gemeint - egal ob Miro nun demnächst den Verein wechselt oder nicht. Beim folgenden "Steht auf, wenn Ihr Lautrer seid" stand und klatschte endlich mal wieder das gesamte Stadion, was es seit dem Einzug ins Pokalfinale gegen Werder Bremen nicht mehr gegeben hatte. Gänsehautfeeling und die Versöhnung mit der Mannschaft (zumindest für diesen Tag, auch wenn sie von vielen völlig zu Recht trotzdem noch sehr skeptisch betrachtet wird) standen in den restlichen Minuten des Spiels nun im Mittelpunkt. Lediglich die Berliner wollten nicht mitfeiern, wer zuletzt lacht...
Einen Hauch von lange vermisstem "Betze-Feeling" hatte das Spiel an diesem Tage also und zumindest in der 2.Halbzeit wurden die Roten Teufel dem vorm Spiel geforderten "Geist ihrer Ahnen" gerecht. Besonders hervorzuheben ist noch Halil Altintop, der nach seiner Einwechslung zur 2.Halbzeit mitverantwortlich für die Wende und zusammen mit Klose der beste Mann auf dem Platz war. Die langersehnte Chance von Anfang an spielen zu dürfen hat er sich nach dieser Leistung auf jeden Fall für die nächste Woche in Mönchengladbach verdient. Bei diesem erneuten Duell zweier Abstiegskandidaten braucht der 1.FC Kaiserslautern, der Verein, der so vielen Menschen im Südwesten und anderswo am Herzen liegt, einmal mehr die Unterstützung von zahlreichen Fans. In Gladbach ist alles angerichtet für ein Fussballfest aus Sicht der FCK-Fans, für das letzte Spiel auf dem altehrwürdigen Bökelberg gibt es noch ausreichend Gästeblock-Karten, Fanutensilien wie Fahnen und Doppelhalter sind endlich mal wieder erlaubt und die Roten Teufel besitzen eine reele Chance auf einen Auswärtssieg - wenn die Unterstützung der Fans stimmt. Also: Auf nach Gladbach, damit der FCK sich schnell aus den unteren Tabellenregionen verabschiedet und auch weiterhin gilt:
Wer zuletzt lacht, lacht am besten!!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken