Spielbericht: 1.FC Kaiserslautern - VfB Stuttgart 1:0

1.FC Kaiserslautern - VfB Stuttgart 1:0

In der Winterpause lautete die Parole beim 1.FC Kaiserslautern noch aus den Auftaktspielen bei 1860 München und gegen den 1.FC Köln möglichst viele Punkte zu holen, da man bei Werder Bremen und gegen den VfB Stuttgart ja sowieso chancenlos sei. Doch wie schnell es im Fussball gehen kann zeigt sich einmal mehr an diesem "dummen Geschwätz von gestern": Mit Kurt Jara ist ein neuer Trainer auf dem Betzenberg und nach der mehr als unglücklichen Niederlage beim Tabellenführer in Bremen wollte heute wohl jeder Lautrer einen Sieg gegen den VfB feiern.
Über 41.000 Zuschauer wollten das Spiel verfolgen, darunter auch viele im oberen Teil der fast fertiggestellten Osttribüne und ca. 3.500 Stuttgarter Fans. Diesen wurde aufgrund der Vorkommnisse bei den vergangenen Spielen in Lautern alles an Fanutensilien verboten, was sie aber nicht an einem erneut "auffälligen" Einmarsch vom Bahnhof ans Stadion (ca. 400 Schwaben waren mit dem Zug gekommen) und ein paar Rauchbomben im Gästeblock abhielt. Ansonsten zeigten sie einen insgesamt durchschnittlichen, aber teilweise auch sehr lautstarken Support. In der Westkurve gab es die üblichen Schals und Schwenkfahnen, während Doppelhalter diesmal eher Mangelware waren. Besonders hervorzuheben ist übrigens, dass die in der eingefleischten Fanszene verhassten Discolampen samt Nebel endlich einmal ausgeschaltet blieben. Hoffentlich ist dies von nun an immer der Fall, denn abgesehen von ihrer Künstlichkeit sind diese Dinger auch eine Beleidigung für die Kreativität aller echten FCK-Fans. Die Stimmung war ähnlich wie bei den Stuttgartern und gegen Köln, teilweise ganz gut, aber zwischenzeitlich leider auch viel zu leise um die Mannschaft zu unterstützen.
Apropos Mannschaft, der am meisten gefeierte Spieler an diesem Tag war Ex-FCK-Abräumer Martin Wagner, der vor dem Spiel per Mikrofon ein paar Worte an die Westkurve richten durfte. Eine nette Geste vom Verein und den Stadionsprechern! Die Profispieler des FCK (heute waren übrigens zahlreiche Nachwuchsspieler der Amateure im Kader) sollten sich darüber allerdings mal Gedanken machen, warum ein Ex-Spieler mehr gefeiert wird als sie. Ein öffentliches Treuebekenntnis auch im Falle des Abstieges, so wie einst bei Wagner, kann man bei den derzeitigen Spielern sicher nur von den wenigsten erwarten.
Doch alles Vorgeplänkel war schnell vergessen, als das Spiel dann endlich begonnen hatte: Bereits in der ersten Minute hätten die Stuttgarter in Führung gehen können, aber Tim Wiese hielt den Kasten mit einer Glanzparade sauber - es sollte nicht seine letzte bleiben. Doch zunächst war eitel Sonnenschein mitten im Winter angesagt, als Jose Dominguez nach Vorarbeit von Marian Hristov mit seinem ersten Saisontreffer für die 1:0-Führung sorgen konnte (4.Minute). Sollten die Roten Teufel den Wunsch der Fans tatsächlich wahrmachen und den Champions-League-Achtelfinalisten aus dem Schwabenland mit null Punkten nachhause schicken? Doch hier hatten die Stuttgarter selbst und auch Schiedsrichter Jansen noch etwas dagegen. Unzählige zweifelhafte Entscheidungen und nicht geahndete Fouls der Stuttgarter machten den Mann an der Pfeife schnell zum Buhmann und hatten "Oh hängt sie auf, die schwarze Sau"- und "Zieht den Schwaben die Spätzle aus dem Arsch"-Gesänge aus der Westkurve zur Folge. Nichtsdestotrotz gewann der VfB immer mehr an Oberwasser und es war hauptsächlich FCK-Keeper Wiese zu verdanken, dass es mit der Führung in die Halbzeitpause ging.
In der 2.Halbzeit war das Bild dann ähnlich, während die Lautrer zwar kämpften hatten die Stuttgarter die Mehrzahl an Chancen. Zwar zeigten beide Mannschaften eine stattliche Anzahl an Fehlpässen und der Ball lief selten über mehr als 3-4 Stationen, doch die Gäste waren dem Ausgleich näher als die Roten Teufel der Vorentscheidung - was auch an der defensiven Ausrichtung des FCK lag, der nun sogar auf Konter verzichtete. Doch Wiese hielt seinen Kasten mit teilweise Weltklasseparaden weiter sauber, ehe kurz vor Schluss auch nochmal der Pfosten zur Hilfe kommen musste. Während der heute schwache Miro Klose das Sturmduell gegen Stuttgarts Kuranyi verlor konnte Wiese das Duell der Nachwuchstorhüter gegen Hildebrand klar für sich entscheiden.
Am Ende sicher ein glücklicher Sieg für den 1.FC Kaiserslautern, doch dafür haben wir vergangene Woche in Bremen ja auch viel Pech gehabt. Verdient wäre je ein Punkt in beiden Spielen gewesen, nun ist es eben einer mehr geworden, umso besser! Damit haben die Roten Teufel die Abstiegsplätze zumindest für 24 Stunden verlassen, ehe nun zwei Spiele gegen direkte Konkurrenten anstehen (in Freiburg und gegen Frankfurt). Die drei Punkte gegen Stuttgart waren bei den Hochrechnungen in der Winterpause noch nicht eingeplant, aber das in den nächsten zwei Wochen weitere Punkte folgen müssen steht ausser Frage.
Interessant war am Rande noch ein kurzer Small-Talk mit einigen VfB-Fans, die sich ebenso wie die Kölner vor zwei Wochen überrascht über die - trotz Sieg - "schwache Leistung von Lautern" zeigten. Nachdem sie von einigen leidgeprüften FCK'lern aufgeklärt wurden, dass die Roten Teufel in den letzten Monaten und Jahren schon viel schlechtere Spiele gezeigt hatten, fehlten ihnen ebenso wie den Kölnern beinahe die Worte. Doch im Abstiegskampf zählt eben keine Schönspielerei, sondern zunächst einmal nur der Kampf und die Punkte!!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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