Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Arminia Bielefeld 2:0

Sanogo der Mann des Tages

Mit einem traurigen Moment begann die Bundesligapartie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Arminia Bielefeld: Kurz vor dem Anpfiff gedachten die Fans in stiller Trauer einem aus ihrer Mitte, der vor wenigen Tagen an den Folgen eines beim Spiel in Duisburg erlittenen Hirnschlages starb. Freddy, dessen Name auf großen Buchstaben in Block 9 zu sehen war, wurde nur 25 Jahre alt.

Insgesamt befanden sich 26.806 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion, darunter etwa 350 Bielefelder, die neben sechs Zaun- und drei Schwenkfahnen auch viel Bewegung in ihrem Block zeigten. Bis zur anderen Seite des Stadions waren sie während der 90 Minuten allerdings nur ein einziges Mal zu hören. Auf dieser Seite, der Westkurve, wurden zu Spielbeginn neben den üblichen Schals und Fahnen auch noch einige weitere Transparente gezeigt, welche in erster Linie die nach dem grandiosen Auswärtssieg in Bremen zurückgekehrte Hoffnung ausdrückten.

Folglich schickte Trainer Wolfgang Wolf auch die gleiche Elf wie in der Vorwoche auf den Platz, und bereits nach neun Minuten gab es den ersten Grund zum kollektiven Jubel: Der in Topform aufspielende Boubacar Sanogo konnte eine Zandi-Flanke verwerten und das Leder zum 1:0 im Tor vor der Ostkurve unterbringen. Es folgten jedoch 80 Minuten, in denen die Roten Teufel vollkommen den Faden verloren, allerdings erneut eine gute Abwehrleistung boten und sich in entscheidenden Situationen mit Jürgen Macho ein weiteres Mal auf einen fehlerfreien Torhüter verlassen konnten. Man fühlte sich an die Worte des Trainers erinnert, der das Publikum zur Geduld mahnte und ein möglicherweise unattraktives Spiel voraussah. In Bezug auf das Spiel hatte Wolf Recht, und auch das Publikum bewies eine gewisse Geduld, wenngleich die teilweise haarsträubenden Fehlpässe auch mit dem einen oder anderen Buhruf quittiert wurden. Am Ende schien die Geduld der Zuschauer am gestrigen lediglich mit zwei, drei Spielern zu sein, die eigentlich zu den Etablierten im FCK-Team gehören sollten, zur Zeit aber paradoxerweise eher von den „jungen Wilden“ durchgeschleppt werden als umgekehrt. So musste Halil Altintop mit einem gellenden Pfeifkonzert leben, was sich jedoch nicht nur auf seine erneut schwache Leistung bezog, sondern wohl auch auf sein Verhalten nach der Auswechslung: Zunächst war er noch mit einigem Applaus des Publikums aufgemuntert worden, wofür er jedoch keine Dankbarkeit zeigte und stattdessen im Laufschritt gleich in die Kabine flüchtete. Ein solches Verhalten in Verbindung mit der Bekanntgabe des Wechsels zu einem anderen Verein und seitdem stark nachlassenden Leistungen, speziell wenn der früher vorhandene Kampfgeist verloren geht, führen in der Pfalz seit eh und je zu Unmutsbekundungen des Publikums. Mit engagierteren Leistungen in den verbleibenden Spielen - die Tore folgen dann von selbst - ließe sich dieses Verhältnis aber schnell wieder kitten. Ebenfalls einen schwarzen Tag erwischt hatte Lauterns Kapitän, „Engelhardt raus“ waren die im gesamten Stadion wohl meistgehörten Worte an diesem Tag, oft verbunden mit der entsprechenden Geste. Marco Engelhardt wurde aber vor einer erneuten Demütigung in Form eines Pfeifkonzertes bewahrt, da er durchspielen durfte.

Die andere Seite der Medaille wurde an einigen anderen Spielern deutlich, welche die gewünschten FCK-Tugenden zeigten und somit auch nach misslungenen Aktionen kollektiv aufgemuntert wurden. Dies traf auf Fabian Schönheim, Matthieu Beda oder auch Ingo Hertzsch ebenso zu wie auf die später eingewechselten Wirbelwinde Mihael Mikic oder Daniel Halfar, die zum Spielende hin noch einmal für einige Entlastungsangriffe gegen die eigentlich besseren, aber nicht wirklich gefährlichen, Bielefelder sorgten. Das erlösende 2:0 fiel in der 88. Minute allerdings auf ganz andere Weise, eingeleitet durch einen weiten Abschlag von FCK-Keeper Macho. Es folgte eine verunglückte Kopfballrückgabe eines Bielefelders, die Arminen-Torhüter Hain noch gerade so vor dem Aus retten konnte - und dabei Sanogo übersah, der das Geschenk dankend annahm und das Leder nur noch locker über die Linie drücken musste. Durch gutes Nachsetzen holte sich der Ivorer somit sein verschenktes Tor von Bremen zurück. Heimsieg für den FCK!

Zwischen diesen beiden Toren war die Stimmung dem Spiel entsprechend schlecht, doch - auch durch die ausgesprochene Kuriosität des zweiten Tores - nun stand das Stadion komplett und feierte die Mannschaft unter den Gesängen der Westkurve, wo sich „Der FCK ist wieder da“ und „Nie mehr zweite Liga“ abwechselten. Danach wurde noch ein wenig in den Katakomben der Westkurve gejubelt und der Bierumsatz angekurbelt, ehe die letztendlich glücklichen Fans den Heimweg antraten und das Resümee des Spieltages ziehen konnten. Dank dem zweiten Zu-Null-Sieg in Folge ist der 1. FC Kaiserslautern nun wieder mitten im Geschäft und konnte zudem die Bielefelder mit in den Abstiegsstrudel ziehen. Duisburg und Köln wurden bereits überholt, weitere Konkurrenten sind der 1. FC Nürnberg, der VfL Wolfsburg und ... der nächste Gegner, Mainz 05!

Am kommenden Fastnachtssamstag steht das Rheinland-Pfalz-Derby beim Tabellennachbarn aus der Landeshauptstadt an, wo die Plätze getauscht und die Narren auf einen Abstiegsplatz geschossen werden können. Weitere Brisanz erhält dieses Spiel durch den Pokal-Betrug im vergangenen Dezember, den noch kein FCK-Fan vergessen haben dürfte. Am kommenden Samstag steigt das bisher wichtigste Spiel der Bundesligasaison 2005/06, in dem die Roten Teufel die Unterstützung möglichst vieler Fans gebrauchen können, die sie sich nach den letzten Spielen auch redlich verdient haben. Der Entlastungszug für FCK-Fans fährt um 11:16 Uhr in Kaiserslautern los und für das nächste Wochenende kann es nur ein Motto geben: Alle nach Mainz!! Auch ohne Karte!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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