Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Mainz 05 0:2

Schande!

"Wir müssen organisiert spielen, dürfen nicht blind nach vorne rennen."
(Ciriaco Sforza)

"Ich erwarte Leidenschaft! Wiedergutmachung ist angesagt für das letzte Derby in Mainz, aber auch ein bisschen für das 1:5 gegen Bremen."
(René C. Jäggi)

"Mainz hat mir immer gelegen. Es macht Spaß, gegen Mainz zu spielen, wenn hitzige Stimmung herrscht, das Stadion voll ist."
(Marco Engelhardt)

"Im Derby schieße ich auf jeden Fall ein Tor. Das ist Pflicht!"
(Halil Altintop)

Vollmundige Versprechungen und Lippenbekenntnisse nach katastrophalen Leistungen, wie zuletzt gegen Bremen (1:5) und in Bielefeld (0:0) - dies kennen die Fans des 1. FC Kaiserslautern schon seit Jahren. Wie ernst solche Worte zu nehmen sind, dürfte den meisten FCK'lern mittlerweile ebenfalls bekannt sein. Zu "katastrophal" gibt es nur wenige Steigerungen, eine davon mag "beschämend" sein - und genau dies war das heutige Derby gegen den bis dato noch punktlosen FSV Mainz 05!

An diesem Mittwochabend hatten sich gut 39.000 Fans im nicht ausverkauften Fritz-Walter-Stadion eingefunden, darunter etwa 6.000 Klopp-Jünger. Der mit dem Sonderzug angereiste Teil der 05er wurde bereits am Fuße des Betzenberg von einer dreistelligen Anzahl FCK-Fans erwartet, die in Lautern selten so massiv gesehene Polizeipräsenz sorgte allerdings dafür, das der Marsch zum Stadion ohne größere Zwischenfälle verlief. Im Stadion angekommen tauchten die Mainzer ihren Mini-Gästeblock dann in ein Fahnenmeer, alle anderen Fanartikel und Spruchbänder waren offensichtlich unnötigerweise verboten (bzw. der Inhalt der Spruchbänder hätte vorher beim FCK angemeldet werden müssen). Die Fans der Westkurve boten erwartungsgemäß wieder eine Choreographie, wo umrandet von rot-weißen Bändern der Konter auf die Mainzer Choreo im letzten Derby zu lesen war: "Und ihr wollt uns verbannen??? Oh Mainzer Volk der Narren!" Passend dazu hielt ein überdimensionaler Teufel auf einer Blockfahne den gegenüber stehenden Mainzern einen Spiegel vor, auf dem die wenig ansehnlichen Narrenkappenträger zu sehen waren. Leider endet mit den Sätzen zu der Choreographie der kurze positive Teil dieses Spielberichts...

Auf dem Rasen knüpften die Roten Teufel nahtlos an ihre Leistungen in den letzten beiden Spielen an: Nach vorne ging gar nichts und hinten nur wenig. Lautern fand zu keinem Zeitpunkt ins Spiel, und als selbiges den nicht überragend spielenden Mainzern schließlich gelungen war, fiel auch schon das 0:1 durch Thurk (39.). Dieser hätte sich seine Provokationen vor der Westkurve sparen können, aber auf wessen Seite Bayern-Schiri Wack bei Spielen auf dem Betzenberg steht, ist nicht erst seit diesem Tag bekannt. Thurk blieb unbestraft, während die Lautrer wenige Minuten später einen weiteren herben Rückschlag hinnehmen mussten: Ciriaco Sforza sah nach einer Blutgrätsche, mit der er seine schlafenden Mitspieler aufwecken wollte, kurz vor der Pause die rote Karte. Mit zehn Mann war es den Spielern, die das Trikot des FCK größtenteils nicht verdienen, dann in der 2. Halbzeit sogar möglich, das Niveau noch ein weiteres Mal zu senken. Kein Wille, kein Selbstvertrauen, kein Kampfgeist - das ist der FCK im September 2005, und Besserung scheint nicht in Sicht. Vor allem in der Schlussphase des Spiels hatten die Mainzer noch mehr Chancen als die Hausherren, folgerichtig und verdient fiel nach einem Konter in der 89. Minute dann auch das 0:2 durch den Ex-Lautrer Auer. Die Mainzer Anhänger waren nun endgültig in Fastnachtslaune und zeigten sich gegenüber der letzten Saison deutlich verbessert, während die Lautrer Fans sich dem Niveau ihrer Mannschaft anpassten. Die Stimmung in der Westkurve und auf den übrigen Tribünen war eines Derbys unwürdig, neben ein paar Schwenkfahnen und zwei weiteren Spruchbändern zur 2. Halbzeit ("Riesen Maul und nix dahinter - Mainzer, nur Lutscher und Kinder") beschränkte sich die Anfeuerung auf ein Minimum und oftmals auf ein paar hilflos verlorene Ultras. Auswärtssieg, Humba, Tralala, und der Nachhauseweg vom Stadion lief ähnlich gesittet wie bereits der Hinweg ab, die Polizei hatte alles im Griff.

Quo vadis, Kaiserslautern? Mit sechs Niederlagen in den letzten sieben Heimspielen unter drei verschiedenen Trainern, die bislang alle nicht das richtige Erfolgsrezept finden konnten, wurde eine nie für möglich gehaltene Negativbilanz erreicht. Auch Michael Henke bekleckerte sich heute nicht gerade mit Ruhm, die Gründe für die erste Auswechslung (Riedl für Göktan) und den Zeitpunkt der letzten (Zandi kurz vor Schluss) werden wohl das Geheimnis des neuen FCK-Trainers bleiben. Ohne Frage kann die Heimspielbilanz in 10 Tagen gegen den Tabellen-2. Hamburger SV noch ausgebaut und die Roten Teufel weiter nach unten durchgereicht werden, vielleicht gelingt aber auch die derzeit nicht unbedingt zu erwartende Trendwende. Eines lässt sich in diesem Jahr aber nicht mehr wiedergutmachen, liebe Profis:

Ihr seid die
DERBYVERSAGER!!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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