Neues vom Betzenberg

Chancen und Selbstkritik

Der FCK ist 2015 - nun bereits wieder im vierten Jahr in der zweiten Liga - in einer schwierigen Phase. Sportlich gesehen ist die Leistung derzeit durchwachsen. Die Mannschaft hat ihre Heimstärke gegen den Titel „schlechteste Heimmannschaft“ eingetauscht und die Fans kritisieren mittlerweile öffentlich Vorstand und Aufsichtsrat. Vorstand Fritz Grünewalt wird in ein paar Monaten den Verein verlassen. Das Wochenblatt sprach vor der Jahreshauptversammlung mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz über die angespannte Lage.

Wochenblatt: Am 12. Dezember findet die diesjährige Jahreshauptversammlung (JHV) des 1. FCK statt. Die „sozialen Medien“, die Mitgliederanträge zur JHV und die Banner der Westkurve beim vorletzten Heimspiel, die die Nichtentlastung forderten, zeigen: Die Stimmung im Verein ist derzeit gereizt. Wie weit können Sie die Kritik verstehen?

Stefan Kuntz: Die Jahreshauptversammlung ist zunächst dazu da, um offene Fragen zu beantworten. Das ist ganz normal und das sehen wir auch nicht als Kritik. Wenn man sich die Anträge durchliest, kann man teilweise allerdings schon erkennen, wo echtes „Frageinteresse“ besteht und wo eventuell andere Vorwände dahinter stecken. Nun liegt es an uns, in unseren Berichten die Faktenlage darzulegen. Oft gibt es auch Vermutungen, bei denen man gar nicht genau weiß, wodurch sie begründet sind.

Wochenblatt: Heißt das dann nicht konsequenterweise, dass man noch mehr Transparenz braucht, um Gerüchten entgegenzuwirken?

Kuntz: Ich denke schon, dass wir die Art und Weise unserer Kommunikation noch weiter verbessern können. Wir werden auch aufzeigen, was wir schon verbessert haben. Wir konnten ein überdurchschnittliches Interesse an der Mitgliederbefragung feststellen. Auch das ist ein Weg, wie man sich verschiedenen Fragen stellen und Kommunikationswege durchdenken kann. Ich glaube, dass wir noch immer zu wenig über unsere eigenen, unsere guten Tätigkeiten berichtet haben. Da sehe ich von unserer Seite noch Luft nach oben.

Wochenblatt: In der derzeitigen Lage ist eine Panne, wie die verspätete Einladung zur JHV, kontraproduktiv. Mittlerweile wurde kolportiert, der Versand sei gestoppt worden, weil eine Postcard nicht gedeckt gewesen sei. Wessen Karte war das, wie war der Sachverhalt?

Kuntz: Ich gebe Ihnen eingangs schon mal vollkommen Recht, das war eine Geschichte, die keiner gebraucht hat. Fritz Grünewalt wird auf der JHV noch näher darauf eingehen. Grundsätzlich gibt es einen Widerspruch in der Satzung, da Mitglieder ja keinen Einfluss auf die Versandart haben. Konkret heißt dies, wenn per Mitgliedermagazin die Einladung erst 20 Tage vorher ankommt ist dies okay, wenn der Brief sogar 25 Tage vorher da ist, ist es nicht ausreichend. Beim Versand über das Mitgliedermagazin wäre bei der Einladung laut Satzung der Tag des Postversandes entscheidend gewesen, beim Postversand per Brief ist der Posteingang beim Mitglied entscheidend. Der Satzungsausschuss hat die Problematik in der Satzung erkannt und möchte das ändern. Die Darstellung mit der Postcard der FAZ ist falsch, die FAZ hat dies am 05. Dezember 2015 inzwischen schon relativiert. Die Frage ist, ob diese Panne nun als sensationell negatives Ergebnis dargestellt werden muss, weil einige Briefe zu spät ankamen.

Wochenblatt: Die Kritik an der Kritik ist, dass mittlerweile das Wohl des Vereins außer Acht gelassen wird?

Kuntz: Kritik ist sehr wichtig und wird von uns auch aufgenommen, aber es ist verwunderlich, warum man solche Fragen, wie sie in bestimmten Anträgen gestellt sind, nicht schon früher gestellt hat? Es geht teilweise um einen Zeitraum, der acht bis zehn Jahre zurückliegt, da frag ich mich schon, warum wurde das nicht die letzten sechs Jahren gefragt? Man kann wirklich gut erkennen, wo reine Wissbegierde hintendran steht und wo es um andere Interessen geht. Mit der Veröffentlichung mancher Anträge schadet man eben nicht dem Vorstand oder dem Aufsichtsrat, denn wir können die Fragen mit Fakten beantworten. Doch dadurch, dass dies alles der Öffentlichkeit zugänglich ist und mit Sicherheit durch die ein oder andere überregionale Zeitung aufgenommen wird, schadet man nur einem: dem 1. FC Kaiserslautern. Ich kann die Forderung nach Transparenz bis zu einem gewissen Grade zwar verstehen, gerade wenn es um die interessanten Sachverhalte geht: Was zahlt ein Sponsor? Was verdient der Vorstand oder der einzelne Spieler? Wie hoch war die Ablösesumme? Aber irgendwo kommt man in jedem Unternehmen an den Punkt, wo Vertraulichkeit und Verschwiegenheit gefragt sind, sonst bekommen wir keinen Sponsor, keinen Spieler oder Geschäftspartner mehr. Man muss akzeptieren, dass es nicht nur im Privatleben ein Recht auf Vertraulichkeit gibt, sondern auch bei einem Fußballverein.

Wochenblatt: Wenn man sich den derzeitigen Tabellenstand anschaut, stellt sich die Frage: Warum wurde der Transferüberschuss nicht in die Qualität der Mannschaft investiert?

Kuntz: Genau, der Transferüberschuss war da, die Entscheidungen sind so getroffen worden, wie sie sich im Moment darstellen. Der Überschuss ist natürlich zu einem gewissen Teil immer noch da und wir können, wenn wir das für richtig halten, in der Winterpause da noch etwas korrigieren.

Wochenblatt: Der FCK hat einen Gewinn von 700.000 Euro gemacht bei einem Transferüberschuss von einigen Millionen. Der Umkehrschluss ist: Hätte man die Talente nicht verkauft, wäre der FCK in roten – je nachdem wie hoch der Transferüberschuss nun wirklich war – in tiefroten Zahlen gelandet.

Kuntz: Falsch, wir haben über drei Millionen Euro, die für die Transfers gegengerechnet werden müssen, investiert und hier sind noch keine neuen Spieler für die Saison 15/16 enthalten. Beim FCK gehören Spielerverkäufe zum Geschäftsmodell, weil wir übermäßig und garantiert nicht deckend in das Nachwuchsleistungszentrum investieren und weil wir höhere Stadionkosten als andere Vereine haben. Das müssen wir jedes Jahr irgendwie ausgleichen. Man kann ja auch nicht sagen: ’Guck mal die Bäckerei hat dieses Jahr Gewinn gemacht – Ja klar, die verkaufen ja auch ihre Brötchen.’

Wochenblatt: Der FCK hat durch die bisherige Saisonleistung aktuell niedrigere Zuschauerzahlen, fehlende Pokaleinnahmen, durch ein weiteres Jahr in der zweiten Liga sinkende TV-Gelder und wenn man tiefer in der Tabelle steht, vielleicht dann keinen Spieler in den Reihen, der für eine höhere Summe zu verkaufen ist. Es stellt sich die Frage: Wie bekommt man die Saison gedeckelt?

Kuntz: Ich kann generell hier im Umfeld sehr viel Pessimismus erkennen. Es gibt immer viele Bedenken, ganz selten werden die Chancen erkannt. Wir möchten in der JHV aufzeigen, wie sich die Transfereinnahmen, seitdem ich hier bin, positiv verändert haben. Es ist eine Art Einnahmen zu generieren, die legitim ist, wenn man die Pläne auch entsprechend umsetzen kann. Wir stehen kurz vor dem Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums. Das ist eine Investition in die Zukunft, durch die wir uns mehr Zugang zu qualitativ noch besseren Jugendspielern erhoffen, um immer wieder Spieler für unsere erste Mannschaft hervorzubringen. Es waren in den letzten Jahren über 20 Spieler aus dem Nachwuchsleistungszentrum, die einen Profivertrag unterschrieben haben. Bei allem Pessimismus: Diese Fakten darf ich doch nicht aus dem Auge lassen. Warum sollte dies auf einmal aufhören? Warum kann man nicht sagen: ’In der Vergangenheit haben wir das nicht nur in einem, sondern in mehreren Jahre geschafft und jetzt überlegen wir, was wir noch verändern können, zum Beispiel die Stimmung im Umfeld.’

(...)

Quelle und kompletter Text: Wochenblatt

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