Sforza: "Kritiker werden hier weg gejagt"

Ciriaco Sforza hat sich erstmals nach seiner Suspendierung ausführlich in der Öffentlichkeit zu Wort gemeldet und der "Sportbild" ein Interview gegeben, welches am heutigen Mittwoch veröffentlicht wurde.

Sforza über...

...die zur Winterpause aussortierten Spieler: Wahnsinn! Es scheint, als kommt der Verein nie zur Ruhe. Jedenfalls so lange nicht, bis man mal eine Strategie entwickelt und sich auch dran hält.

...den Vorsatz vom Sommer 2004, nur noch deutsch sprechende Spieler zu verpflichten: Jetzt haben sie einen Norweger, einen Slowaken und einen Franzosen. Und so lange die weiter so Zickzack fahren, wird das nie was.

...das, was er nicht versteht: Dass es der FCK, mit dem Stadion, den Fans und den Trainingsbedingungen, nicht schafft, was aufzubauen. Andere Klubs haben’s geschafft, obwohl sie vom Potential her nicht besser sind. Nehmen Sie Bremen oder den HSV. Dort haben sich Leute gefunden, die zielstrebig an einem Konzept arbeiten und sich untereinander vertrauen.

...die FCK-Chancen auf den Klassenerhalt: Ich hoffe es. Aber das ist eine Frage des Charakters bei den Spielern. Wir waren vor drei Jahren in einer ähnlichen Situation, hatten im Winter als Vorletzter sechs Punkte Rückstand auf einen Nichtsabstiegsplatz. Da hat’s dann ein paar Mal ordentlich gescheppert und plötzlich gab’s eine Hierarchie: Die einen sagten wo’s lang geht, der Rest zog mit. Es hat geklappt, auch weil alle die Ärmel hochgekrempelt haben.

...seine Kritik an Ex-Trainer Michael Henke, und ob er sie bereut: Nein! Ich habe ja nicht irgend einen Blödsinn erzählt, sondern all das angesprochen, was viele Spieler gedacht, aber nicht gesagt haben. Vielleicht, weil ihnen der Mut fehlte. Klar, ich hätte auch sagen können: "Das ist deine letzte Saison, also halt den Mund." Aber das hätte nicht zu mir gepasst. Und: Im Nachhinein habe ich mit allem Recht bekommen. Selbst der Präsident hat später zugegeben, daß das, was ich gesagt habe, Hand und Fuß hatte.

...seine trotzdem aufrecht erhaltene Suspendierung: Es ist nun mal so, daß hier in den letzten Jahren Kritiker oft mundtot gemacht oder weggejagt wurden. Wer Erfahrung hat in dem Geschäft, merkt irgendwann, wie’s hier läuft und das wird nicht gern gesehen. (...) Mit der Wahrheit nehmen sie es hier nicht immer genau. (...) Streichlisten, Suspendierungen, Trainerentlassungen, das sind doch alles nur Ablenkungsmanöver. (...) Ein Beispiel: Als Kurt Jara weg ist, wurde mir die Schuld an allem gegeben. Ich hätte mit meinem Reden vom Uefa-Cup Unruhe in die Mannschaft gebracht. Dabei lag das Problem nur bei Jara und dem Verein, weil sie sich nicht mehr verstanden haben. Ich hatte nie Ärger mit ihm, aber der FCK hat es so verkauft, um abzulenken.

...die Fortsetzung seiner Karriere: Wenn bis Ende Januar nichts mehr passiert, hör’ ich im Sommer auf.

Quelle: Der Betze brennt

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