Neues vom Betzenberg

Brehme: „Jäggi war der Untergang“

Die alte Garde um Fritz Walter schwor sich, niemals ein Amt beim FCK zu bekleiden. Andreas Brehme traute sich – und wurde zum unglücklichsten Trainer der Vereinsgeschichte. Doch das war nur der Anfang von Ende. Hier blickt er zurück.

Herr Brehme, machen Sie sich Sorgen um den FCK?

Natürlich! Bei dem Rückstand, den die im Moment auf einen Nichtabstiegsplatz hat! Es darf keine Unentschieden mehr geben, sondern nur noch Siege!

Ist es nicht ein Wunder, dass ein Verein aus einer so kleinen Stadt vierzig Jahre in der Bundesliga gespielt hat?

Ja, das ist ein Wunder. Ein schönes Wunder!

Sie waren dreimal in Kaiserslautern. Zunächst von 1981 bis 1986 als junger Spieler. Wie war ihr erster Eindruck, als sie zum Verein stießen?

Es war toll. Es war eine harmonische Atmosphäre, die Leute waren nett. Es war einmalig.

Ist diese Harmonie im Laufe der Jahre verloren gegangen?

Ja, auf alle Fälle. Der Untergang des FCK war René C. Jäggi. Erst wirbelt er alles durcheinander, dann haut er ab. Andererseits ist es gut, dass er abgehauen ist. Denn nun haben die neuen Verantwortlichen die Chance, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Das wird schwer genug.

Man macht Jäggi den Vorwurf, er habe sich nicht mit dem FCK identifiziert.

So ist es! Der hat an den Verein mal überhaupt nicht gedacht. Null Komma Null! Er war der Untergang des FCK.

Als sie 1993 nach sieben Jahren im Exil zurückkehrten – Sie hatten bei Bayern München, Inter Mailand und Real Saragossa gespielt, waren Weltmeister geworden: War der FCK da noch der alte?

Ja! Es war wieder unheimlich schön. Ich wollte eigentlich nur ein Jahr spielen, bin aber bis 1998 geblieben. Wir sind Pokalsieger geworden, leider auch abgestiegen, dann Meister geworden. Das sagt doch alles.

Warum ist der FCK 1996 abgestiegen?

Wir sind abgestiegen, weil wir den schlechtesten Platz hatten. Das ist ein klarer Nachteil für eine so spielstarke Mannschaft wie uns. Der Gegner stellt sich nur hinten rein. Dann kannst du nicht gewinnen.

Hielten Sie es damals für möglich, was stets prophezeit wurde: Dass die ganze Region stirbt?

Ja, das hat man gemerkt. In der Pfalz leben die Leute für den Fußball. Uns Spielern war bewusst: Wir müssen das wieder gut machen. Und das ist uns gelungen. Wir haben zwar keinen schönen Fußball gespielt in der Zweiten Liga, sind aber direkt und unangefochten wieder aufgestiegen.

Nach dem entscheidenden letzten Spiel weinten Sie bittere Tränen, Rudi Völler musste Sie trösten. Haben Sie damals mit dem Gedanken gespielt, Ihre Karriere zu beenden?

Nein, auf keinen Fall. Wenn man soviel Erfolg hatte, kann man seine Karriere nicht mit einem Abstieg beenden.

Sie sprachen das Thema Wiedergutmachung an. Nach dem Abstieg bat Präsident Thines die Spieler, auf ein Drittel Ihres Gehalts zu verzichten. Sie sollen sich geweigert haben. Warum?

Das stimmt nicht. Ich habe genauso auf ein Drittel verzichtet. Wir haben alle mitgemacht.

Der FCK stieg nicht nur direkt wieder auf, er wurde auch sofort Deutscher Meister. Wie geht das?

Wir sind auf einer Erfolgswelle geschwommen, wurden von den Zuschauern getragen. Die Konkurrenten haben uns unterschätzt und wohl gedacht, dass wir irgendwann einbrechen. Doch Otto Rehhagel wusste das zu verhindern. Er hat uns stets gefordert und uns eingeimpft, dass wir es schaffen können.

(...)

Quelle und kompletter Text: 11 Freunde

Kommentare 20 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken