Neues vom Betzenberg

Er kann links wie rechts: Frank Ronstadt im DBB-Porträt

Er kann links wie rechts: Frank Ronstadt im DBB-Porträt

Foto: Imago Images

In Hamburg wurde er ausgebildet, mit Würzburg und Darmstadt ist er aufgestiegen. Au­ßer­dem gläubiger Christ, der nicht an den Fußballgott glaubt, nun Roter Teufel, gegen die er bislang nur gewonnen hat: Lauterns neuer Schienenspieler Frank Ronstadt im Porträt.

Irgendwie scheint es für Geschäftsführer Thomas Hengen und Kaderplaner Enis Hajri mittlerweile ein Einstellungskriterium zu sein, Spieler zu verpflichten, die dem 1. FC Kaiserslautern schon einmal empfindliche Niederlagen beigebracht haben. Frank Ronstadt stand im Gegner-Team, als die Würzburger Kickers am 14. Spieltag der Saison 2019/20 die Lautrer auf dem Betzenberg 3:2 schlugen.

Die Elf von Boris Schommers rangierte damals auf Platz 18 der 3. Liga, entsprechend lauf schrillten bereits die Alarmglocken. Vor allem dem damaligen FCK-Profi Christoph Hemlein dürfte die Partie in alptraumhafter Erinnerung sein. Er bestritt nach dieser keine einzige mehr für die Roten Teufel. War beim Trainer offenbar unten durch, nachdem er in der 54. Minute Gelb-Rot gesehen und sieben Minuten zuvor ein Eigentor fabriziert hatte. Er hatte eine scharfe Flanke von rechts von der Brust ins Netz prallen lassen. Und die Flanke hatte wer geschlagen? Richtig: Frank Ronstadt.

Auch sonst ist die Bilanz des gebürtigen Hamburgers gegen seinen neuen Arbeitgeber makellos. Beim 2:0-Sieg der Kickers im Rückspiel stand er ebenso auf dem Platz wie beim 2:0-Erfolg von Darmstadt 98 über den FCK im März 2023, in dem seine neuer Mannschaftskamerad Filipp Stojilkovic zwei Treffer für die Lilien erzielte. Beim spektakulären 3:3 in der Vorrunde im Fritz-Walter-Stadion saß er dagegen nur auf der Bank.

Erst in Würzburg glückte der Sprung ins Profigeschäft

Der Auswärtssieg mit den Würzburgern seinerzeit markierte den siebten Startelf-Einsatz des damals 21-Jährigen in einer der Profiligen. Bei den Junioren des Hamburger SV war er zuvor zum U17- und U19-Nationalspieler gereift. In der Saison 2016/17 gehörte er, gerade volljährig geworden, dem Profikader des HSV an. In den turbulenten Zeiten, die damals an der Elbe herrschten, war für ihn der Sprung nach oben jedoch nicht zu schaffen. 2018/19 versuchte er, übers Nachwuchsteam von Werder Bremen den Sprung ins Profigeschäft zu schaffen, doch auch an der Weser eröffneten sich ihm keine Perspektiven. Im Sommer 2019 wechselte er nach Würzburg.

"Frank ist sowohl physisch als auch mental sehr stark und passt perfekt in unser Anforderungsprofil. Er wurde beim HSV bestens ausgebildet, verfügt über ein großes Talent und ist gewillt, in seiner Entwicklung den nächsten Schritt zu machen", erklärte der damalige Kickers-Cheftrainer Michael Schiele bei Ronstadts Verpflichtung. Der Youngster entwickelte sich schnell zur Stammkraft, stieg mit den Würzburgern am Ende der Saison in die 2. Bundesliga auf, wo er sich unter anderem als Freistoßschütze profilierte. Am Ende der Spielzeit stiegen die Franken ab, Frank Ronstadt aber blieb in der Liga, wechselte ablösefrei zum SV Darmstadt.

Corona bremst im ersten Jahr, Adduktorenverletzung im zweiten

Dort warf ihn gleich zu Saisonbeginn eine Corona-Infektion zurück. Auf lediglich drei Startelf-Einsätze im ersten Jahr folgten zehn im zweiten. Zum Saisonfinale, in dem sich die Darmstädter die Rückkehr in die Bundesliga sicherte, musste er wegen einer Adduktorenverletzung passen.

Trainer Torsten Lieberknecht setzte Ronstadt meist auf der rechten Seite ein, wo er sowohl den defensiven als auch den offensiven Part beherrscht, was ihn zum idealen Schienenspieler in einer Formation mit Dreier-/Fünferkette macht. Der Lilien-Coach ließ ihn aber, wie auch schon diverse seiner Vorgänger, auch auf anderen Positionen ran, etwa im defensiven Mittelfeld, oder auf der linken Außenbahn. Beim 2:2 gegen Heidenheim im August 2022 stellte der Rechtsfuß unter Beweis, dass er auch mit dem linken Huf treffen kann.

» Zum Video: Ronstadts Treffer gegen Heidenheim

Der Treffer, den er im Oktober 2022 beim 1:1 gegen den FC St. Pauli markierte, hatte sogar "Tor des Monats"-Qualität. Auch da kam er über die linke Seite, benutzte allerdings den rechten Fuß.

» Zum Video: Traumtor gegen den FC St. Pauli

Keine Perspektive bei den Lilien - Kann links wie rechts

In der Bundesliga kam Ronstadt in dieser Halbserie nur noch zu vier Teilzeiteinsätzen. Zum Jahresabschluss beim 3:3 in Hoffenheim stand er nochmal 45 Minuten auf dem Platz. Unterm Strich aber sah er in Darmstadt wohl keine Perspektive mehr, weswegen er einen Wechsel bereits im Winter anstrebte. Im Sommer wäre sein Vertrag ohnehin ausgelaufen.

Er selbst sieht sich als flexibel einsetzbaren Spieler: "Rechts, links - das ist mir eigentlich egal. Ich habe kein Problem damit, mit rechts eine Flanke zu schlagen oder mit links reinzuziehen", erklärt er im "Lilienblog". Und die Selbstbeschreibung, die er bei seiner Vorstellung in Darmstadt im Vereinsvideo abgab, liest sich wie eine Zusammenfassung dessen, was wir bislang geschildert haben: "Ich bin ein Spieler, der schnell ist, technisch gut ist, mittlerweile auch gute Standards schlägt und auf dem Platz immer 100 Prozent gibt."

» Zum Video: Frank Ronstadts Vorstellung in Darmstadt

Starke Passquote und Konkurrenz für Zimmer und Durm

Was seine fußballerischen Qualitäten angeht, scheint das gar nicht mal übertrieben. Ronstadts Passquote wird bei "Wyscout" mit 80,9 Prozent angegeben, was den aktuell in Lautern praktizierten Durchschnitt - laut "bundesliga.de" 78,8 Prozent, die bereits eine Steigerung über dem Vorjahr darstellen - anhebt. Seine Vorwärtspässe kommen zu 71,6 Prozent genau, seine Zuspiele ins letzte Drittel sind immerhin noch zu 69,7 Prozent exakt - das sind gute Werte.

Auf der rechten Seite tritt Frank Ronstadt nun in Konkurrenz zu Jean Zimmer und Erik Durm. Spekulations-Aficionados können jetzt darüber rätseln, ob im Zuge seiner Verpflichung eventuell geplant ist, Durm demnächst abzugeben. Mit der derzeitigen Reservistenrolle des "Transfercoups" vom Sommer 2022 dürften weder Spieler noch Vereinsführung zufrieden sein. Ronstadt stellt - wie Durm - auch eine Option für die die linke Seite dar. Zudem würde man bei einem Wechsel des ehemaligen Nationalspielers wohl einiges an Gehalt einsparen.

Zum Schluss noch ein wenig Phantasterei

Und noch was für Freunde der spekulativen Fabulierkunst: Ronstadt ist ein Typ, der gerne Anschluss zu Mitspielern sucht, die ghanaische Wurzeln haben und wie er gläubige Christen sind - an einen Fußballgott glaubt er jedoch nicht, wie er in einem weiteren "Lilienblog"-Interview versichert. In Würzburg war Leroy Kwadwo sein Spezi, in Darmstadt waren es Bradley Manu und Patric Pfeiffer. Und dieser Pfeiffer war vergangene Saison überragender Innenverteidiger der Zweiten Liga. Der im Sommer nach Augsburg wechselte, dort mittlerweile unglücklich ist und als Kandidat für eine Ausleihe in der Winterpause gilt. Und eine ideale Besetzung wäre, um Lauterns Probleme in der Defensive zu lösen ...

Allerdings sollen auch Schalke und Hamburg interessiert sein. Doch wenn sich mit einem Wechsel auf den Betzenberg eine Brücke schlagen ließe, die sich mal nicht allein auf den Mammon, sondern auf menschliche Verbundenheit stützt? Als Profi in Darmstadt startete Pfeiffer übrigens unter einem Trainer namens Dimitrios Grammozis durch.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Frank Ronstadt ist der dritte Winter-Neuzugang des FCK (Pressemeldung FCK)

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