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Lautern leckt die Wunden und hält sich Protest offen

Lautern leckt die Wunden und hält sich Protest offen


Der 1. FC Kaiserslautern wird einige Tage brauchen, um die 3:4-Pleite nach 3:0-Füh­rung bei Fortuna Düsseldorf aus den Kleidern zu schütteln, meint Dirk Schuster. Wegen des Fla­schen­wurfs gegen Ragnar Ache erwägen die Verantwortlichen zudem einen Protest.

Man werde erst genauere Fernsehbilder sowie den Bericht des Schiedsrichters abwarten, ehe man die Entscheidung über einen möglichen Protest gegen die Spielwertung treffe. So lautete am späten Samstagabend die Aussage der FCK-Verantwortlichen auf Nachfrage von Der Betze brennt. Was war passiert? Beim Torjubel nach dem zwischenzeitlichen 3:0 für die Roten Teufel war Mittelstürmer Ragnar Ache von einem von der Düsseldorfer Haupttribüne geworfenen Gegenstand - laut dem Fernsehsender "Sport1" einer Plastikflasche - am Kopf getroffen worden und krümmte sich am Boden. In den verbleibenden 15 Minuten bis zur Halbzeit wirkte Ache neben sich stehend, fasste sich mehrfach an den Kopf und verletzte sich zu allem Überfluss auch noch ohne Einfluss des Gegners am Fuß. In der Pause musste der 25-Jährige dann ausgewechselt werden und wurde von den Lautrer Mannschaftsärzten untersucht, konnte die Heimfahrt mit seinen Teamkollegen aber antreten. Am morgigen Sonntag sollen weitere Untersuchungen folgen und wie gesagt auch über mögliche Konsequenzen am grünen Tisch beraten werden.

FCK-Verantwortliche wollen am Sonntag weitere Schritte beraten

"Ragnar Ache hatte gesundheitliche Probleme. Deshalb mussten wir ihn in der Pause auswechseln. Ob es zwischen den beiden Vorfällen mit dem Kopf und dem Fuß einen Zusammenhang gibt, kann ich nicht sagen", erklärte Dirk Schuster nach dem Spiel in einer Medienrunde mit den mitgereisten Journalisten aus Kaiserslautern, darunter Der Betze brennt. Der FCK-Trainer betonte, dass seine Mannschaft sportlich auf dem Platz verloren habe, hielt sich aber ansonsten spürbar bedeckt bei der Frage nach möglichen weiteren Konsequenzen: "Alles andere müssen andere entscheiden.”

Der Sprecher des Heimvereins, der mit der Freikarten-Aktion "Fortuna für alle" vor 52.000 Zuschauern eigentlich ein Fußballfest geplant hatte, erklärte zum Auftakt der Pressekonferenz: "Ich möchte mich im Namen von Fortuna Düsseldorf entschuldigen für den Vorfall, den es gegeben hat, den Wurf einer Getränkeflasche. Das ist nicht das, was wir bei Fortuna sehen wollen. Und das verurteilen wir zutiefst. Wir sind dabei alles auszuwerten, was es an Bildmaterial gibt, um den Täter dingfest zu machen."

Die auch vom Spielverlauf sichtlich geschockten Lautrer versuchten sich ansonsten weitgehend auf das Sportliche zu konzentrieren:

Schuster: "Die Mannschaft ist gefestigt, wir bekommen das hin"

Dirk Schuster kritisierte vor allem die Defensivarbeit, sah zunächst aber auch viel Gutes im Spiel seiner Mannschaft: "Das Spiel war ein wilder Ritt. Ein intensives Spiel mit komischen Toren. Von unserer Seite ging es gut los. Wir haben drei Tore gemacht. Ein bisschen glücklich, aber wir waren 3:0 vorne. Wir haben zunächst auch sonst relativ viel richtig gemacht, haben Fortuna nicht ins Spiel kommen lassen, kaum Chancen zugelassen. Trotzdem sind wir bei dem Freistoß mit dem Anschluss bestraft worden. Zur Halbzeit war klar, dass auch mit dem 3:1 noch viel passieren kann. Wir haben die Mannschaft in der Pause darauf eingestellt, dass wir defensiv sauber arbeiten müssen, weil Fortuna mit Sicherheit auf den schnellen Anschluss drücken wird. Aber was wir vermeiden wollten, ist dann genau passiert. Wir hatten 20 Minuten keinen Zugriff mehr aufs Spiel. Das war von unserer Seite ein bisschen abenteuerlich. Wir sind immer tiefer gefallen, haben keinen Druck mehr auf den Gegner bekommen und haben vor allem die Distanzschüsse nicht geblockt. Wir müssen uns an die eigene Nase packen. Mir sind das zu einfache und auch zu viele Gegentore. Wir werden ein, zwei Tage brauchen, um diese Niederlage zu verdauen. Ich glaube aber, dass die Mannschaft gefestigt ist und wir das bis zum nächsten Samstag wieder hinbekommen werden."

Kapitän Jean Zimmer haderte ebenfalls mit den letztlich entscheidenden Minuten nach der Pause:"Wir kriegen in 20 Minuten drei Gegentore. Da war gefühlt jeder Schuss ein Treffer. Aber klar, wenn man 3:0 führt, sollte man nicht mehr verlieren. Dass das Publikum bei einem 3:2 kommt, war uns bewusst. Darauf hat uns auch der Trainer hingewiesen. Die haben es dann auch gut gespielt. Aber das war sehr bitter heute. Ich habe so eine Situation wie mit Ragnar Ache noch nicht erlebt. Zumal wir meiner Meinung nach bei dem 3:0 nicht so exzessiv gejubelt haben."

Ritter: "Eine der schlimmsten Niederlagen, die ich je erlebt habe"

Sehr enttäuscht äußerte sich Richmond Tachie nach dem Spiel, der zunächst an allen drei FCK-Treffern direkt beteiligt war: "Es geht ja nicht um mich. Mir wäre es lieber, wenn die Mannschaft gewinnt, als dass ich an drei Toren beteiligt bin. Wir führen mit drei Toren und ich glaube, wir haben die Qualität, diese Führung dann auch zu verteidigen. Wir wollten nach der Pause erstmal gegenhalten. Aber dann schießen die ein schnelles Tor, das Stadion ist da, es wird laut. Die haben natürlich auch Qualität bei den Distanzschüssen. Da müssen wir aber eine Lösung finden, um das besser zu verteidigen."

Marlon Ritter sprach sogar von einer der schlimmsten Niederlagen seiner Karriere: "Wir dürfen das Spiel nicht mehr aus der Hand geben. Aber so ist es jetzt. Das ist eine der schlimmsten Niederlagen, die ich je erlebt habe. Wir haben in der Halbzeit gesagt, dass wir keinen mehr kriegen dürfen, sonst brennt das Ding nochmal. Wenn wir mit 3:0 in die Halbzeit gehen, ist das Spiel gelaufen."

» Zum Video: Pressekonferenz nach dem Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf.

Quelle: Der Betze brennt

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