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Ungefähr wie Papa? Nikola Soldo im DBB-Porträt

Ungefähr wie Papa? Nikola Soldo im DBB-Porträt

Foto: Imago Images

Soldo? Ein Name, der die Augen älterer Fußballfans zum Leuchten bringt. In der Tat ist der Neuzugang des 1. FC Kaiserslautern der Sohn der VfB-Legende Zvonimir Soldo. Und mit nunmehr 22 Jahren versucht Nikola, aus Papas Schatten herauszutreten.

Am 18. Februar 2023 schloss sich für Nikola Soldo ein Kreis. Er kehrte in die Stadt seiner Geburt zurück, nach Stuttgart. In der mit 46.850 Zuschauern gefüllten Arena trat er im Trikot des 1. FC Köln beim VfB an, dem Verein, für den sein Vater Zvonimir zwischen 1996 und 2006 über 300 Pflichtspiele bestritten hatte. Eine Legende nicht nur in Stuttgart, sondern auch in seinem Heimatland Kroatien, für dessen Nationalmannschaft Zvonimir Soldo 61 Mal auflief. Unvergessen geblieben ist vor allem sein Auftritt im Halbfinale bei der WM 1998 gegen Frankreich, wo der Sechser den gegnerischen Spielmacher Zinedine Zidane ausschaltete und die Kroaten den späteren Weltmeister an den Rand einer Niederlage brachten.

Nach seiner aktiven Zeit beim VfB wurde Zvonimir Trainer, coachte 2009 auch mal für ein Jahr den 1. FC Köln. Klar, dass er sich zu Wort meldete, als der FC im Sommer 2022 kurz vor Transferschluss seinen Sohn Nikola verpflichtete. "Die Bundesliga wird eine große Herausforderung für ihn", diktierte er einem Reporter in den Block. "Jetzt muss er Gas geben und sich durchsetzen."

"Deutschland war immer mein Ziel"

Zu den Stärken seines Sohnes meinte er: "Nikola ist technisch stark und hat eine gute Übersicht." Aber: "Er braucht noch Härte, die muss er sich im Training holen." Der damals 21-jährige Filius gab sich hochmotiviert: "Es war immer mein Ziel, einmal in Deutschland zu spielen. In einer der größten Fußball-Ligen der Welt."

Nach seinem Karriereende in Stuttgart 2006 war Zvonimir Soldo mit seiner Familie nach Kroatien zurückgekehrt. Seine beiden anderen Söhne Matija und Filip wurden ebenfalls Fußballer, spielen allerdings nur unterklassig. Matija ist zurzeit vereinslos. Das überragende Talent vom Vater hat anscheinend keiner geerbt. Nikola kommt ihm wohl am nächsten, ehrgeizig ist er auf jeden Fall: "Ich werde besser sein als Papa", erklärte er als Siebenjähriger einem Zeitungsmann, nachdem er sich beim Nachwuchs des Hauptstadtvereins Dinamo Zagreb angemeldet hatte.

Mit 18 erstmals erste Mannschaft

Ab der U17 kickt Nikola für NK Inter Zaprešić, wo er auch den Sprung in die U18- und U19-Nationalmannschaften Kroatiens schafft. Im August 2019 debütierte er als 18-Jähriger im A-Team NK Inters, ausgerechnet gegen seinen einstigen Ausbildungsverein Dinamo Zagreb, verliert 1:2. Seinen Selbstanspruch hat er mittlerweile ein wenig heruntergefahren: "Ich hoffe, dass ich zumindest eine ungefähre Karriere wie Papa haben werde."

Danach sah es zunächst einmal aber nicht aus. Am Saisonende stieg NK Inter in die Zweite Liga ab, schaffte auch den direkten Wiederaufstieg nicht. Im Sommer 2021 wechselte Nikola Soldo zum Erstligisten Lokomotiva Zagreb, wo es für ihn wieder besser läuft. Er schafft direkt den Sprung in die Startelf, köpft zum Saisonauftakt das 1:1 beim 2:2 gegen Hajduk Split:

» Zum Video: Soldos Tor gegen Hajduk Split.

Im Oktober debütierte er in der U21-Nationalmannschaft, für die er insgesamt acht Mal auflief. Beim 5:1-Auswärtssieg gegen die U21 Aserbaidschans markierte er ebenfalls einen Treffer.

» Zum Video: Soldos Premieren-Treffer in der U21.

Soldo ein "physischer Verteidiger mit Problemen im Zweikampf"

Noch in der Vorrunde der Saison 2021/22 werden Späher von Werder Bremen auf ihn aufmerksam. In der Winterpause führt man Gespräche, ein Wechsel kommt aber nicht zustande.

Lokomotiva schließt die Saison auf einem starken fünften Platz ab. Soldo verzeichnete als Innenverteidiger immerhin drei Scorer-Punkte, hat sich als nunmehr 21-Jähriger bereits als feste Größe etabliert. Im Sommerschlussverkauf sichert sich der 1. FC Köln seine Dienste, nachdem bei den Geißböcken mehrere Defensivspieler ausgefallen waren. Die Ablösesumme soll unter einer Million gelegen haben, "transfermarkt.de" beziffert Soldos Marktwert zu diesem Zeitpunkt auf 1,8 Millionen Euro. Ein Schnäppchen also.

Das Online-Medium "24rhein" bewertete den Neuzugang anlässlich seiner Vorstellung so: "Nikola Soldo ist mit seiner Körpergröße von 1,89 Metern und 89 Kilogramm auf den ersten Blick ein sehr physischer Verteidiger. Allerdings hat Soldo große Probleme in direkten Zweikampfduellen. In der Luft gab es vergangenes Jahr in der Ersten Liga Kroatiens nur drei Innenverteidiger mit schlechteren Quoten. Auf der anderen Seite verfügt Soldo über ein herausragendes Stellungsspiel, wodurch er meist nicht in direkte Zweikampf-Duelle mit den Angreifern muss. Aufgrund dessen unterlaufen ihm auch sehr wenig Fouls. Mit dem Ball am Fuß ist Soldo eher der Mann für die langen Pässe. Gerne spielt er Bälle mit hohem Risiko, welche direkt ganze Ketten überspielen. Im Kurzpassspiel war der 21-Jährige mit einer Passquote von 83 Prozent in der vergangenen Saison eher schwach unterwegs."

Insgesamt sieben Mal kam der Innenverteidiger für den FC in der Bundesliga zum Einsatz, sechs Mal stand er in der Startelf. In der Conference League durfte er vier Mal von Beginn an ran, darunter gegen renommierte Gegner wie OGC Nizza oder Partizan Belgrad. Im Januar 2023 zeigte Soldo seine beste Leistung im Dress der Kölner. Er stand 90 Minuten auf dem Platz und wurde vom "Kicker" mit der Note 2 bewertet, als die Rheinländer den Bayern auswärts ein 1:1 abtrotzten. In dieser Zusammenfassung ist er mehrmals bei der Abwehrarbeit zu sehen, Soldo trägt die Rückennummer 5:

» Zum Video: Soldo und Köln trotzen den Bayern ein 1:1 ab.

Das Spiel in Stuttgart hätte zum persönlichen Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn werden können, doch der Fußballgott schreibt öfter unschöne Drehbücher als schöne: Köln verliert 0:3, die Partie wird Soldos bislang letzte in der Bundesliga, danach verzeichnet er viereinhalb Monate lang keine einzige Einsatzminute mehr. Sein Vertrag in Köln läuft zwar noch bis 2025, aber dass die FC-Verantwortlichen für ihn keine Zukunft am Niederrhein sehen, zeichnete sich schon länger ab.

"Der kostengünstige Last-Minute-Einkauf Nikola Soldo entwickelt sich zwar, kann aber sein großes Tempodefizit auf diesem Niveau (noch) nicht kaschieren", schrieb der "Kicker" bereits im November 2022. In der "Bild" sagte FC-Trainer Steffen Baumgart kürzlich: "Ich habe fünf spielfähige Innenverteidiger. Glaube aber, dass ich drei habe, die Bundesliga-Niveau haben." Dass er Soldo nicht dazu zählte, daran dürfte kein Zweifel bestehen.

FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen, der den nun 22-Jährigen an den Betzenberg ausleiht, bewertet ihn natürlich positiver und sieht Soldo gar als Kandidat für alle beiden noch gesuchten Positionen im Betze-Team: "Er gibt unserem Kader mehr Tiefe und Variabilität, da er sowohl [als Innenverteidiger] in der Dreier- und Viererkette als auch als Sechser eingesetzt werden kann."

Perspektiven? Durchaus, wenn er vom "Schnorres" lernt

Also ein Innenverteidiger mit Ausweich-Option auf die Sechs. Mit Tempodefiziten, aber für einen Defensivspieler technisch vergleichsweise stark, guter Mann für den ersten Pass - was kann realistischerweise von Soldo erwartet werden?

FCK-Abwehrchef Kevin Kraus ist ebenfalls nicht der Schnellste und nicht unbedingt der Mann für den ersten Pass. Aber er ist zweikampf- und kopfballstark. Und er hat gelernt, sein Tempodefizit durch Stellungsspiel und Vorausahnen von Situationen auszugleichen. Wenn Soldo sich am "Schnorres" orientiert und dazu ein besseres Passspiel mitbringt, könnte er durchaus eine ernsthafte Alternative für ihn werden.

Ebenfalls interessant: Zum Saisonauftakt gegen den FC St. Pauli und zuletzt im DFB-Pokal-Spiel bei Rot-Weiß Koblenz bot FCK-Trainer Dirk Schuster mit Julian Niehues einen zentralen Defensivspieler auf, der zwischen der zentralen Innenverteidiger-Position in der Dreierkette und der Sechser-Rolle pendelte. Auch das könnte Nikola Soldo hinbekommen, falls Schuster an dieser Spielidee weiterfeilt.

Ebenfalls denkbar: Niehues-Backup in der Götze-Rolle

Angemerkt sei auch: Eine solche Rolle spielte auch Felix Götze unter Marco Antwerpen im Schlussdrittel der Saison 2020/21, was einen permanenten fließenden Wechsel zwischen einer 4-1-2-3 und einer 3-4-3-Formation ermöglichte. Im anschließenden DBB-Sommer-Interview fragten wir Antwerpen, wer in seinem Kader außer Götze sonst noch eine solche Rolle spielen könnte, und er nannte direkt den gerade an den Betzenberg gewechselten Julian Niehues. Wie sagt der Fürst Salinas in dem italienischen Klassiker "Der Leopard" doch so treffend: "Die Dinge müssen sich ändern, damit sie die gleichen bleiben."

Hier noch Soldos FCK-Vorstellungsclip. "Gruß an Papa mit der Nummer" spielt darauf an, dass Zvonimir Soldo die Rückennummer 14 bei der kroatischen Nationalmannschaft trug. Beim VfB war’s die 20.

» Zum Video: Soldos Vorstellung beim FCK mit Grüßen an seinen Vater

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Nikola Soldo kommt auf Leihbasis vom 1. FC Köln zum FCK (Der Betze brennt)

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