Neues vom Betzenberg

Gegner-Check H96: Das FCK-Team ist eingespielter

Gegner-Check H96: Das FCK-Team ist eingespielter


Zur Saisoneröffnung trifft der 1. FC Kaiserslautern auf einen alten Bekannten: Hannover 96 hat nach wie vor höhere Ansprüche als die 2. Bundesliga, verfolgt seine Ziele mittlerweile aber mit ruhigerer Hand. Aufstiegskandidat sind die Niedersachsen dennoch nicht.

Anspruch und Wirklichkeit: 2021/22 schloss Hannover auf Rang 11 ab. Dass der niedersächsische Hauptstadtklub um Boss und Hauptinvestor Martin Kind höhere Ambitionen hat, liegt auf der Hand. Von den 22 Spielzeiten seit der Jahrtausendwende hat 96 immerhin 16 im Oberhaus bestritten. Am Freitag starten die Hannoveraner ins vierte Zweitligajahr in Folge. Das ist unbefriedigend, ein Angriff auf die Aufstiegsplätze erscheint jedoch auch diesmal nicht realistisch.

Die Geläuterten: Die sportliche Leitung hat in Hannover in den vergangenen Jahren öfter mal gewechselt. Mittlerweile wird anscheinend mit ruhigerer Hand regiert. Sportchef Marcus Mann darf in sein zweites Jahr starten. Obwohl sich sein erster Saisonabschluss nicht gerade berauschend darstellt, wird ihm kluges, umsichtiges Arbeiten attestiert. Und er holte sich mit Stefan Leitl einen Cheftrainer an die Seite, der sich ebenfalls weniger als Zampano denn als beharrlicher Aufbauarbeiter profiliert hat. Vergangene Saison führte Leitl den im Grunde chancenlosen Aufsteiger Fürth unaufgeregt durch die Bundesliga, erntete dabei zwar kaum Punkte, aber viel Anerkennung. Mann und Leitl liegen auf einer Linie, auch was die bevorzugte Formation auf dem Platz angeht: ein 4-4-2 mit Raute soll es sein, der Kader entsprechend zusammengestellt werden.

Die Schwäche: Nur 35 Treffer markierte Hannover in der vergangenen Runde, weniger erzielten nur die Absteiger. Kein Wunder, dass Sportchef Mann noch nach einem Torjäger fahndet. Leitl brachte aus Fürth Harvard Nielsen mit, eine intelligente, variabel einsetzbare Offensivkraft, die Kosta Runjaic vor sieben Jahren gerne an den Betzenberg geholt hätte. Ein Goalgetter ist jedoch auch Nielsen nicht. Für Fürth traf er zuletzt nur zwei Mal in 26 Partien.

Die Stärke: Für eine graue Maus der Zweiten Liga spielte Hannover erstaunlich starke "Through Passes", beziehungsweise "filtrierende" Pässe, wie sie in der etwas holprigen Übersetzung des Datenanbieters "wyscout" genannt werden. Das sind Pässe hinter die letzte Linie des Gegners. Sowohl was die Häufigkeit - im Schnitt 8,7 pro 90 Minuten - und die Präzision - 37,5 Prozent Genauigkeit - angeht, platzierte sich der Tabellen-11. in dieser Disziplin 2021/22 unter den besten Drei der Liga.

Zweimal Zehn: Wenn tatsächlich noch ein Stürmer fürs Zentrum kommt, ist Nielsen wohl eher ein Kandidat für Zehner-Position. Dort aber hat sich Sebastian Kerk etabliert, der vergangene Saison mit neun Treffern und fünf Vorlagen Hannovers bester Scorer war und wohl die bisher beste Saison seiner Karriere spielte. 2016/2017 war der damalige Freiburger für ein Jahr nach Kaiserslautern ausgeliehen, kam dort aber wegen anhaltender Verletzungsbeschwerden nie richtig in Tritt.

Der Dauerbrenner: Keeper Ron-Robert Zieler wurde von Coach Leitl gerade zum neuen Kapitän ernannt. Für den 33-Jährigen eine weitere Bestätigung, dass er bei 96 nunmehr fest im Sattel sitzt. Das war nicht immer so. In der Spielzeit 2020/21 hatte Leitls Vor-Vorgänger Kenan Kocak den erfahrenen Goalie, der schon beim 1. FC Köln, beim VfB Stuttgart und dem englischen Erstligisten Leiceister City unter Vertrag stand, auf die Bank gesetzt.

Das Talent: Mit starken Drehungen und Sprints machte vergangene Saison der 19-jährige Maximilian Beier auf sich aufmerksam. Mann ist es gelungen, die Nachwuchshoffnung für ein weiteres Jahr von der TSG Hoffenheim auszuleihen. Beier kann sich auf der gesamten Breite der vordersten Linie anbieten - und ein dankbarer Abnehmer für die besagten "Through Passes" sein.

Das Fazit: Irgendwie ungewöhnlich - ein Aufsteiger trifft auf einen etablierten Zweitligisten, und sein größter Vorteil könnte sein, dass er im Auftaktspiel das eingespieltere Team stellt. Lautern wird, auch verletzungsbedingt, vielleicht nur mit ein oder zwei Neuzugängen und vor stimmungsvoller Kulisse seine Aufstiegshelden präsentieren, die beweisen wollen, dass sie auch weiterhin Vertrauen verdient haben. Hannover dagegen muss viele neue Spieler integrieren. Und gerade ein 4-4-2 mit Raute hat hohen Einspielbedarf, auch wenn dafür mit Fabian Kunze (Arminia Bielefeld) und Louis Schaub (1. FC Köln) bundesligaerfahrene neue Kräfte zur Verfügung stehen. Zudem muss der aus Kiel geholte Phil Neumann Abwehrchef Marcel Franke ersetzen, der nach Karlsruhe abgewandert ist.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Vorab-Diskussion FCK-H96 | Freitag, 20:30 Uhr: Zweitliga-Rückkehr unter Flutlicht (Der Betze brennt)

Kommentare 158 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken