Diskussionen zu fanpolitischen Themen, wie z.B. von ProFans oder dem B.A.F.F.

Beitragvon Thomas » 09.11.2012, 17:24


Die Sache mit dem Stadionerlebnis
Bundesweit streiten DFL und Fanvertreter über das „Sichere Stadionerlebnis“. „Regiogeflüster“ fragt, was die FCK-Fans meinen…

„Ein Teil unserer Fans sind Arschlöcher!“ Das sagte Martin Kind, Präsident von Hannover 96, vor wenigen Wochen. Es ging um verbale Entgleisungen der eigenen Anhängerschaft gegenüber dem Ex-Hannover-Spieler Emanuel Pogatetz, der nun in Wolfsburg kickt. Sicher gewinnen die 96-Fans mit ihren beleidigenden Schlachtrufen keine Sympathiepunkte. Doch auch Kind hat sich verbal verrannt. Eine verkeilte Situation, die symptomatisch ist für das aktuelle Verhältnis zwischen Fans und Funktionären.

Denn derzeit ist Druck im Kessel. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat ein Papier vorgelegt. „Sicheres Stadionerlebnis“ lautet der Titel des Dokumentes und möchte Maßnahmen definieren, die den Stadionbesuch sicher machen. Eigentlich ein konsensfähiger Ansatz. Wären da nicht die Fans, die wöchentlich ins Stadion pilgern. Und die bei der Erarbeitung des Papiers überhaupt nicht gefragt wurden. Entsprechend wird der DFL mit ihrem Maßnahmenkatalog nun Realitätsferne vorgeworfen.

Einige Bundesligaclubs haben angekündigt, das Papier nicht verabschieden zu wollen. Unlängst hat sich auch der 1. FC Kaiserslautern von dem Maßnahmenkatalog distanziert. Zuvor hatten sich bereits diverse Fangruppierungen des FCK entsprechend positioniert. Darunter die Perspektive FCK, die Fanvertretung sowie die Ultra-Gruppen Frenetic Youth, Generation Luzifer und Pfalz Inferno. „Wir lehnen das DFL-Papier in vollem Umfang ab“, schreiben sie deutlich.

„Die Fans fühlen sich überfahren“

Doch worum geht’s in der Diskussion? Und was meinen die Lauterer Fans? „Regiogeflüster“ hört sich um. Sebastian Scheffler ist gewählter Fanvertreter. Er hat sein Ohr dran an der Fanszene. „Hauptknackpunkt des DFL-Papiers ist, dass es mit den Fans, ihren Vertretern und Organisationen nicht besprochen wurde“, erklärt er. Auf höchster Funktionärsebene sei abgestimmt worden – ohne die Bedürfnisse der Basis zu kennen oder abzufragen. „Die Fans fühlen sich überfahren.“

Aber nicht nur emotional. Auch inhaltlich gibt es heftigen Widerstand gegen den DFL-Katalog. Jochen Grotepaß ist ein Querdenker in der Lauterer Fanszene, hat in Internetbeiträgen bereits mehrfach kritisch zur Diskussion beigetragen. Er sagt: „Es spricht absolut nichts gegen ein ,sicheres Stadionerlebnis‘.“ Im Gegenteil: Großtepaß sieht die deutschen Stadien hier vorbildlich. Er zitiert aus dem DFL-Papier, in dem es heißt: „Beim Blick auf die Veranstaltungslage in den höchsten deutschen Spielklassen ist festzustellen, dass Infrastruktur und Spielorganisation im Zusammenspiel aller Sicherheitsträger sowie der Zuschauerservice bereits heute auf höchstem Niveau sind und Probleme lokal gelöst werden.“ Grotepaß fragt: „Wenn also alles auf höchstem Niveau ist, warum sollte etwas verändert werden?“

Wieso die Sicherheitsstufe erhöhen, wenn die Stadien im Grunde längst sicher sind? Scheffler weist auf das Bild randalierender Fans, das in Medien verbreitet wird. „Journalisten berichten gerne und viel über den Fußball, und natürlich sind Aufreger willkommene Nachrichten“, erklärt Scheffler. Allerdings werden hier Einzelfälle medial überhöht dargestellt. Scheffler meint: „In den vergangenen Jahren sind die Zuschauerzahlen gestiegen, aber die Atmosphäre in den Stadien ist friedlicher geworden.“ Das Bild randalierender Fans sei in der Realität kaum anzutreffen.

Grotepaß bemüht die Statistik: „In der Saison 2010/11 gab es insgesamt in deutschen Stadien 846 Verletzte. Die gesamte Besucherzahl dieser Wettbewerbe betrug 17,6 Millionen Zuschauer. Natürlich ist jeder Verletzte zu viel. Jedoch sind mit knapp 0,005 Prozent aller Besucher in Stadien der Profiligen ein so verschwindend geringer Prozentsatz verletzt worden, dass bei einem ,normalen‘ Tag auf dem Münchner Oktoberfest mehr Verletzte zu beklagen sind. Aber keiner fordert in einem Konzeptpapier ,Sicheres Volksfesterlebnis‘, dass jeder Besucher einen Gewaltverzicht unterschreibt oder ansonsten allen Besuchern in seinem Reisebus der Zugang verwehrt wird.“

Ausziehen im Container

Eben solche Maßnahmen sind es, die die Fanszene am DFL-Papier stören. Dazu erzürnt die Fans ein Verhaltenskodex, den ihnen die DFL auferlegen will. Scheffler unterstreicht: „Man sollte einen solchen Katalog gemeinsam mit den Fans erarbeiten.“ Dies ist nicht geschehen. So wirkt der Kodex nun wie der drohende Zeigefinger, mit stupiden Bestrafungsregeln, strenger Kontrolle und überzogenen Repressionen. Dazu kommen Vollkontrollen, bei denen sich Fans vor dem Stadionbesuch in Containern zur Leibesvisitation ausziehen sollen. Auch das traditionelle Verlangen der Fans nach Stehplätzen wird im DFL-Papier indirekt in Frage gestellt.

Für Christine Wetz indiskutabel. „Denn wer kann bei einem Fußballspiel, wenn es um den eigenen Verein geht, schon sitzen?“ Außerdem ein sozialer Faktor: Ein Stehplatz entspricht durchschnittlich 1,5 Sitzplätzen und ermöglicht damit günstigere Ticketpreise. Wetz schüttelt den Kopf, wenn sie an das DFL-Papier denkt. Sie ist ebenfalls engagierte FCK-Fanaktivistin, als Teil der „Betze-Määd“, dem einzigen „weiblichen“ Fanclub der Roten Teufel.

Ob sie sich im Stadion in der „Männerdomäne Fußball“ unsicher fühlt? Keineswegs. Auch sie lehnt die DFL-Vorschläge ab. Denn: „Die gegenwärtigen Probleme werden durch die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht gelöst“, sagt sie. Von einem übergeordneten Reglement hält sie wenig: „Diese Probleme sollten lokal gelöst werden. Maßnahmen müssen auf jeden Verein, dessen Fanszene und die lokalen Verhältnisse angepasst und mit den verantwortlichen Stellen und Personen vor Ort abgestimmt werden. Zentral ist die Einbindung der Fans.“

Lösungen vor Ort

Scheffler setzt ebenfalls auf einen lokalen Dialog. „Im Gegensatz zu anderen Vereinen sind wir sehr weit beim FCK“, lobt er die Fanarbeit auf dem Betzenberg. „Fanspezifische Themen werden mit dem Vorstand besprochen“, aktuell habe es Gespräche gegeben. So formulieren es die Perspektive FCK, die Fanvertretung sowie die Ultra-Gruppen Frenetic Youth, Generation Luzifer und Pfalz Inferno in ihrem Schreiben an die Vereinsführung: „Der bisherige Weg des FCK, der einen offenen und fairen Dialog zwischen der Vereinsführung und den Fans vorsieht, sollte weiterhin durch die Umsetzung geeigneter Ideen gefördert und nicht durch fremde Einflüsse behindert werden.“

(Der Artikel ist in der November-Ausgabe des Magazins „Regiogeflüster“ erschienen. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.)

Quelle: Regiogeflüster (Seite 32/33)
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon W.Schnarr » 09.11.2012, 18:02


Zu den Medien nur soviel:

Heute früh gegen 6.00 Uhr gab es eine großen Artikel in der online-Ausgabe der BILD über die Randale in Kopenhagen einiger Vollpfosten aus Stuttgart beim EL-Spiel.

Fans mag ich solche Leute nicht nennen. Der Präsident von 96 hat solche Leute sehr treffend als A......r bezeichnet.

Jedenfalls war dieser Artikel mit 21 (in Worten: einundzwanzig) Bildern garniert

Einen Spielbericht habe ich nicht gefunden.

Diese Stimmungsmache der Medien, dieses Gegeifere von DFB und DFL, die diese Woche ja plötzlich behauptet haben wir hätten ein Naziproblem in unseren Stadien, das kotzt mich nur noch an.

Man beschädigt das eigene Business nur um seine Vorstellungen von sterilen Fußballevents durchzusetzen.

Diese Frankfurter Zombies wollen schlicht und einfach unseren Fußball kaputtmachen. Das dürfen wir nicht zulassen.



Beitragvon kämpfen-und-SIEGEN » 09.11.2012, 19:28


Zum Thema "sicheres Stadionerlebnis":
Diese Vorgaben von Seiten der Politik und der DFL sind kaum noch zu ertragen...!! Klar: Polizeieinsätze, insbesonder VOR dem Stadion, haben teilweise ihre Berechtigung!
Aber man muss die Kirche mal im Dorf lassen... Bei Großereignissen, wie das ein (2.)Bundesligaspiel nunmal darstellt, kann nicht alles in Harmonie verlaufen!!! Wenn man sich überlegt, dass beispielweise in Dortmund jeden 2. Samstag über 80.000 Menschen zusammentreffen kann ich doch nicht erwarten, dass sich alle lieb haben.

Auf jeden Fall fühle ich mich aufm Betze SICHER! Aber was heißt das? Heißt dass, dass ich unbeschadet auf die West komme? Oder dass ich beim Jubeln kein Bier auf die Jacke geleert kriege?
Dazu muss ich sagen Punkt 1 trifft absolunt zu, Punkt 2 nicht immer.
Immer wieder wird gepredigt wie voll, wie geil die deutschen Stadien sind...
Mein Vorschlag (und ich weiß, dass er leider utopisch ist): Lasst an einem Wochenende alle Fankurven und Gästeblöcke in deutschen Stadien für eine Halbzeit leer!!!

Statt dessen gemeinsam mit den Gästefans vorm Stadion en schönes Besäufnis veranstalten...
Zu diesem Zweck würd ich sogar mit nem Frankfurter e Bier heben!!!
Gruß as Siegen



Beitragvon Mac41 » 09.11.2012, 21:37


Martin Kind hat geschrieben:„Ein Teil unserer Fans sind Arschlöcher!“

Sorry Thomas, das stimmt auch für die Lautrer Szene, aber... ich habe keine Lust mich mit diesen Leuten in einen Sack packen zu lassen.
Ich habe keine Lust wegen dieser paar Unbelehrbaren mein Stadionerlebnis "sicher" machen zu lassen, denn ich habe kein Problem.
Gewalt auf den Rängen ...Idioten
Rechte Töne und Rassismus .... Unbelehrbare
Da gibt es keine Toleranz, das sind keine Fans!

Pyro... Kinderkram aber auch nicht mehr. Sowas hat in etwa das Gewaltpotential wie die Gesangsdarbietungen oder das Dauergewedel unserer Duracellhasen. Es stört mich und ich finde es wenig erbauend, aber deswegen Turtels in der West oder Nacktscanner... Nein Danke.

Ich hoffe, die Diskussion wird endlich ehrlich und mit den wahren Absichten geführt.
Es geht darum, den Fußball für die angeblich wirtschaftlich interessanten Gruppen zugänglich zu machen.
...und da stören sogenannte Fans nur, wenn sie mehr sein wollen als Stimmungskulisse.
Hasta la Victoria - siempre!



Beitragvon Lonly Devil » 09.11.2012, 21:45


Der von W. Schnarr erwähnte Artikel.


Nach Feuer-Randale bei Stuttgart-Sieg
Ihr Chaoten zerstört unseren Fußball nicht!
Manager Bobic: „Für diese kleine Gruppe müssen wir uns schämen“


http://www.bild.de/sport/fussball/vfb-s ... .bild.html

Der Bericht zum eigentlichen Ereignis fiel wohl der Panikmache zum Opfer.
https://www.youtube.com/watch?v=48grx-7 ... H-y_g9MkxO
Zitat: "Willst Du Unkraut dauerhaft vermeiden, musst Du die Wurzel ausreißen."
Gott mag gewisse Machenschaften eventuell vergeben, ICH NICHT!



Beitragvon mster » 10.11.2012, 00:11


Da hab ich doch tatsächlich den Fehler gemacht und auf den Link geklickt. Und - was noch viel schlimmer ist - mir neben dem Artikel auch noch die Kommentare darunter durchgelesen. Fazit:

1.) Liebe Schmierfinke von der BILD, auch wenn ihr mit der Übersicht anderes suggiert: Das ist nicht "euer" Fußball. Netter Versuch. Aber nur weiter so, dann besteht zumindest die leise Hoffnung dass ihr so endet wie die Sun in Liverpool.

2.) Feuer-Randale... wtf? Wo wurde da bitte randaliert? Und die Ausschreitungen in Berlin beim BFC auf eine Stufe mit dem Abbrennen von Pyrotechnik zu stellen ist mit "dreist" noch freundlich umschrieben.

3.) Immer wieder schön wie sich Vorurteile bestätigen. Oder anders formuliert: Liest man die Kommentare zum Artikel kommt man unweigerlich zum Schluss dass es sich bei 90% der BILD-Leser um Schulabbrecher nach der Grundschule handeln muss. Man weiß ja nicht ob man heulen oder lachen soll beim Rechtsverständnis oder generell der Ausdrucksweise dieser Armleuchter.

Nicht nur aufgrund dieses Artikels frage ich mich: Muss man eigentlich schon ein manipulatives A****loch sein um bei der BILD anfangen zu dürfen oder wird man das erst im Laufe der Karriere?

P.S.: Ja, ich hasse dieses Drecksblatt von ganzem Herzen. :)




Zurück zu Kurvenpolitik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste