Interview mit Aufsichtsratskandidat Valentin Helou

"Investorengelder müssen sinnvoll eingesetzt werden"

"Investorengelder müssen sinnvoll eingesetzt werden"


Das Stadion nicht als Last, sondern als Chance betrachten und mehr daraus machen - diese Forderung stellt der 40-jährige Immobilienentwickler Valentin Helou, der für den Aufsichtsrat des FCK kandidiert.

Der Betze brennt: Valentin Helou, warum muss sich im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern etwas ändern?

Valentin Helou (40): Der neue Aufsichtsrat muss wichtige Impulse setzen. Dazu gehört die enge Einbindung der Fanbasis, unserem wichtigsten Kapital, der ich als Aufsichtsrat eine aktive Rolle im Verein geben will, sowie der ehemaligen Profis, die unserem Verein Identifikation stiften können. Zudem sollte die sportliche Kompetenz im Vorstand gestärkt werden, worauf ich als Aufsichtsrat Einfluss nehmen werde. Dazu müssen wir ein sportliches Leitbild entwerfen, zu dem auch die Frage gehört, ob der Profisport aus dem klassischen, gemeinnützigen Verein herausgetrennt werden sollte, um für den gemeinnützigen sowie den sportlich-professionellen Teil unter voller Kontrolle der Vereinsgremien jeweils ideale Lösungen zu finden. Wie kann der Aufsichtsrat denn einen Vorstand bestellen, in dem der eigentliche wichtigste Bereich, Fußball, nicht kompetent vertreten ist? Das zeigt einen ganz klaren Mangel an Übersicht, der dringend abgeschafft werden muss.

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor: Welche beruflichen Erfahrungen und welche persönliche Verbindung zum FCK qualifizieren Sie für ein Amt im zweithöchsten Vereinsgremium?

Helou: Seit Kindesbeinen an bin ich als gebürtiger Koblenzer Fan des 1. FC Kaiserslautern und habe trotz meiner zahlreichen beruflichen Stationen in Koblenz, New York und Berlin kaum ein Spiel verpasst. Früher traf man mich vor allem in Block 7 auf der Westtribüne, jetzt unterstütze ich unsere Mannschaft von Block 13.1 aus. Mein Wunsch ist es, dass auch meine Kinder ihren Verein von der Seitenlinie aus anfeuern können, so wie ich seit fast 40 Jahren. Ich glaube, diese Identifikation ist Grundvoraussetzung für ein Engagement beim FCK. Durch meine berufliche Tätigkeit in der Projekteinwicklung bin ich gut gerüstet, eines der Hauptthemen des FCK anzugehen: Unser Stadion. So wie wir derzeit mit dem Betze umgehen, ist er vor allem in finanzieller Hinsicht eine Belastung. Dabei sollten wir unser Stadion als Chance betrachten und mehr daraus machen. Daher begrüße ich ausdrücklich die Pläne, einen Investor mit an Bord zu holen, der in unseren Betze und in unsere Profis investiert, um den Verein so von den erdrückenden Kosten der Spielstätte zu befreien. Dazu müssen wir etwa Themen wie eine einnahmeabhängige Pacht angehen und über die Umstrukturierung der Grundstücke am Betze sprechen. Für denkbar halte ich auch, weitere gewerbliche Nutzungen wie Pop-Up-Stores oder Läden in das Stadion zu integrieren und es für weitere Veranstaltungen zu öffnen, wofür allerdings eine brandschutztechnische Lösung notwendig ist. Im Beruf habe und hatte ich täglich mit Immobilien und der Restrukturierung von Firmen zu tun, und dieses Wissen möchte ich im Aufsichtsrat zum Nutzen unseres Vereins einbringen.

"Mein Wohnsitz hat mich noch nie an einem FCK-Besuch gehindert"

Der Betze brennt: Das Thema Wohnort wurde schon angeschnitten: Sie sind gebürtiger Koblenzer, leben aber nun in der Nähe von Berlin, also weit weg von Kaiserslautern - ein Detail, das beim noch amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Nikolai Riesenkampff (wohnhaft in Berlin) zuletzt stark kritisiert wurde. Wie treten Sie dem entgegen?

Helou: Ich habe den Wohnort von Nikolai Riesenkampff nicht als Belastung empfunden, wobei ich gleichwohl mit vielen Entscheidungen des aktuellen Aufsichtsrates nicht einverstanden bin. Davon einmal abgesehen, hat unsere Firma eine Zweigstelle in Berlin, Hauptsitz ist aber Koblenz, so dass ich regelmäßig vor Ort bin. Der Wohnsitz Berlin, Bonn, Kaiserslautern oder Kleinmachnow hat nichts damit zu tun, dass man den FCK nicht vertreten kann oder darf. Die gleichen Fehler, die der Aufsichtsrat begangen hat, wären auch passiert, wenn alle Aufsichtsratsmitglieder in Kaiserslautern ansässig wären. Mein Wohnsitz hat mich noch nie daran gehindert, im Fritz-Walter-Stadion zu sein. Ich bin auch aus New York oft nach Kaiserslautern zu Spielen gereist. Meine Dauerkarten haben sich für mich in der Zeit in den USA, aber auch in den Jahren davor in Reutlingen und nun in Berlin gelohnt, und per Handy bin ich heute überall auf der Welt für jeden erreichbar. Wir können doch nicht Teil der Fußballerischen Spitze sein, und unsere Kompetenz dann nach dem Wohnort ausrichten. Ich brenne für den FCK und will mich engagieren. Messen Sie mich an den Taten, nicht am Wohnort.

Der Betze brennt: Sie möchten ein "sportliches Leitbild" für die Roten Teufel entwerfen. Können Sie das näher definieren? Und bräuchte der FCK nicht sogar ein gesamtheitliches Leitbild, wie es bei anderen Vereinen existiert, das neben dem Sportlichen auch wichtige Themenbereiche wie Fans/Mitglieder, Tradition, Zukunftsvisionen und weiteres beinhaltet?

Helou: Der FCK hat bereits ein Leitbild: Der FCK steht für Tradition, für Ehrlichkeit, Leidenschaft und dafür, immer das Unmögliche wahr zu machen. Allerdings sind in den Jahren des sportlichen Niedergangs diese Werte immer mehr in den Hintergrund geraten. Dieses Leitbild muss wieder aktiviert werden. Dies geht allerdings nur durch sportliche Glaubwürdigkeit, Zusammenhalt und Nachhaltigkeit.

Natürlich müssen wir viel im Bereich Tradition, Fans und Struktur arbeiten. Aber all das können wir nur, wenn wir sportlich dauerhaft leistungsfähig sind. Unsere sportliche Substanz wurde immer mehr reduziert, und das gilt nicht nur im Bereich Spieler. Aber das Produkt, das die wirtschaftliche Basis des Vereins darstellt und für die Identifikation sorgt, ist nun einmal Fußball. Nur für welchen Fußball stehen wir denn? Wann haben wir denn mal einen erfolgreichen Trainer entwickelt, wann wurden das letzte Mal Spieler in Kaiserslautern auch nachhaltig besser gemacht? Jedes Jahr wechseln wir Trainer und Spieler und erhoffen uns ein neues Allheilmittel. Diese "Lotterie" ist nicht nur menschlich eine Tragödie, sondern führt ganz offensichtlich nicht zum Erfolg. Da brauchen wir einen neuen Ansatz, der vielleicht etwas Zeit benötigt.

Ich habe beobachtet, dass die Vereine, die sich in den letzten Jahren sportlich etabliert haben, alle für eine bestimmte fußballerische Kultur stehen. Dabei ist ganz egal, ob wir uns Freiburg, Gladbach, Augsburg oder unseren Nachbar an der A63 ansehen: Sie alle haben sich aus einem sportlichen Leitbild entwickelt, das sie heute noch trägt und das behutsam aktualisiert wird. Vereine, die andauernd Trainer und Spieler wechseln, haben doch gezeigt, dass es auch mit hohen Budgets nicht geht. Wie viel Geld haben Vereine wie wir oder auch wie der HSV schon für vermeintliche "Hoffnungsträger" ausgegeben? Ein Transfer ist immer eine Investition, und diese waren bislang wenig erfolgreich. Für mich ist daher die Stärkung der sportlichen Kompetenz im Aufsichtsrat und im Verein besonders wichtig.

Der Betze brennt: Zwei miteinander verknüpfte Diskussionen sind zurzeit die geplante Ausgliederung und der Einstieg von Investoren. Wie stehen Sie zu diesem Themenkomplex, was die Notwendigkeit, den Zeitplan und die konkrete Umsetzung angeht?

Helou: Eine Professionalisierung der Strukturen ist nicht zu vermeiden. Die Kosten können nur durch eine Ausgliederung der Profis erwirtschaftet werden. Aber wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass nun die Ausgliederung der Sechser im Lotto ist. Beispielsweise müssen wir darauf achten, dass die dann frei werdenden Mittel sinnvoll eingesetzt und nicht wieder in vermeintliche Hoffnungsträger investiert werden. Als zweite zentrale Herausforderung sehe ich daher auch die Finanzierungsstruktur des Fritz-Walter-Stadions, in der so viel Geld versickert, dass wir hier dringend handeln müssen.

Trotz der Risiken muss die Ausgliederung jetzt passieren, denn diese ist die Voraussetzung, um Gespräche mit Kapitalgebern führen zu können. Dazu müssen wir kurzfristig nicht nur die Stadt und den Verein an einen Tisch bringen, sondern auch das Land und eventuell andere Beteiligte. Allerdings ist es ganz wichtig, dass hier das Thema Stadion mit angefasst wird und beide Bereiche unter der vollen Kontrolle des Vereins bleiben

Ein Investorenmodell kann nur dann funktionieren, wenn wir ganz eindeutig die Eigenkontrolle nicht abgeben. Wir dürfen uns auch nicht indirekt mit dem Stadion in die Hände eines Investors begeben, der den FCK vielleicht nur als Mittel zum Zweck ansieht, Es sollte vielmehr so sein, dass wir ein Modell entwickeln, in dem Investoren in das Produkt 1. FC Kaiserslautern nachhaltig investieren und dann gemeinsam vom Erfolg profitieren. Ich lese immer, dass man mit dem FCK als Investor kein Geld verdienen kann. Dem stimme ich nicht zu. Die Werte, die durch sportliche Entwicklung alleine im Bereich Fernsehgeld geschaffen werden, kommen auch dem Investor zugute. Wichtig ist nur, dass wir nun ein erfolgversprechendes und gutes Modell aufbauen. Ich bin bereit, diesen Prozess aktiv und mit hohem Engagement sofort nach meiner Wahl anzugehen.

"Kein Sportvorstand - was hat man sich da denn gedacht"

Der Betze brennt: Der noch amtierende Aufsichtsrat versuchte im Kalenderjahr 2017 zwei Mal, einen Sportvorstand zu installieren, scheiterte jedoch mit beiden Anläufen. Wie stehen Sie zu dieser Frage: Braucht der FCK mehr Sportkompetenz - und zwar "ganz oben" im Vorstand?

Helou: Lassen Sie es mich mal wirtschaftlich ausdrücken: Wir sind wie ein Unternehmen, dass das Produkt "Fußball" hat. Und wir haben keinen Vertreter im Vorstand, der sportliche Kompetenz hat. Stellen Sie sich mal vor, die Lufthansa hätte einen Vorstand ohne Kompetenz in der Flugindustrie, BMW hätte einen Vorstand ohne Kenntnis im Bereich Automobil. Entschuldigen Sie meine Klarheit, aber was hat man sich da denn gedacht?

Der jetzige Vorstand macht gute Arbeit im Bereich seiner Kompetenzen. Meiner Meinung nach brauchen wir ganz dringend einen Sportvorstand, der aber nicht unbedingt an der Spitze angegliedert sein muss, der aber ganz klare Kompetenzen haben sollte. Unsere jetzigen Vorstände sind hier vom Aufsichtsrat im Stich gelassen worden. Drehen wir den Spieß doch mal um: Würden Sie einen aktiven Fußballer damit betrauen, eine professionelle Vereinsstruktur aufzubauen? Wir sollten uns die benötigten Kompetenzen in den Verein holen und wenn jeder dort anpackt, wo er es am besten kann, dann wird es auch voran gehen.

Der Betze brennt: In den letzten Jahren ist beim FCK auf allen Ebenen ein rückläufiger Zusammenhalt spürbar - obwohl genau das den Verein früher so stark gemacht hat. Was würden Sie als Aufsichtsratsmitglied tun, um das Wir-Gefühl und das Miteinander wieder zu stärken?

Helou: Ich stand als Kind und Jugendlicher im Block 7 und ich war stolz darauf. Meine Freunde und ich fuhren danach in unser Dorf und waren stolz darauf, im Stadion gewesen zu sein. Wir sprachen über unseren Verein, egal ob wir gewonnen oder verloren haben. Früher war der FCK die Basis und die Basis war der FCK. Heute reden wir von "denen da oben auf dem Berg" und wir können uns nicht mehr im Verein wieder erkennen. Wir müssen uns Mitleid anhören. Das geht als FCK'ler nun gar nicht.

Aber grundsätzlich fängt alles mit dem Sportlichen an. Wenn wir Fans uns mit dem Sportlichen identifizieren können, ob in Niederlage oder in Erfolg, dann bildet sich auch wieder eine Basis. Wir müssen unsere Werte auch dem anpassen, wo wir herkommen, und unsere Tradition ehren. Wenn wir das vergessen und dann noch dazu einen Trainer- und Spielerverschleiß an den Tag legen wie in der Vergangenheit, frage ich mich, woher der Zusammenhalt denn kommen soll. Und ganz nebenbei wurden alle Identifikationsfiguren in der ersten Mannschaft jedes Jahr abgegeben und so die Substanz geplündert.

Wir sind ein Verein der für ehrlichen Fußball stehen sollte. Der seriös Fußball arbeitet. Wir sind ein Klub, der unsere Region stolz vertritt. Wir kommen sicherlich nicht aus einer Industriemetropole, aber wir kommen aus einer Region, die für ehrliche Arbeit, bodenständige Werte, Gastfreundschaft und Ehrlichkeit steht. Und dafür müssen wir als Klub, unser sportliches Leitmotiv, und damit auch Trainer und Mannschaft stehen. Dann kommt auch der Zusammenhalt wieder.

"Fachkompetenz in den Feldern, die gerade im Argen liegen"

Der Betze brennt: Wie sieht für sie der perfekte Aufsichtsrat aus - sowohl was die Zusammensetzung der fünf Personen angeht als auch ihre Arbeitsweise in dem Gremium?

Helou: Ich finde es bemerkenswert, dass sich nun so viele Menschen gemeldet haben, um Verantwortung zu übernehmen. Ich werde jeden Einzelnen, der sich für unseren Verein engagiert, unterstützen - egal von welcher Position aus. Wir benötigen im Aufsichtsrat eine klare sportliche Kompetenz, und müssen die strategischen Themenfelder abdecken, die notwendig sind, um den Verein neu aufzustellen. Es ist die Aufgabe des Aufsichtsrates, den Verein zusammen mit dem Vorstand auf stabile Füße zu stellen. Es ist aber auch die Aufgabe des Aufsichtsrates, die Entscheidungen des Vorstands so zu überprüfen. Auch müssen wir immer ein offenes Ohr für unsere Basis haben. Denn der FCK lebt nur von den Fans und Zuschauern und die müssen wir auch im Aufsichtsrat vertreten. Die Arbeitsweise im Gremium muss die Werte des Vereins vertreten; dies bedeutet professionelle, ehrliche und harte Arbeit.

Der Betze brennt: In der letzten Frage bitten wir Sie noch mal um eine prägnante Zusammenfassung: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 03. Dezember ihre Stimme geben?

Helou: Seit fast 40 Jahren kenne und liebe ich den FCK und möchte ihn in dieser schweren Stunde unterstützen. In meiner beruflichen Laufbahn habe ich es mit Unternehmen zu tun gehabt, die ich als Berater wieder fit für ihr Geschäft machen konnte, in den letzten Jahren beschäftigte ich mich zudem mit der Immobilien-Projektentwicklung auf der ganzen Welt. Ich glaube, dass gerade diese Mischung aus Vereinskenntnis und beruflicher Fachkompetenz in genau den Kernfeldern, die momentan im Argen liegen, einen besonderen Reiz haben könnten. Wenn es mir gelingt, gemeinsam mit den Kollegen in Aufsichtsrat und Vorstand ein sportliches Leitbild auf der Basis unserer Werte und Traditionen zu entwickeln, für deren Umsetzung wir durch die Ausgliederung der Profi-Mannschaft und eine bessere Regelung bezüglich des Stadions auch das Geld haben, dann sind wir gut für die Zukunft gerüstet. Alle Lösungen liegen dabei auf dem Tisch, sie sind nur in der Vergangenheit nie konsequent umgesetzt worden. Noch ist es nicht zu spät! Ich verstehe mich dabei auch nur als Teil eines großen Ganzen, an dem ich mitwirken kann, stets der Tradition und den Werten des Vereins, der Fans und der Region verpflichtet. Um an einer stabilen Zukunft unseres Vereins mitwirken zu können, bitte ich um Ihre Unterstützung.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 03. Dezember 2017

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