Interview mit Aufsichtsratskandidat Paul Wüst

"Meine gesamte Zeit und Energie für den FCK"

"Meine gesamte Zeit und Energie für den FCK"


Paul Wüst hat sich als Mit-Initiator der "Zukunftsinitiative FCK" einen Namen gemacht. Als frischgebackener Pensionär will der 65-jährige nun seine volle Kraft in den FCK stecken und bewirbt sich um einen Platz im Aufsichtsrat.

Der Betze brennt: Paul Wüst, warum muss sich im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern etwas ändern?

Paul Wüst (65): Meine Interpretation der Arbeit eines Aufsichtsrates geht über die reine Aufsicht hinaus. Die Kontrolle der Vorstandsarbeit bleibt natürlich wichtig aber genau so bedeutend ist der Auftrag, klare Vorgaben zu liefern und ein überzeugendes Entwicklungskonzept vom Vorstand einzufordern. Dazu muss auch das Gremium "Aufsichtsrat" präzise Vorstellungen entwickeln und so seine Richtlinienkompetenz ausüben. Das ist keine aktive Geschäftsführung! Ich möchte im Falle meiner Wahl, als engagierter Botschafter des FCK auftreten. Ich möchte - noch intensiver als heute bei der Zukunftsinitiative - die Mitglieder, die Fans, die Unternehmen auch die Medien ansprechen und vom Kurs des FCK und von der Arbeit des jeweiligen Vorstandes überzeugen, möglichst begeistern. Und ich möchte dafür sorgen, dass Aufsichtsrat und Vorstand abgestimmt auftreten. All das habe ich zu wenig erkannt. Das muss sich ändern.

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor: Welche beruflichen Erfahrungen und welche persönliche Verbindung zum FCK qualifizieren Sie für ein Amt im zweithöchsten Vereinsgremium?

Wüst: Ich habe mich als leitender Angestellter - 25 Jahre, von 1981 bis 2006 bei Daimler - intensiv mit Mitarbeiterführung, Führungsprinzipien, Unternehmens- und Strategieentwicklung sowie mit Veränderungsprozessen beschäftigt. Die Mitarbeiter standen dabei im Mittelpunkt meines Handelns - das soziale Gewissen des Standortes, so mein Ruf bei den Kollegen. In dieser Zeit war ich unter anderem verantwortlich für große Umstrukturierungsprozesse, bis zu 800 Mitarbeiter bekamen neue Aufgaben. Darauf baute dann meine Tätigkeit als Unternehmensberater auf, die ich von 2007 bis 2016 ausübte. Nach einem eigenen, klaren Beratungskonzept, das auch von Verbänden bundesweit propagiert wurde, erarbeitete ich für circa 100 kleinere und mittelständische Unternehmen Entwicklungspläne - eine tolle Zeit. Darauf baut mein Engagement für den FCK auf. All das, was auf dem Betze passierte, wurde sowohl aus Anhänger-Sicht, aber auch aus der Sicht des Unternehmensgestalters beobachtet. Mein dringendes Bedürfnis, zu helfen, dass vieles verbessert wird, führte letztlich auch zur "Zukunftsinitiative FCK".

"Schon im April 2016 mit Vorstand und Aufsichtsrat gesprochen"

Der Betze brennt: Die bisherige Arbeit der "Zukunftsinitiative FCK" hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt und gilt als Paradebeispiel für eine engagierte Fangemeinde. Wo haben Sie dabei Schwachstellen in der Vermarktung des FCK festgestellt, welche gemachten Erfahrungen möchten Sie gerne in den Aufsichtsrat mitbringen?

Wüst: Die "Zukunftsinitiative FCK" will den FCK konkret unterstützen, gerade in diesen schwierigen Zeiten. Dazu wollen wir alle nur möglichen Kräfte mobilisieren. So können für 1.900,- Euro auch kleine Unternehmen Partner des FCK werden. Damit können wir in Rheinland-Pfalz und im Saarland circa 200.000 Unternehmen ansprechen, insgesamt ein riesiges Potential. Spenden für den Nachwuchsbereich, Unterstützung durch Politik und Prominenz, zunehmende Ansprache von Großunternehmen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, sowie die Aktion "Wir gehen nuff", sind Beispiele weiterer Aktivitäten. Alles mit dem Ziel, dem FCK eine wesentlich vergrößerte "Existenzplattform" zu schaffen und zu zeigen, "die Region steht dahinter"! In den "tausend" geführten Gesprächen habe ich viel Verärgerung und Enttäuschung erlebt, nicht nur wegen der sportlichen Entwicklung. Ursachen: Mängel in der Behandlung der "Kunden" und kein klares Führungskonzept. Ich habe aber auch gelernt, wie vieles verbessert werden kann. Dafür würde ich kämpfen. Übrigens hat Ken Kinscher (der ebenfalls für den Aufsichtsrat kandidiert; Anm. d. Red.) als Finanzexperte unsere Initiative qualifiziert unterstützt.

Der Betze brennt: In den letzten Jahren ist beim FCK auf allen Ebenen ein rückläufiger Zusammenhalt spürbar - obwohl genau das den Verein früher so stark gemacht hat. Was würden Sie als Aufsichtsratsmitglied tun, um das Wir-Gefühl und das Miteinander wieder zu stärken?

Wüst: Mangelnder Zusammenhalt und verstärktes Gegeneinander entstehen, wenn Unzufriedenheit Raum greift. Die kommt beim FCK aus der sportlichen Entwicklung, aber auch weil keine klare Ausrichtung und kein überzeugender Entwicklungsplan erkennbar sind. Ich habe schon am 11. April 2016 bei einem Vortrag vor Aufsichtsrat und Vorstand dringend empfohlen, ein umfassendes Entwicklungskonzept zu erstellen und zu kommunizieren - dieser Vortrag ist auch online abrufbar. Damit kann man allen "Interessengruppen" um den FCK Orientierung liefern, Vertrauen zurückgewinnen und neu auf die wesentlichen Themen fokussieren. Dies muss einhergehen mit einer umfassenden und offenen Kommunikation. Nur so lassen sich Mitglieder, Fans, Unterstützer, Mitarbeiter, Medien und so weiter neu für den FCK begeistern, Intrigen beseitigen und Kräfte neu bündeln. Außerdem möchte ich durch mein Verhalten zum Ausgleich innerhalb des Aufsichtsrats und zum Vorstand hin beitragen.

Der Betze brennt: In der "Rheinpfalz" war zu lesen, dass Sie auch einen Austausch mit den Ultras anstreben. Was versprechen Sie sich hiervon?

Wüst: Wir haben im letzten Jahr über die "Zukunftsinitiative FCK" alle möglichen Gruppierungen, Organisationen, Unternehmen, Personen und viele mehr angesprochen und versucht, sie als Unterstützer und Botschafter für den FCK zu gewinnen. Es ist ein Erfolgsrezept für alle Lebensbereiche und besonders für den FCK, Kontakte zu pflegen und zu kommunizieren. Gerade der Dialog und die intensive Abstimmung mit den Fans halte ich für lebenswichtig, weil diese das wertvollste Kapital eines Vereins sind. Deshalb ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, wie mit allen Fans, auch mit den Ultras den Austausch zu pflegen.

Wenn wir es ernst meinen mit der großen Familie FCK, wenn wir alle zusammenrücken wollen und wenn wir jede mögliche Hilfe für den Klub generieren wollen, dann müssen wir uns alle zusammen verständigen. Ich werde jeden Dialog im Sinne des FCK weiter intensivieren und darüber sprechen, wie wir uns gegenseitig in der Hilfe für den FCK unterstützen können. Nur gemeinsam werden wir den FCK wieder erfolgreich machen.

"Wir können die Kommerzialisierung im Fußball nicht aufhalten"

Der Betze brennt: Zwei miteinander verknüpfte Diskussionen sind zurzeit die geplante Ausgliederung und der Einstieg von Investoren. Wie stehen Sie zu diesem Themenkomplex, was die Notwendigkeit, den Zeitplan und die konkrete Umsetzung angeht?

Wüst: Sicherlich, die Zeit bleibt nicht stehen. Ich bedauere zutiefst die aktuelle Entwicklung und die extreme Kommerzialisierung im Fußball. Wir können es nicht aufhalten. Wenn wir mit dem FCK dauerhaft sportlich und wirtschaftlich erfolgreich sein wollen - mein zentrales Ziel - müssen wir uns dem stellen und neue Strukturen und eine stabile finanzielle Basis schaffen. Mein Bemühen in der "Zukunftsinitiative FCK" galt schon bisher dem Ziel, das Fundament des FCK zu vergrößern und auf viele Säulen zu stellen. Letztlich benötigen wir trotzdem einen großen Wurf und einen starken Finanzpartner. Wahrscheinlich ist die Ausgliederung eine notwendige Voraussetzung.

Aber eines ist klar: Gleichgültig was passiert, die Seele des Vereins bleiben die Mitglieder. Das muss jeder kapieren. Egal wie ein "Geschäftsmodell FCK" aussieht, es wird nur erfolgreich sein, wenn die Mitglieder und Fans im Mittelpunkt stehen. Das muss auch einem Investor bewusst sein. Er wird am FCK nur dann seine Freude haben, wenn er in engem Schulterschluss mit den Mitgliedern handelt.

Der Betze brennt: Der noch amtierende Aufsichtsrat versuchte im Kalenderjahr 2017 zwei Mal, einen Sportvorstand zu installieren, scheiterte jedoch mit beiden Anläufen. Wie stehen Sie zu dieser Frage: Braucht der FCK mehr Sportkompetenz - und zwar "ganz oben" im Vorstand?

Wüst: In der strategischen Ausrichtung des Vereins, muss der sportliche Bereich im Zentrum allen Handelns stehen. Alle anderen Bereiche haben dafür zu sorgen, dass für die erfolgreiche sportliche Entwicklung die optimalen Rahmenbedingungen herrschen. Darauf habe ich schon im Frühjahr 2016 hingewiesen. Auch habe ich es als klaren Fehler bezeichnet, ausgerechnet den Verantwortlichen für den Sport nicht im Vorstandsrang anzusiedeln. Also ganz klare Positionierung meinerseits: Es muss ein Sportvorstand installiert werden. Übrigens: Im genannten Vortrag vor Aufsichtsrat und Vorstand am 11. April 2016 hatte ich auch die notwendige Fokussierung auf den sportlichen Bereich erläutert.

Der Betze brennt: Daran angeknüpft: Möchten Sie einen neuen Versuch starten, Hans-Peter Briegel als Sportvorstand beim FCK einzusetzen? Ihr Partner bei der "Zukunftsinitiative FCK" war schon im Sommer für dieses Amt im Gespräch, sagte dann aber ab mit der Begründung, dass er vom amtierenden Vorstand nicht gewollt sei.

Wüst: Hans-Peter Briegel lebt und fiebert für diesen Verein. Er unterstützt uns aktiv in der Zukunftsinitiative, weil er unseren Weg klasse findet und unser Engagement bewundert, und er hat uns bereits viele konkrete FCK-Basispartner vermittelt. Seine Wertschätzung zeigt sich schon darin, dass wir uns fast täglich verständigen und austauschen und er mich zur Aufsichtsratskandidatur ermuntert hat. Aus seiner Kenntnis über mein Engagement in der Zukunftsinitiative heraus, habe ich in ihm einen wirklichen Befürworter. Hans-Peter sagte im Sommer deshalb ab, weil für Ihn die damals "herrschenden Rahmenbedingungen (!)" nicht passten. Natürlich spreche ich mit ihm auch darüber, welche Rolle er künftig beim FCK übernehmen könnte. Obwohl er sich jetzt nicht definitiv festlegt, bin ich sicher, dass er dem FCK helfen wird. Ich arbeite ganz intensiv daran!

"Ich stelle mir einen aktiven Aufsichtsrat vor"

Der Betze brennt: Wie sieht für sie der perfekte Aufsichtsrat aus - sowohl was die Zusammensetzung der fünf Personen angeht als auch ihre Arbeitsweise in dem Gremium?

Wüst: In dieser sehr schwierigen Vereinsphase müssen verschiedenen Kompetenzen vertreten sein. Für mich ist es wichtig, dass ein gesamtheitliches Zukunftskonzept entsteht, das eine klare Orientierung für alle, das heißt Mitarbeiter, Mitglieder Fans, Sponsoren, Partner, Medien, Expertenwelt bringt und bei allen neues Vertrauen schafft. Dies muss beim Vorstand - operativ verantwortlich - eingefordert werden. Die Forderungen sind dann am wirkungsvollsten, wenn die Fähigkeiten und das Beurteilungsvermögen auch im Aufsichtsrat vorhanden sind. Also wir brauchen Unternehmensgestalter und Strategen, Finanzexperten und Kommunikationsfachleute. Ich denke, bei 18 Kandidaten werden alle Eignungen vertreten sein. Ich selbst stelle mir einen aktiven Aufsichtsrat vor. Die Kontrollfunktion bleibt wichtig, schließt aber nicht aus, als FCK-Botschafter aufzutreten, "die Welt" vom FCK und seiner Zukunftsentwicklung neu zu überzeugen, täglich neue Anhänger und Unterstützer zu gewinnen und so den jeweiligen Vorstand zu unterstützen.

Der Betze brennt: In der letzten Frage bitten wir Sie noch mal um eine prägnante Zusammenfassung: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 03. Dezember ihre Stimme geben?

Wüst: Weil ich nicht nur große - und bewiesene: siehe "Zukunftsinitiative FCK" - Leidenschaft mitbringe, sondern ein umfassendes Erfahrungs- und Wissenspotenzial zur Zukunftsgestaltung eines Unternehmens. Meine Führungstätigkeit "beim Daimler" und mein zehnjähriges erfolgreiches Wirken als Unternehmensberater, haben mich darauf gut vorbereitet. Ich ließ für die Zukunftsinitiative und den FCK meine Beratertätigkeit auslaufen. Damit verzichte ich auf viel Geld. Ich habe mir zur Aufgabe gemacht, den FCK wieder dorthin zu bringen, wo er hingehört. Darauf verwende ich nun meine gesamte Zeit und Energie. Selbst wenn ich nicht in den Aufsichtsrat gewählt werde, ändert sich an diesem Ziel nichts. Die "Südpfalzinitiative FCK" werde ich, mit meinen Freunden zusammen, immer weiter betreiben. Auch an dieser Stelle nochmals der Hinweis auf meinen Vortrag bei Aufsichtsrat und Vorstand vom 11. April 2016. Darin können Sie vieles meiner Einstellung kennen lernen.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 03. Dezember 2017

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