Im Blickpunkt: 1. FC Kaiserslautern II - Waldhof Mannheim 1:0

Wir sind Derbysieger!

Wir sind Derbysieger!


„Nie meeeehr SV Waldhof“ hallte es unter den Dächern des Fritz-Walter-Stadions. Der 1. FC Kaiserslautern hat mit seiner zweiten Mannschaft den alten Rivalen aus Mannheim geschlagen - ein Derbysieg, auf den es sich in mehrfacher Hinsicht zurückzublicken lohnt.

- Fotogalerie: Derby in der Regionalliga: 1. FC Kaiserslautern II - Waldhof Mannheim

„Eine geile, junge Truppe, die sich den Arsch aufreißen wird, um den Waldhof zu besiegen“, prognostizierte „Der Betze brennt“ im Vorfeld der Partie des 1. FC Kaiserslautern II gegen Waldhof Mannheim. Und wer das Spiel im Fritz-Walter-Stadion besuchte, wird nicht enttäuscht gewesen sein: 90 Minuten Vollgas, Fight, Kampf um jeden Ball war angesagt. Genau das, was vielen Fans bei den Profis momentan abgeht, bekamen sie bei den „Amateuren“ zu sehen. Und am Ende stand der Derbysieg - was will man mehr?

Rückblende: Schon ab 10:00 Uhr morgens trafen sich die FCK-Fans am Bahnhofsvorplatz. Nachdem das Spiel unter dem Druck der Polizei auf einen Mittwochmittag gelegt wurde, war bereits im Vorfeld klar, dass keine Zuschauermassen zu erwarten sein würden. Trotzdem fanden sich mit der Zeit mehrere hundert, überwiegend jugendliche Fans ein und stimmten sich gut gelaunt auf das bevorstehende Derby ein.

Großes Polizeiaufgebot

Gegen 12:30 Uhr machten sich die FCK-Anhänger auf den Weg zum Stadion und wurden dabei von einem Großaufgebot der Polizei begleitet - mindestens 400 Beamte waren laut Schätzungen rund um das Spiel im Einsatz, offizielle Zahlen hierzu gibt es nicht. Als die Fans vor der abgesperrten Unterführung zum Elf-Freunde-Kreisel ankamen, rannte ein Teil plötzlich in Richtung Innenstadt davon, verfolgt von der überrascht wirkenden Hundertschaft. Laut Polizeibericht soll es bei diesem „Ausflug“ zu Auseinandersetzungen gekommen sein, bei denen zwei Autos beschädigt und Polizisten sowie Fans verletzt wurden. Auch wird von „46 (vorübergehenden) Festnahmen“ berichtet, was aber mehr der persönlichen Statistik zu dienen scheint, nachdem beim misslungenen Einsatz gegen Dresden unter anderem die ausgebliebenen Verhaftungen kritisiert wurden. Fast alle Fans, deren Personalien kontrolliert wurden, sahen jedenfalls auch das Spiel.

Im Fritz-Walter-Stadion waren derweil die rund 800 Mannheimer Fans angekommen, die laut Polizeibericht die Eingangskontrollen überrannten und dabei die Drehkreuze beschädigten. Unter den insgesamt 2.150 Zuschauern hatten sich bei strahlendem Sonnenschein auch einige Spieler des Lautrer Zweitligakaders eingefunden, darunter Tobias Sippel, David Hohs, Dominique Heintz, Mathias Abel, Alexander Bugera, Enis Hajri und Christopher Drazan.

Blockfahnen, bengalische Feuer, Spruchbänder

Zum Intro zeigten die Gäste ein Banner mit der Aufschrift „Barackler“, ansonsten lieferten die Waldhof-Fans trotz der ordentlichen Anzahl für diese Anstoßzeit einen eher schwachen Auftritt. Bemerkenswert: Die SVW-Spieler zeigten vor dem Anpfiff ein Transparent „Für fangerechte Anstoßzeiten“.

Auf Lautrer Seite gab es in der mit rund 1.200 Fans besetzten Westkurve zunächst zwei Blockfahnen („Waldhof verrecke“, „Nur der FCK“) und ein paar Dutzend bengalische Feuer zu sehen. Der aktive Kern hatte sich kompakt zwischen den Aufgängen der Blöcke 7.1 und 8.1 aufgestellt und unterstützte sein Team über die gesamten 90 Minuten. Während dem Spiel folgten noch zwei kleinere Pyro-Einlagen sowie zwei Spruchbänder („UM99 loves Harder Cup! Public Enemies?“, „Egal ob mittags um 2 oder morgens um 8, der Waldhof wird heut platt gemacht!“).

Und dann ging es los: Die FCK-Spieler schienen bis unter die Haarspitzen motiviert, angeheizt von den Fans und perfekt eingestellt vom neuen Trainer Konrad Fünfstück. Die U23 spielt mit einem 4-1-3-2 das gleiche System wie die erste Mannschaft, entfacht dabei aber mehr Druck. In der Offensive hat sich Sascha Wolfert nach dem Abgang von Andrew Wooten zum neuen Torjäger gemausert, unterstützt von flinken Nebenmännern wie Jan-Lucas Dorow oder Mario Pokar. Und defensiv bildete die Abwehr um die fast schon als erfahren zu bezeichnenden Innenverteidiger Denis Linsmayer und Willi Orban ein Bollwerk gegen die überschaubaren Angriffsbemühungen der Waldhöfer - die immerhin vor dem FCK platziert waren und den Aufstieg als Ziel ausgegeben haben.

Torschütze des Tages: Sascha Wolfert

In der ersten Halbzeit war das Spiel noch chancenarm, enthielt dann aber doch das Tor des Tages: Jan-Lucas Dorow setzte sich im Mittelfeld klasse durch und schickte Sascha Wolfert, der alleine auf Rainer Adolf zulief und dem Waldhof-Keeper keine Chance ließ. 1:0 für den FCK (39.), großer Jubel in der Westkurve und bei der Mannschaft - direkt vor dem tobenden Gästeblock. Die FCK-Fans skandierten den Klassiker: „Unsere Kleinen sind für euch zu groß!“

Mit der Führung im Rücken konnten die kleinen Teufel nun befreit aufspielen und schraubten das Chancenverhältnis in der zweiten Halbzeit auf 8:2 nach oben. Jan-Lucas Dorow, Mario Pokar und der eingewechselte Ex-Oberliga-Torjäger Daniel Hammel vergaben die besten Gelegenheiten. Die wenigen Versuche der Waldhöfer, die den Weg durch die FCK-Verteidigung fanden, entschärfte Nachwuchskeeper Marius Müller souverän. Entsprechend zufrieden war Trainer Konrad Fünfstück mit seinen Jungs, die auf Rang 4 mit Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen kletterten: „Ein ganz großes Lob an meine junge Mannschaft. Wir haben heute das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Die Zweikämpfe wurden gut bestritten, bei Ballbesitz haben wir dann schnell nach vorne gespielt und unsere Qualität im Offensivspiel genutzt. Das hat sehr gut ausgesehen.“

Derbysieger! Während der SV Waldhof einen herben Dämpfer seiner Aufstiegshoffnungen hinnehmen musste, feierten FCK-Fans und -Spieler ausgelassen ihren tollen Erfolg. Und die Spieler taten dies nicht auf dem Rasen. Auch nicht am Zaun. Nein, die komplette Mannschaft kletterte in die Westkurve und kostete ihren Triumph in vollen Zügen inmitten ihrer Fans aus. Dabei durfte das von Denis Linsmayer eingetrommelte „F-C-K“ natürlich ebenso wenig fehlen wie das von den Spielern innbrünstig (und textsicher) mitgesungene Lied über „Dicke Titten und den Suff“. Und als es ruhig wurde und die Feier beendet zu sein schien, stimmte Ehrmann-Schüler Marius Müller plötzlich aus voller Kehle an: „Scheiß SV Waldhof, wir singen scheiß SV Waldhof!“ Die Westkurve tobte und feierte den Derbysieg - „egal ob mittags um 2 oder morgens um 8...“

Wir sind Derbysieger!

Nach dem Spiel folgte dann noch eine Blocksperre für die Heimfans, während der SVW-Anhang zum Bahnhof geleitet wurde. Diese ungewöhnliche Maßnahme ließen die FCK-Fans dann auch seelenruhig über sich ergehen, bis es nach langen 45 Minuten Wartezeit dann doch kurz hektisch wurde. Zum Glück hatte die Polizei ein Einsehen und löste die Sperre dann auf, so dass die Situation nicht eskalierte. Am Hauptbahnhof warteten die FCK-Fans allerdings erneut 45 Minuten vor verschlossenen Türen, weil „an den Gleisen noch Mannheimer stehen“.

Als Resümee ist zu ziehen, dass die Polizei die Fantrennung an diesem Tag insgesamt gut im Griff hatte, auf beiden Seiten aber auch gar kein großes Interesse an körperlichen Auseinandersetzungen zu bestehen schien. Umso verwunderlicher ist die Polizeibilanz mit den 46 Festnahmen, die sich beim näheren Hinsehen wohl zum Großteil als simple Personalienkontrollen entpuppen werden. Im Stadion und auch im näheren Umfeld der Westkurve war jedenfalls alles friedlich und zu keinem Zeitpunkt brenzlig.

Fantechnisch bleibt festzuhalten, dass durch die Anstoßzeit mittwochs um 14:00 Uhr leider vielen Anhängern die Chance auf ein tolles Erlebnis geraubt wurde. Hierfür gibt es einfach keine Rechtfertigung und es bleibt zu hoffen - da kann man sich getrost den Waldhöfern anschließen - dass das nächste Derby wieder zu einer fangerechten Anstoßzeit angepfiffen wird.

Das wichtigste Fazit aber lautet: Wir sind Derbysieger!!!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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