Interview mit Aufsichtsratskandidat Prof. Dr.-Ing. Gerhard Steinebach

„Der FCK wird insgesamt positiver wahrgenommen“

„Der FCK wird insgesamt positiver wahrgenommen“


Gerhard Steinebach sitzt seit 2008 im Aufsichtsrat der Roten Teufel. Der Experte für Stadtplanung und Standortenwicklung sieht seine Kompetenzen in eben diesen Bereichen, die über die klassischen Zuständigkeiten seiner Kollegen hinaus gehen. Außerdem nimmt Steinebach, der ebenso wie der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Rombach als Professor an der Technischen Universität tätig ist, Stellung zu den Vorwürfen im Zusammenhang mit der „Neuen Stadtmitte“.

Der Betze brennt: Hallo Herr Professor Steinebach, was bedeutet für Sie „Aufsicht führen“?

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Steinebach (59): Aufsicht führen bedeutet für mich in erster Linie Fürsorge, das heißt die Interessen derjenigen zu wahren, die die Aufsicht bestellt haben - also der Vereinsmitglieder - aber auch für das Wohlergehen der Beaufsichtigten zu sorgen, indem Schaden verhindert wird. Das bedeutet zu kontrollieren, zu überwachen, aber auch zu beraten. In der Konsequenz beinhaltet das zentral die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Der Betze brennt: Sie sitzen seit 2008 im Aufsichtsrat. Was motiviert Sie zu Ihrer erneuten Kandidatur?

Steinebach: Ich habe in meiner Rede am 3. Dezember 2008 verschiedene Ziele genannt. Dazu gehören, dass wir uns als Verein zur Sicherung der Zukunft deutlicher positionieren sollten, zum Beispiel indem die Akzeptanz in der Stadtbevölkerung, also das Verhältnis Stadt und FCK, gepflegt und verbessert wird. Zweitens der FCK sollte im kommunalen Leben eine zentrale Funktion und Bedeutung haben und seiner sozialen Verantwortung nachkommen. Drittens die Verbindungen in die Wirtschaft sollten verstetigt und die Kooperationen mit der Wissenschaft weiter aufgebaut werden. Viertens der Standort des Stadions und dessen Funktionsfähigkeit sollte gesichert und nachhaltig verbessert werden. Und Fünftens, als eine ganz besonders wichtige Aufgabe, die soziale Bindung der Fans wie der Mitglieder insgesamt an den Verein zu pflegen, zu fördern und weiterzuentwickeln. Diese Ziele sind bei Weitem noch nicht erreicht.

Der Betze brennt: Wie bewerten Sie den Werdegang des FCK in den vergangenen drei Jahren?

Steinebach: In den vergangenen drei Jahren hat es der FCK geschafft, wieder in der ersten Bundesliga zu spielen. Das Gesamtkonzept des Vorstandes, den FCK so auszurichten, dass auch auf längere Sicht ein Verbleib in der ersten Liga möglich ist, beginnt zu greifen. Die wirtschaftliche Basis ist deutlich gestärkt, zahlreiche Sponsoren interessieren sich für Partnerschaften mit dem FCK. Der äußere Auftritt (z.B. Homepage) und die innere Organisationsstruktur (z.B. Ticketing) ist deutlich modernisiert und effizienter geworden. Der FCK wird insgesamt positiver wahrgenommen. So muss es weitergehen - wir müssen uns weiter modernisieren, ohne unsere Identität zu verlieren oder unsere Traditionen zu negieren. Unsere Richtung stimmt, aber wir sind noch nicht am Ziel.

Der Betze brennt: Wie gestaltete sich allgemein die Zusammenarbeit des Aufsichtsrats in den letzten drei Jahren? In einigen Fällen schien es offensichtlich, dass es auseinander gehende Meinungen gab, etwa beim Abgang von Vorstandsmitglied Dr. Johannes Ohlinger, der Berufung seines Nachfolgers Fritz Grünewalt oder dem Rücktritt Ihres Kollegen Hartmut Emrich.

Steinebach: Der Aufsichtsrat ist ein Kollegialorgan. In diesem geht es nach meinem Verständnis nicht um Eitelkeiten und nicht um Selbstdarstellung. Das bedeutet, Geschlossenheit nach Außen, aber kritische Diskussionskultur nach Innen. Und das heißt ebenso, zu guten Vorschlägen den Mut zu haben, ein klares Ja zu sagen. Aber wichtig ist es auch, den Konsens zu suchen und eine breite Mehrheit für Entscheidungen zu finden. Dafür braucht man in wichtigen Fragen, z.B. einer Vorstandsbestellung, einen etwas längeren Zeitraum für die Diskussion. Diesen haben wir uns genommen. Hartmut Emrich hatte nach seiner Darstellung mir gegenüber seine Mission als zugewähltes Aufsichtsratsmitglied als erfüllt angesehen. Seine Beweggründe sind in der Presse allerdings anders dargestellt worden. Dies kann ich nicht bestätigen und zum Abnicken von Beschlüssen im Aufsichtsrat verweise ich auf das oben Gesagte.

Der Betze brennt: Eine hieran anschließende Frage: Dem außenstehenden Vereinsmitglied fällt es häufig schwer, zwischen den einzelnen Mitgliedern des Aufsichtsrats zu differenzieren. Welche Qualifikation konnten speziell Sie in den vergangenen drei Jahren im Aufsichtsrat einbringen und welche Erfolge verbuchen Sie persönlich für sich?

Steinebach: Wir haben im Aufsichtsrat die günstige Konstellation, mit Fachleuten aus verschiedenen wichtigen Disziplinen besetzt zu sein: Wirtschaft, Recht, Technik, Sport, Finanzen. Der Aufsichtsrat hat sich entschieden, seine Tätigkeit entlang dieser individuellen Kompetenzen zu begreifen. Als Stadtplaner und Inhaber des Lehrstuhls in diesem Gebiet an der hiesigen TU habe ich mich mit dem Standort Betzenberg und dem Nachwuchsleistungszentrum Fröhnerhof besonders befasst. Als persönliche Erfolge sehe ich meinen Beitrag zum deutlich verbesserten Verhältnis zur Stadt insgesamt und in Standortentwicklungsfragen des Fritz Walter-Stadions und Fröhnerhofs an.

Der Betze brennt: Diese Standortentwicklung des Fritz-Walter-Stadions nannten sie im letzten Wahlkampf als eines Ihrer Ziele: Das Stadion solle auch über die 17 Bundesligaspiele hinaus für Veranstaltungen genutzt werden, als „Vision“ sprachen Sie sogar von einem Sport-, Kongress- und Freizeitpark am Betzenberg. Was genau hat sich diesbezüglich schon getan?

Steinebach: Im Rahmen einer studentischen Projektarbeit über 15 Monate bei mir an der TU Kaiserslautern ist ein umfangreiches Konzept entstanden, das zahlreiche Möglichkeiten aufzeigt, wie sich der Verein im Hinblick auf den Standort mit z.B. Kongress-, Freizeit- und Gesundheitseinrichtungen mittel- und langfristig entwickeln könnte. Dem Vorstand liegt das Konzept vor. Er muss entscheiden, welche weiteren Schritte wirtschaftlich sinnvoll und möglich sind und eine Abstimmung mit der Stadt herbeiführen. Dabei kann ich unterstützend mitwirken. Wir sprechen hier aber von einen Projekt, welches nicht in einem oder zwei Jahren umgesetzt werden kann. Hier muss in größeren Zeiträumen gedacht werden.

Der Betze brennt: Das in der Stadtmitte von Kaiserslautern geplante Einkaufszentrum durch den Investor ECE hat in Kaiserslautern für viel Wirbel gesorgt. Der FCK als Verein hat zu diesem stadtpolitisch heiklen Thema klar Stellung bezogen und sich für den Bau ausgesprochen. Hieraufhin wurde dem FCK vorgeworfen, sich nicht neutral verhalten zu haben, was letztlich sogar in der Vereinssatzung verankert ist. Wie bewerten Sie als Mitglied des Aufsichtsrates dieses Thema?

Steinebach: Alle politischen Parteien des Stadtrates, Verbände, Bürger, usw., auch die Bürgerinitiative, haben sich von Anfang an für die „Neue Stadtmitte“ und die Ansiedlung einer „Stadtgalerie“ ausgesprochen. Demnach war das Thema an sich zu keiner Zeit stadtpolitisch heikel. Politisch kontrovers diskutiert wurden die Größe der Stadtgalerie und dabei eine Alternative zum Investor ECE. Zur Größe haben Parteien des Stadtrates politisch verhandelt. Dazu hat sich der FCK nicht geäußert. Ein alternativer Investor ist nicht aufgetreten. Der Aufsichtsrat hat den Sponsoring-Vertrag zwischen FCK und ECE geprüft und einstimmig genehmigt. Eine Verletzung der politischen oder weltanschaulichen Neutralität im Sinne der FCK Satzung liegt nach den oben genannten Gründen nach meiner Auffassung nicht vor.

Der Betze brennt: In diesem Zusammenhang hat auch das Mitwirken von Ihnen und Ihrer Ehefrau über die „A.ST. - Angewandte Stadtforschung Steinebach GmbH“ am Planungsprozess der ECE-Mall für Aufsehen gesorgt. Außerdem hat die Firma „FIRU mbH“, bei der Sie Mitgesellschafter sind, bereits mehrfach Aufträge von ECE erhalten. Gleichzeitig machte der FCK, bei dem Sie eine führende Position inne haben, Werbung für dieses Millionenprojekt. Wie treten Sie dem Vorwurf entgegen, dass sie als Aufsichtsratsmitglied des FCK in diesem Fall auch Eigeninteressen verfolgt haben?

Steinebach: Die A.ST. GmbH hat von der Stadt einen Beratungsauftrag zur Gestaltung einer zukunftsfähigen „Neuen Stadtmitte und Stadtgalerie“. Jutta Steinebach ist als Dipl.-Ing Raum- und Umweltplanung Gesellschafter-Geschäftsführerin der A.ST. GmbH. ECE will als Teil der neuen Stadtmitte 160 Millionen Euro investieren und ca. 800 Arbeitsplätze schaffen. Auch angesichts der Tatsache, dass Kaiserslautern mit ca. 9.908 Euro Schulden je Einwohner die am stärksten verschuldete Stadt in Deutschland ist, habe ich als Bürger ein sehr hohes Interesse, dass dieses Jahrhundertprojekt gelingt. Das sieht auch eine überaus große Mehrheit im Stadtrat und in der Stadtgesellschaft so. Fachlich vermittle ich die gewonnenen Erkenntnisse in der Lehre den Studierenden und verwerte sie in Forschungsprojekten. FIRU hat keine Aufträge von ECE erhalten. Das Planungsbüro mit ca. 30 Mitarbeitern in Kaiserslautern hat vielmehr für Städte geplant, und wurde von diesen bezahlt, in denen sich auch ECE angesiedelt hat. Der in der Frage unterstellte Zusammenhang von Aufträgen an die FIRU und Werbung von FCK sowie einem Eigeninteresse von mir ist schlichtweg falsch und sehr ärgerlich, da hier offensichtlich falsche Behauptungen gestreut werden, um Stimmungen zu erzeugen.

Der Betze brennt: Blicken wir in die Zukunft. Welche Projekte sehen Sie in den kommenden drei Jahren als die wichtigsten für den FCK an?

Steinebach: Das wichtigste Projekt für den FCK besteht darin die Erste Liga zu erhalten. Als weiteres wichtiges Projekt sehe ich es an, den Verein weiter wirtschaftlich zu gesunden, d.h. das negative Eigenkapital auszugleichen. Dazu gehört drittens den Standort Betzenberg und in einem ersten Schritt das Nachwuchsleistungszentrum Fröhnerhof so weiterzuentwickeln, dass damit eine zusätzliche sportliche und wirtschaftliche Basis für den FCK geschaffen wird. Auf der Grundlage eines guten Konzepts zum. Ausbau und zur Nutzung des Nachwuchsleistungszentrums hat sich die Stadt dafür bereits offen gezeigt. Eine Lösung zu den Besserungsscheinen und den notwendigen Investitionen in den Fröhnerhof steht in Aussicht. Gerne möchte ich hier meinen Beitrag leisten, dass die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden können.

Der Betze brennt: Zwei allgemeine Fragen, die wir schon vor der letzten Wahl gestellt haben, dürfen natürlich nicht fehlen. Zum einen, wie stehen Sie zu einem möglichen Verkauf der Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion?

Steinebach: Ich positioniere mich hier ganz deutlich dahingehend, dass ich gegen den Verkauf des Stadionnamens um den Preis des Wegfalls des Namens Fritz Walter bin. Der Verkauf der Namensrechte am Stadion steht zudem in wirtschaftlichem Zusammenhang mit der Ausgliederung von Teilen des Vereins in eine Kapitalgesellschaft. Dafür bedarf es einer intelligenten Vorlage des Vorstands an den Aufsichtsrat. Dazu zähle ich auch, Ideen zur Kooperation mit der Stadiongesellschaft und der Stadt zu entwickeln. Viele Lösungen sind als Teil des operativen Geschäfts des Vorstands denkbar. Über Varianten möchte ich nicht spekulieren. Hinsichtlich des Namens müsste letztlich nach meiner Auffassung eine Verbindung zu Fritz Walter bestehen bleiben und ich würde nur einem Vorschlag zustimmen, der der besonderen Tradition des Vereins angemessen ist.

Der Betze brennt: Und zum anderen, wie bewerten Sie die Möglichkeit einer Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung, auch in Hinblick auf die aktuelle Aufweichung der 50+1-Regel und den Einstieg von Investoren im Profifußball?

Steinebach: Die 50+1 Regelung ist in Art. 2 Abs. 5 der Satzung festgelegt. Ihre Änderung bedarf eines Beschlusses mit 2/3 Mehrheit der Mitgliederversammlung. Meine Haltung dazu lautet: die 50+1 Regelung nicht aufgeben, mindestens gleichwertigen Ersatz schaffen. Eine Ausgliederung von Teilen der Fußball-Abteilung ist nach der Satzung möglich. Ich halte dies für wirtschaftlich überdenkenswerDer Betze brennt:t und meine, dass auch darüber eine Mitgliederversammlung zu entscheiden hätte.

Der Betze brennt: Zum Abschluss: Was sollten die FCK-Fans und -Mitglieder bezüglich Ihrer Kandidatur noch wissen und warum sollten sie Ihnen ihre Stimme geben?

Steinebach: Die Verbindung von FCK, Stadt und TU sehe ich als eine wichtige Alleinstellung zum Vorteil unseres Vereins. Der Aufsichtsrat muss kontrollieren und sollte beraten. Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung unseres Vereins und des Stadions für die Zukunft des FCK selbst und die Stadtentwicklung sichtbar zu machen und zu stärken, wäre auch zukünftig ein Schwerpunkt meiner Beratungstätigkeit im Aufsichtsrat des FCK, wenn mich die Mitglieder wählen. Mir liegen dieser Verein und all die Menschen die sich tagein tagaus mit ihm beschäftigen sehr am Herzen und ich empfinde es als eine Ehre und besondere Verantwortung, mich in ihrem Sinne für die Zukunft des FCK einzusetzen.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Aufsichtsratswahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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